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Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
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konnte den Abdruck der Kunstblume auf ihrer pelzigen Stirn fühlen, vermutlich hatte sie die letzten paar Stunden regungslos darauf gelegen. Sollten die UI-Sicherheitsleute nicht eigentlich mit Elektrostunnern ausgerüstet sein?
    Der Raum, der vielleicht zwei mal drei Meter maß, war mit dunkelgrauem Recycling-Kunststoff ausgekleidet; die niedrige Pritsche war mit einer dünnen, blauen und offensichtlich jungfräulichen Decke bezogen, und eine gedimmte Leuchtstoffröhre verbreitete einen Hauch gespenstisch kalten Lichts.
    »Schön ist es hier ja nicht gerade.« Sie kratzte sich vorsichtig an der Schnauze. »Und jetzt?«
    »Jetzt warten wir, bis uns jemand hier herausholt. Oh, mein Rücken.«
    »Oh, mein Kopf.« Vorsichtig bettete Kit Lacroze ihren empfindlichen Schädel auf die blaue Decke und brachte die eben noch glatte Oberfläche in Unordnung. »Wie lange, glaubst du, dauert das? Du scheinst da mehr Erfahrung zu haben.«
    »Kann ich hellsehen?« »Kannst du?«
    »Sehe ich aus wie ein Psioniker? Nein! Also frag nicht so blöd. Frag dich lieber, was sie mit uns anstellen werden.« Poison griff mit beiden Händen in ihre Haare und warf sie nach hinten; eines ihrer Augen war zugeschwollen, und unter ihrer Nase klebte getrocknetes Blut, das im Licht der Leuchtstoffröhre schwarz aussah.
    Sie stöhnte. »Nie wieder Lavalampen. Nie wieder.«
    Kit schnitt eine Grimasse und sah zur massiven Tür hin. Sie hatte nicht einmal eine Klappe zum Durchgucken, also musste es irgendwo im Raum eine Kamera geben. Suchend blickte sie zur Decke hoch und fand die winzige Linse sofort. Sie winkte, und ein Stich durchzuckte ihren Schädel. »Autsch! - Weswegen haben wir uns eigentlich geprügelt?«
    »Cleaver hat mich >Justifier-Schlampe< genannt«, grollte Poison. »Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.
    Weswegen du dich geprügelt hast, weiß ich allerdings nicht.« »Ich wollte dir helfen.«
    »Du mir?« Argwöhnisch verengte sich Poisons geöffnetes Auge. »Weswegen?«
    »Weil wir jetzt im selben Team sind, okay? Ich habe schon mit vielen Typen zusammenarbeiten müssen, die ich nicht mochte, aber Team ist nun einmal Team. - Ich habe sogar mein Kleid geopfert. Hier.« Missmutig hob Kit den zerrissenen Saum an, und mit leisem Klicken rieselten Perlchen auf den Kunststoffboden. »Dieses Kleid hat den Bonus für zwei Missionen verschlungen, verstehst du? Es war mein einziges…«
    Kit schrak zusammen, als sich die Zellentür mit einem Fauchen öffnete. Sofort begann ihr Schädel zu pochen. Vor dem hellen Rechteck der Öffnung zeichnete sich eine uniformierte, durchtrainierte und wolfsköpfige Silhouette ab.
    »Raus mit euch«, knurrte der gut gebaute UI-Sec-Beta und unterstrich seine Worte, indem er seinen Schlagstock rotieren ließ. Am Gürtel trug er tatsächlich einen Elektrostunner, der sich aufgrund der kompakten Form aber nicht so medienwirksam schwingen ließ. »Wird’s bald?«
    Kit ließ sich das nicht zweimal sagen; die Blessuren vergessend, sprang sie auf und stürzte nach vorn, um sich möglichst dicht an dem Wolf vorbeizudrängen und mit den Wimpern zu klimpern. Prüfend sog er die Luft durch die Nase ein und grinste; Kit erwiderte das Grinsen, aber es verschwand sofort, als Poison ihr eine Faust grob in die Nieren stieß.
    »Verflucht, Chim, lass dir eine Spritze dagegen geben«, zischte sie Kit böse ins Ohr. »Das ist ja widerlich!« Dann waren sie auch schon draußen im Zellengang.
    »Na los«, bellte der immer noch grinsende Wolf und wies mit dem Stock zu einer Treppe, die nach oben führte.
    »Geht das auch ein bisschen schneller?«
    Im Laufschritt erreichten sie den Vorraum zur Zellenflucht, in dem geschäftiges Treiben herrschte. Ein betrunkener Werftarbeiter übergab sich in einen Abfallkorb, bevor die beiden ihn mehr schleppenden als abführenden Bulldoggen-Betas es verhindern konnten, eine ältere Frau redete lautstark auf einen geduldig lauschenden Security-Sergeanten ein, dessen linkes Auge mit einem bunten Pflaster zugeklebt war, und eine Gruppe Gardeure in zerknitterten Uniformen bewegte sich auf den Ausgang der Brigg zu.
    »Das sind die Wichser von gestern!«, rief die einzige Frau unter ihnen und zeigte Kit den Stinkefinger, bevor sie durch die Polyglastür nach draußen verschwand.
    »Arsch«, knurrte Kit, die der Gardeurin den Kleidermord niemals verzeihen würde.
    »Maul halten«, grollte ihr Wolfs-Beta und schubste sie sanft in Richtung des Tresens, vor dem »Chick« Red Crow auf sie

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