Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher

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Blechbüchsen sind ganz brav, solange man ihnen keine anderslautenden Befehle gibt. Sollten Sie da drüben jedoch auf die Idee kommen, mit dem Laserpointer in Ihrer Hand auf ihre Optiken zu zielen, wären Sie in wenigen Augenblicken nur noch ein Schmierfleck am Boden.«
    Der blonde Archivar erbleichte und steckte den Pointer schnell in die Brusttasche seines Hemds, woraufhin sich Nomura räusperte.
    »Ich habe die Bots angefordert, Kjell. Sie gehören jetzt zum Archiv und werden es vor möglichen Übergriffen schützen. Die Terroristen von Anti-Kon befinden sich wieder in einer Aktivitätsphase.« Der Ärger über Gantts Auftritt war ihm anzusehen, aber seine Stimme klang sachlich kühl. »Solange ich den Bots nichts befehle, werden sie nichts tun.«
    Zur Demonstration schritt er zur Tür und strich über das sanft geschwungene Chassis des rechten Kerberos, das aus Ultrastahl und Kunststoff bestand. Klickend rotierte die Optiklafette des Bots. Es sah beinahe so aus, als verdrehe er die Augen, weil er sich für die Zärtlichkeit vor seinem Kollegen schämte, aber natürlich wusste Gantt, dass dem nicht so war: Mit Ausnahme von elektrischen Impulsen, von Nullen und Einsen spielte sich in dem abgerundeten Schädel der Maschine nichts ab. Sie lächelte.
    Als sie ihren Blick von den Secbots abwandte, bemerkte sie, dass Nomura sie auffordernd anstarrte. »Komm mit.«
    Ohne abzuwarten, ob die Frau ihm folgte, ging Nomura in sein Büro; Gantt schloss die Tür hinter sich. Das Erste, was ihr auffiel, war, dass der Monitor diesmal ausgeschaltet war. Ihre Mundwinkel zuckten amüsiert. »Das Versorgungsschiff liefert deine neue Einrichtung in der nächsten Woche, Neo, denn leider war nichts Adäquates auf Lager. Die übrigen Sachen werden möglicherweise etwas länger dauern. Hallo übrigens.« Sie streckte die schwarze Hand mit den blau lackierten Fingernägeln aus, aber ihr Vorgänger verschränkte die Arme, anstatt sie zu ergreifen.
    »Mich kotzt an, wie du dich aufführst, Line. Ich will nicht, dass du meine Mitarbeiter einschüchterst. Keiner von ihnen arbeitet um meinetwillen hier, also lass sie in Ruhe! Und lass die gönnerhafte Art - bei dir wirkt sie bloß lächerlich.«
    Ihr Lächeln erstarb.
    »Wo ist die Akte?«
    »Im Archiv. Die Kopie«, er hielt einen kleinen Datenträger in die Höhe, »ist hier.« »Dann gib mir den Chip. Ich habe meinen Teil des Deals eingehalten.« »Den einfachen Teil.«
    »Ich sagte schon, der Rest kommt mit dem Versorgungsschiff, und das Bild… nun ja, du hast wirklich einen exklusiven Geschmack, Neo, aber Gabby hat es aufgespürt. Deal ist Deal, und ich werde mich natürlich auch an den Rest der Abmachung halten.« Sie drehte die Handfläche nach oben. »Kann ich ihn jetzt haben?« »Du solltest dich mit dem Lesen beeilen - in ziemlich genau drei Stunden wird nur noch ein billig produzierter Webfilm auf dem Chip sein.«
    »Hoffentlich nichts Anstößiges«, spöttelte Gantt, aber Nomura ging nicht darauf ein. Wortlos legte er den Chip in ihre Hand. »Danke schön.«
    »Was willst du mit Azers Akte?«
    »Ich möchte meinen neuen Vorgesetzten besser kennenlernen, Neo: seine Vorlieben, Abneigungen, berufliche Stationen und so weiter. Schließlich werden wir jetzt oft miteinander zu tun haben, und du weißt ja - niemand kennt eine Person so gut wie der Konzern, für den er arbeitet.«
    Wieder lächelnd steckte sie das kondensierte Wissen über Wilfred Achmed Azer in die Tasche ihres himmelgrauen Anzugs.
    »Noch einmal danke. Ich freue mich schon auf den … Film.«
    System: DEF-563-UI
    Planet: DEF IV (United Industries)
    Utini Raumstation, an einem unbekannten Ort
    Hatte sie nicht gerade ein Stöhnen gehört?
    Kit schreckte hoch, wobei sie gegen etwas stieß, das sich neben ihr am Boden zusammengerollt hatte. Es war Poison.
    »Noch nicht, Papa«, knurrte die Gardeurin. »Ich bin so müde.«
    »Ich bin nicht dein Papa«, knurrte Kit zurück und betastete vorsichtig ihren Hinterkopf. Es fiel ihr schwer, den Blick zu fokussieren, und die schmerzende Beule fühlte sich an, als sei sie so groß wie eine Synthkartoffel. »Wo sind wir?« »Hm?«
    Nun setzte sich auch Poison auf, deren Pferdeschwanz sich aufgelöst hatte; glattes, blassblondes Haar fiel über das herbe Gesicht nach vorn.
    »Wo wir sind? In der Brigg natürlich. Wo sollten wir sonst sein?«
    »Keine Ahnung. Ich war noch nie hier.« Kit sah sich vorsichtig um… sehr vorsichtig, um ihren malträtierten Schädel nicht zu provozieren. Sie