Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
Vom Netzwerk:
Wörter konzentrieren. Das war nicht die Schuld der anderen Justifiers, die sich lärmend um den Kaffeeautomaten drängten, dessen Bedienfeld eben mit lautem Klirren im Inneren der Maschine verschwunden war. Normalerweise vermochte Kit beim Warten auf den Sprung ebenso konzentriert zu lesen wie in einer überfüllten Cafeteria. Es lag auch nicht an Lieutenant Spinova, dass ihr das Lesen heute kein Vergnügen bereiten wollte. Zwar schrie die kompakte, kahlgeschorene Russin wütend auf einen gigantischen Nashorn-Beta ein, der für das Malheur mit dem Kaffeeautomaten verantwortlich war; das Keifen und die filmreifen Drohungen hatte Kit in den Jahren ihres gemeinsamen Schaffens allerdings zu tolerieren gelernt.
    Nein, Kit war nicht sonderlich glücklich über das, was sie vorhin erfahren hatte, und die Gedanken daran vermiesten ihr die Laune. Wo auch immer sich der Chief gerade herumtrieb - er war jedenfalls nicht hier bei den anderen, und so erschrak Kit bei jeder Lautsprecherdurchsage aufs Neue. Sie wurde die zwanghafte Vorstellung nicht los, der … Mann könnte die Brücke der Marquesa entern und den Navigator mit vorgehaltener Waffe dazu zwingen, Kurs auf die Erde zu nehmen. Oder so ähnlich.
    »Achtung, hier Brücke«, dröhnte es in diesem Augenblick aus dem Lautsprecher neben der Tür, und natürlich zuckte Kit wieder zusammen. »In fünfzehn Minuten werden wir ins Interim eintreten; nehmen Sie eine sichere Position ein und schnallen Sie sich an. Das gilt auch für die Justifiers. Brücke aus.« Das entlockte Kit dann doch ein Grinsen.
    »Der scheint uns zu kennen«, murmelte sie in den Raum hinein, während sie hinter sich griff und nach den Gurten tastete. Tatsächlich ließen die meisten der Justifiers vom Kaffeeautomaten ab und suchten nach einem Platz, der sie den Eintritt ins Interim - den Raum zwischen den Räumen - sicher überstehen ließ. Nur Malee, eine dünne Menschin mit rattigem Haar, stocherte weiterhin mit einem zusammengerollten Tabsheet nach einem der Druckkontakte auf der im Gehäuse verborgenen Kaffeeautomatenplatine, in der Hoffnung, doch noch zu ihrem Latte Macchiato zu kommen.

    Shiloh war der Erste, der sich mit schwingenden Armen neben Kit in die Polster warf; die Bank gegenüber füllte sich nacheinander mit Lieutenant Spinova, dem Rhino-Beta, einem schuppigen Hybriden namens Gash und einem schlaksigen Kerl, der Haariq hieß und seinen ganzen Sold offenbar in Cyber-Tattoos investiert hatte. Erneut versuchte Kit sich auf ihren Roman zu konzentrieren, und erneut wollte es ihr nicht gelingen. Wo treibt sich dieser Mistkerl bloß herum?
    »Mist.« Mit einem Seufzer ließ sie das SMAG in ihren Schoß fallen.
    »Was ist, Herzchen, hast du das Lesen verlernt?«, spöttelte Shiloh. »Gib mal her.« Mit übertriebener Anstrengung blinzelte er das kleine Display an. »Wow. Die Gräfin in Grün. Du liest ja Mädchenkram!«
    »Ich bin ja auch ein Mädchen«, entgegnete Kit gereizt und fletschte die Zähne. »Und wenn du nicht aufhörst, dieses Mädchen zu nerven, Herzchen, dann wird es seine Fuchshaken in deine Eier schlagen!«
    »Wenigstens habe ich Eier«, befand der Orang-Utan-Beta würdevoll.
    Kit zog die Lefzen hoch.
    »Na und? Beim Schwanzvergleich ziehst du eindeutig den Kürzeren.«
    Abgehackte Keuchlaute drangen aus der schuppigen Kehle des Echsenmannes, und Haariq klopfte sich vergnügt auf die Schenkel. »Das will ich sehen«, rief er, während das Löwen-Cyberoo auf seiner Stirn langsam das Maul aufriss. »Na los, King Kong: Hosen runter! Zieh blank!«
    »Mein Samenspender war ein Orang-Utan. King Kong war ein Gorilla«, korrigierte Shiloh den menschlichen Justifier herablassend.
    »Ruhe«, schnauzte Lieutenant Spinova. »Dem Nächsten, der Unsinn redet, zieh’ ich höchstpersönlich eine rein!
    Und schnallt euch gefälligst an.«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zum Hauptgang mit einem leisen Zischen und ließ Corrigan und Poison ein. Die blonde Gardeurin steuerte automatisch auf die Sitzreihe gegenüber zu und setzte sich mit verschränkten Armen neben Spinova, die sie irritiert ansah. Auch Kit war milde irritiert, da Poisons Augen mit schwarzer Wimperntusche betont waren und sie niemals geglaubt hätte, dass die Soldatin überhaupt wusste, was das Wort
    »schminken« bedeutete.
    Der Chief nickte kurz in den Raum und ließ sich dann auf dem verbliebenen Sitzplatz neben der Beta-Füchsin nieder, die augenblicklich zur Seite rückte. Während der Rhino gegenüber den Kopf

Weitere Kostenlose Bücher