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Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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jetzt blind zur Decke. Der schmale nackte
Körper bot ein gräßliches Bild. Jemand mußte mit
allen erdenklichen Mitteln versucht haben, eine Auskunft aus ihr
herauszubekommen. Ein Sadist hatte sich mit einem glühenden Messer über sie
hergemacht.
    Übelkeit stieg in mir hoch,
aber ich zwang mich, genau hinzusehen. Eine tödliche Wunde konnte ich nicht
entdecken, also mußte wohl der Schmerz oder die Angst sie getötet haben. Alle
Diamanten der Erde konnten nicht wiedergutmachen, was man hier Janice O’Brien angetan
hatte, dachte ich halb betäubt. Kalter Haß begann sich in mir zu regen. Haß
gegen den Mörder dieses armen Mädchens, Haß gegen Mike Kluger, denn schließlich
wäre das nie passiert, wenn er sie vor sieben Jahren zufrieden
gelassen hätte. Und dann ging mir auf einmal auf, daß ich eigentlich genausoviel Schuld hatte wie Kluger.
    Meine Handflächen wurden feucht
— und dann hörte ich von fern die Sirenen der
Streifenwagen.
     
     
     

6
     
    Die aufsteigende Panik kostete mich
ein paar wertvolle Sekunden. Wenn die Polizei mich hier mit Janice O’Briens
Leiche fand, gab es für sie nur eine einzige und sehr einleuchtende Erklärung:
Kluger hatte ihr die Diamanten zum Aufbewahren gegeben, und als sie die Steine
nicht ausliefern wollte, hatte er sie mißhandelt , um
ihr Versteck zu erfahren.
    Die Geschichte klang so klar
und einfach, daß ich direkten Fußes in der Gaskammer landen mußte. Wer würde
mir schon meine wilde Faselei glauben, daß ich ein gewisser Farrel war, der sich nur vorübergehend der Maske Mike Klugers bedient hatte? Und selbst wenn sie es mir glaubten — die Sache blieb die
gleiche. Ich hatte dieselben guten Gründe wie Kluger, dem Mädchen sein
Geheimnis mit Gewalt zu entreißen.
    Die Sirene war immer lauter
geworden, dann erstarb sie, als die Wagen vor dem Haus hielten. Jetzt setzte
ich mich endlich in Bewegung und schlich in die Halle. Ich knipste das Licht
aus und öffnete vorsichtig die Wohnungstür. Draußen war alles ruhig, also
verließ ich schnell das Apartment, zog hinter mir die Tür ins Schloß und eilte
zur Treppe.
    Aber ehe ich sie noch erreicht
hatte, hörte ich unten die Haustür gehen, dann stapften schwere Fußtritte zum
ersten Stock hinauf. Da drehte ich mich wieder um. Unter der Tür der
Nachbarwohnung kam ein dünner Spalt Licht hervor. Der Lärm der Sirenen mußte
den Mieter ganz bestimmt geweckt haben.
    In derselben Sekunde hämmerte
ich mit dem Lauf meiner Pistole gegen die Tür.
    »Wer ist da ?« ertönte eine weibliche Stimme von drinnen.
    »Polizei !« dröhnte ich. »Aufmachen.«
    Ein paar atemberaubende
Sekunden stand ich da und wartete, während die schweren Schritte immer näher
kamen. Schließlich hörte ich, daß innen die Sicherheitskette ausgeklinkt wurde,
und dann öffnete sich die Tür.
    Mit einem Satz drängte ich mich
in die Wohnung, warf die Tür hinter mir zu und legte die Kette wieder vor.
    »Was ist denn eigentlich los ?« fragte eine verwunderte Stimme.
    Langsam drehte ich mich um und
lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür, während die Wohnungsinhaberin mich
mit weitaufgerissenen Augen ansah. Strubbeliges schwarzes Haar fiel ihr halb
über ein Auge, was ihr ein entzückend kesses Aussehen verlieh. Das Gesicht
verriet Intelligenz und der volle Mund Sinn für Humor; das war wenigstens
etwas, obwohl die dunklen Augen mich jetzt nicht mehr erstaunt, sondern eher
argwöhnisch betrachteten.
    Sie trug ein Nylonshorty , dessen Oberteil die vollen Brüste ahnen ließ —
das winzige Höschen war auch nicht dazu angetan, die üppigen Hüften zu
verbergen. Wenn mir jetzt nach irgendwelchen Späßen zumute gewesen wäre, hätte
ich keinen günstigeren Moment abpassen können.
    »Sie sind ja gar nicht von der
Polizei«, sagte sie empört.
    »Hören Sie«, entgegnete ich
verzweifelt, »Sie müssen mir einfach glauben. Das Mädchen in Ihrer
Nachbarwohnung ist tot, aber ich habe nichts damit zu tun. Wenn die Polizei
mich findet, glaubt man mir kein Wort .«
    »Wenn Sie sie nicht getötet
haben, wer war es denn ?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich.
»Der Täter muß in der Wohnung versteckt gewartet haben. Als wir kamen, hat er
mir eins über’n Kopf gegeben. Als ich wieder
aufwachte, war er weg. Dann habe ich das Mädchen im Schlafzimmer gefunden .«
    Ein paar Sekunden nagte sie an
der Unterlippe, während sie mich nachdenklich betrachtete. »Eins kann ich
jedenfalls nachprüfen«, murmelte sie. »Wenn das stimmt, was Sie sagen, dann
müßten

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