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Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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endete. Ich wagte nicht einmal, an
die Möglichkeit zu denken, daß ich wirklich eines Tages die Steine in die
Finger bekam; das schien mir im Moment mehr als unglaubwürdig.
    Fünf Minuten später tänzelte
Janice O’Brien glücklich und eilig an meinen Tisch. Jetzt hatte sie den
Regenmantel nicht mehr an. Ihr Goldlamékleid war so
eng, daß ich mich wunderte, wie sie überhaupt darin sitzen konnte. Für eine so
hagere Figur war das enge Kleid nicht sehr vorteilhaft, es zeigte ihren
flachbrüstigen, knabenhaften Körper und die mehr als dünnen Beine; sie wirkte
beinah verhungert.
    »Champagner?« Ihre Stimme
perlte mit dem Sekt um die Wette. »Das ist aber eine reizende Idee, Mike .«
    »Möglich«, brummte ich, »bloß
stammt sie nicht von mir. Wir sind Gäste des Hauses .«
    »Ich laß mir von Mr. Chris
Edwards nichts schenken«, sagte sie gedrückt. »Von dem habe ich mir schon mehr
als genug gefallen lassen müssen .«
    »Warum gehen wir dann nicht
einfach ?« schlug ich vor. »Ich habe genug getrunken .«
    Der Portier rief uns ein Taxi
herbei, und zehn Minuten später hielten wir vor ihrem Haus. Als wir die Treppen
hinaufstiegen, schob Janice ihren Arm unter den meinen und drückte ihn an sich,
daß ich alle ihre Rippen fühlte.
    »Im dritten Stock«, flüsterte
sie sanft. »Es ist noch nicht besonders hübsch eingerichtet, weil ich ja erst
zwei Wochen da wohne, aber das macht dir doch nichts, Mike, was ?« Sie drückte meinen Arm noch kräftiger. »Ich kann immer
noch nicht glauben, daß es wahr ist. Du bist wieder bei mir, und wir haben eine
ganze lange Nacht vor uns. Du weißt ja nicht, wie sehr ich dich liebe; aber
warte nur, ich werde es dir zeigen .«
    Wir waren im zweiten Stock
angelangt und nahmen den dritten in Angriff.
    »Hoffentlich wirst du nicht
müde, Geliebter«, kicherte Janice glücklich. »Noch neun Stufen, dann sind wir
im Paradies .«
    Als wir schließlich vor ihrer
Wohnungstür standen, fischte sie in ihrer Tasche nach den Schlüsseln und
seufzte erleichtert auf, als sie sie gefunden hatte.
    »Stell dir mal vor, wenn ich
die vergessen hätte und wir die Nacht hier im Treppenhaus verbringen müßten«,
flüsterte sie. »Ich würde mich auf der Stelle umbringen .«
    Vielleicht sollte ich mich
umbringen, weil sie diesen verdammten Schlüssel gefunden hatte, dachte ich
mürrisch, als ich ihr in den Flur folgte. Schließlich war ich nur gekommen, um
mich zu versichern, daß sie mich mit dem Päckchen auch nicht angelogen hatte.
Die Vorstellung, mich mit Janice O’Brien ins Bett zu legen, lockte mich ganz
und gar nicht; bloß wußte ich nicht, wie ich ihr das beibringen sollte.
    Jetzt hatte sie den Schalter
gefunden, und ich trat einen Schritt weiter in die rosa erleuchtete Halle —
dann stürzte der Himmel über mir ein. Irgend
etwas Hartes traf meinen Kopf mit brutaler Gewalt. Im Bruchteil
einer Sekunde sah ich Sterne vor meinen Augen tanzen, dann sank ich beinah
dankbar in eine weiche schwarze Finsternis.
     
    Mein Kopf schmerzte
unerträglich — beinahe wär es mir lieber gewesen, noch ein wenig bewußtlos zu bleiben. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir,
daß ich ungefähr zwanzig Minuten hinübergewesen sein
mußte. Es dauerte mindestens so lange, bis ich langsam wieder auf die Beine
kam. Mir schien es jedenfalls eine Ewigkeit.
    Ich befand mich immer noch in
der kleinen, matt erleuchteten Halle, jetzt war aber die Eingangstür hinter mir
geschlossen.
    »Janice«, rief ich ein paarmal,
aber niemand antwortete. So schleppte ich mich schließlich zum Wohnzimmer, in
dem ebenfalls Licht brannte. Es sah aus, als ob eine Horde Wilder darin gehaust
hätte.
    Alle Schubladen waren
herausgezogen, und ihr Inhalt lag über den ganzen Boden verstreut. Alle Kissen,
die Polster von Couch und Sesseln waren auf geschlitzt, so daß überall die
Füllung heraushing. Selbst ein paar Bilder waren zerschnitten.
    Mit einem Griff in die Tasche
versicherte ich mich, daß die Pistole, die ich auf Diane Klugers Rat mitgenommen hatte, noch da war. Erleichtert zog ich sie heraus. Mit einem
Fuß stieß ich die Schlafzimmertür auf — dort hatten sie beinahe noch toller
gehaust. Die Matratze lag in Fetzen auf dem Boden, Baumwollflocken waren im
ganzen Zimmer zerstreut — es sah aus wie Weihnachtsschnee im Juli.
    Auf dem kahlen
Sprungfederrahmen lag Janice O’Brien; ein nackter Fuß hing über der Bettkante.
Vorsichtig trat ich näher, und langsam begann ich Einzelheiten wahrzunehmen.
Die weit offenen Augen starrten

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