Zero Option: Thriller
der Strategie bin ich sehr wohl vertraut, Roland.«
»Das weiß ich doch«, meinte Procter. »Aber es kann nicht schaden, sich daran zu erinnern, wenn die Dinge ein bisschen undurchschaubarer werden, als uns lieb ist.«
Clarke hielt den Blick nach wie vor auf die Tiger gerichtet. Einer war mittlerweile eingeschlafen.
»Roland«, begann er, ohne Procter anzuschauen. »Ich bin wirklich nur äußerst ungern derjenige, der Ihnen die Augen öffnet, aber schlimmer hätte es gar nicht kommen können. Ihr Freund hat – wie viele genau? – zwölf Menschen ermordet. Und wenn die ersten Berichte zutreffend sind, dann sind unter den Toten auch vier Bewohner der Nachbarsuite.«
»Und diese toten Zivilisten stimmen mich sehr, sehr traurig«, versicherte ihm Procter. »Aber Tesseract hatte, was den Ort des Attentats anging, nur wenige Alternativen. Es wäre natürlich schön gewesen, wenn Yamout und Petrenko sich irgendwo in einer einsamen Hütte getroffen hätten, aber das haben sie nun mal nicht. Und bei solchen Dingen besteht immer das Risiko, dass auch Unbeteiligte zu Schaden kommen. Aber ich finde, wir sollten erst einmal abwarten, was Tesseract dazu zu sagen hat, bevor wir uns ein endgültiges Urteil erlauben.«
Clarke schnaubte. »Ihr MVP hat es nicht auf die Reihe gekriegt, Yamout zu töten, hat dabei aber vier Zivilisten umgebracht, und Sie wollen erst mal abwarten, was er dazu zu sagen hat? Roland, bitte. Sehen Sie endlich den Tatsachen ins Auge: Tesseract ist längst nicht so gut, wie Sie gehofft hatten. Er stellt sogar einen noch größeren Unsicherheitsfaktor dar, als ich befürchtet hatte. Auf zwei Kriminelle kommt jeweils ein toter Unbeteiligter. Da hätten wir das ganze Gebäude auch gleich mit Mörsern unter Beschuss nehmen können. Dann hätten wir zumindest auch Yamout erwischt.«
»Sie kommen doch aus dem Militär«, entgegnete Procter. »Da müssten Sie Kollateralschäden eigentlich besser verkraften.«
Clarke kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
»Apropos Kollateralschäden«, fuhr Procter fort. »Es gibt da etwas, was Sie wissen sollten. Es geht um Saul Callo. Die Briten, die wir dafür engagiert haben, haben sich nach dem Anruf bei Yamout bei mir gemeldet. Callo hat versucht zu fliehen. Abbot und Blout hatten keine andere Wahl, sie mussten ihn neutralisieren, um sich nicht selbst zu gefährden. Ich bin natürlich ziemlich sauer, aber schlaflose Nächte habe ich deswegen auch keine. Brauchen Sie auch nicht zu haben. Callo war ein ausgesprochen widerliches Exemplar der menschlichen Rasse. Das wissen Sie genauso gut wie ich.«
Clarke seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich habe Abbot und Blout mit ins Boot geholt, also fühle ich mich auch für Callos Schicksal verantwortlich. Aber, wie Sie schon gesagt haben, schlaflose Nächte werde ich wegen ihm auch nicht haben. Ich wünschte, das Gleiche könnte ich über Tesseract sagen.«
Procter legte die Hände auf den Zaun. »Es gibt so vieles, was wir nicht wissen, also sollten wir keine voreiligen Schlüsse ziehen und ihn verdammen, bevor wir die Fakten kennen. Sobald er sich meldet, können wir ihn ausführlich befragen. Unser primäres Ziel haben wir erreicht, selbst wenn Yamout am Leben geblieben ist. Und das nenne ich einen Erfolg.«
Clarke meinte: »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir unsere Beziehung zu diesem Attentäter neu definieren.«
Der zweite Tiger schloss sich dem ersten an und klappte die Augen zu. Sie lagen Seite an Seite nebeneinander.
Procter schüttelte den Kopf. »Ich kann wirklich nicht verstehen, warum Sie ihn so schnell loswerden wollen. Muss ich Sie noch einmal daran erinnern, dass er seine ersten beiden Aufträge hundertprozentig erledigt hat? Wenn er Kasakov in Bukarest nicht das Leben gerettet hätte, dann hätten wir unseren kleinen Krieg hier niemals anzetteln können. Nur wegen ihm sind unsere Pläne überhaupt so weit gediehen, dass wir jetzt besprechen können, wie es weitergehen soll. Kasakov will Ariff an den Kragen und Ariff Kasakov. Und das haben wir Tesseract zu verdanken.«
»Ganz genau«, erwiderte Clarke. »Wir haben etwas in Gang gesetzt und können jetzt anfangen, uns zu überlegen, ob wir nicht die eine oder andere offene Frage klären sollten, und zwar endgültig.«
»Einen Moment mal, Peter. Wir haben etwas in Gang gesetzt, das ist richtig, aber wir brauchen Tesseract zumindest ein letztes Mal, das sollten Sie nicht vergessen.«
»Falls es jemals so weit kommt. Was nicht der Fall sein wird,
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