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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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rechnete er ganz automatisch mit dem Schlimmsten. Das Beste zu hoffen war braven Bürgern und toten Auftragskillern vorbehalten. Darum hielt er noch intensiver als sonst nach möglichen Spitzeln Ausschau, traf noch mehr Vorkehrungen als gewöhnlich. Dass er bei dem Yamout-Auftrag versagt hatte, ließ sich nicht so einfach aus seinem Bewusstsein verdrängen. Insbesondere die Tatsache, dass er nur deshalb versagt hatte, weil eine dritte Partei eingegriffen hatte. Sodass er gezwungen gewesen war, vier Angehörige dieser dritten Partei zu erschießen, weil sie ihn unter Beschuss genommen hatten. Er rieb sich den Arm. Tat immer noch weh. Die Verletzung war nicht schlimm, aber das, was die Auftraggeber dieses Überwachungsteams im Gegenzug veranlassen konnten, das musste er sehr ernst nehmen.
    Er hatte den Laptop mit den Aufnahmen aus den versteckten Kameras in der Präsidentensuite zwar zerstört, aber er war sich sicher, dass es irgendwo noch Sicherungskopien geben musste. Wer sich im Kampf so geschickt anstellte, der pfuschte nicht bei Überwachungsmaßnahmen. Wer immer der Auftraggeber war, jetzt kannte er Victors Gesicht, seine Stimme und war möglicherweise schon in diesem Augenblick dabei, ihm auf die Spur zu kommen. Die Konfrontation mit Petrenkos Leuten auf dem Bahnhof von Minsk würde eventuellen Verfolgern noch mehr Material über ihn in die Hände spielen.
    Petrenko war nicht das Problem. Victor hatte dem Weißrussen viel zu viel Angst eingejagt, als dass er eine Racheaktion fürchten musste. Damit war zumindest ein potenzieller Todfeind aus dem Spiel.
    Blieb noch sein eigener Auftraggeber.
    Da es in Lavarone kein Internet-Café gab, fuhr Victor mit dem Bus in einen der größeren Orte in der Umgebung. Dort hielt er geschlagene zwei Stunden lang Ausschau nach möglichen Verfolgern, bevor er den menschenleeren Laden betrat und sich vor einen Computer setzte. Es war das erste Mal seit seinem Attentatsversuch auf Yamout, dass er in seinem CIA-Postfach nachsah. Wie erwartet befand sich darin eine Aufforderung, Kontakt aufzunehmen und über Minsk zu berichten. Den ursprünglich vereinbarten Zeitpunkt für den Anruf hatte er verpasst, aber darauf ging die E-Mail nicht ein. Der Tonfall war neutral und verriet mit keiner Silbe, wie ungehalten sein Auftraggeber war, weil Yamout den Anschlag überlebt hatte. Aber dass er nicht glücklich darüber sein würde, das verstand sich von selbst.
    Victor rieb sich den rechten Trizeps, bevor er seine Antwort eingab und seinem Gegenüber eine Zeit für den Rückruf mitteilte. Die paar Tage ohne größere Anstrengungen hatten seiner Wunde gutgetan. Sie heilte ab, hatte sich nicht entzündet, und auch die Schmerzen ließen kontinuierlich nach. Er nahm keine Schmerzmittel. Das hatte zwar deutlich spürbare Nachteile, aber der Schmerz war immer noch der beste Indikator für den Heilungsverlauf.
    Den Rest des Nachmittags verbrachte er mit der Erkundung der Orte und Dörfer der Lavarone-Hochebene, mit dem Bus oder zu Fuß. Gelegentlich plauderte er mit den freundlichen Einheimischen ein wenig über die Schönheit ihrer Region.
    Nach Einbruch der Dunkelheit kehrte Victor in sein Hotel zurück. In seinem Rucksack steckte ein frisch erworbener, kleiner Laptop. In seinem Zimmer angekommen, fuhr er den Computer hoch, loggte sich ins Internet ein, lud die benötigte Software herunter, installierte sie und rief schließlich seinen Brötchengeber an.
    »Was war da los?«, wollte der Mann wissen.
    »Also heute mal ohne jeden Smalltalk?«
    »Ganz genau, heute nicht, mein Freund. Nicht, wenn Sie versagt haben. Nicht, wenn Sie dabei auch noch vier Unbeteiligte erschießen.«
    »Wenn Sie mir keine achtundvierzig Stunden Zeit geben, um einen Waffenschieber zu ermorden, der von zehn Bewaffneten beschützt wird, dazu noch an einem Ort mit sehr eingeschränkten Möglichkeiten, dann muss Ihnen klar sein, dass die Erfolgsaussichten nicht besonders groß sind.«
    »Die zweite Hälfte Ihres Honorars können Sie vergessen«, konterte sein Auftraggeber, »und glauben Sie ja nicht, dass ich Sie nach diesem Debakel schon mit dem nächsten Auftrag vom Haken lasse. Ich habe Sie wirklich für besser gehalten, für deutlich besser.«
    »Angesichts der unvorhergesehenen Umstände hätten Sie den Auftrag liebend gerne anderweitig vergeben können, falls Sie jemanden kennen, der dazu in der Lage gewesen wäre.«
    Erst eine Pause, dann: »Was für Umstände?«
    »Ich weiß wirklich nicht, woher Sie Ihre Informationen

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