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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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Selbstbewusstsein, das in langjähriger Vertrautheit wurzelte. Seiner Erfahrung nach geschahen unten auf dem Boden viel schlimmere Dinge als oben in der dünnen Luft.
    Er knackte eine Dose seines deutschen Lieblingsbiers und nahm einen großen Schluck. Dann wischte er sich den Schaum vom Kinn und bot den beiden anderen Männern, die mit ihm im Cockpit saßen, ebenfalls eine Dose aus seinem Sechserpack an. Der Kopilot bediente sich und nahm einen ähnlich großen Schluck. Der Navigator mimte wie üblich den Langweiler und lehnte ab.
    Die beiden Biertrinker rülpsten fröhlich.
    Dreitausend Meter unter ihnen standen zwei Afghanen mit Ferngläsern auf einem Berg. Die Sonne brannte, aber trotzdem war es hier, dreitausendsiebenhundert Meter über dem Meeresspiegel, kalt, und sie hatten zum Schutz vor der Kälte einen Pakul, die traditionelle Kopfbedeckung der Afghanen, aufgesetzt und sich in lange Mäntel gehüllt. Ihre Ferngläser waren US-Fabrikate, die das Militär an die damalige Nord-Allianz verteilt hatte. Die Taliban waren zwar schon längst nicht mehr an der Macht, aber die Afghanen hatten die wertvollen Geschenke behalten. In der Nähe stand ein Esel und kaute trockenes Gras.
    »Da ist es«, sagte der eine und ließ das Fernglas sinken. »Es kommt auf uns zu.«
    Der andere Afghane nickte. »Pünktlich auf die Minute.«
    Die Stinger lehnte bereits abschussbereit an einem Felsblock. Der ältere Afghane kam ohne Probleme damit zurecht und schwang sich die Waffe auf die Schulter. Sie war einen Meter zweiundfünfzig lang und wog 15,8 Kilogramm. Der stolzeste Moment im Leben des Afghanen lag lange zurück, in den späten Achtzigerjahren. Damals hatte er zum letzten Mal eine Stinger bedient und damit einen sowjetischen Hubschrauber mit dem Codenamen »Hirschkuh« abgeschossen. Bis heute wurde von dieser Heldentat gesprochen, und die Jungen erstarrten jedes Mal in Ehrfurcht, wenn er die Geschichte erzählte. Die USA hatten im Rahmen eines Fünfundfünfzig-Millionen-Dollar-Programms rund sechzig Prozent der vielen hundert Stinger-Raketenwerfer, die die Mudschaheddin während der Auseinandersetzungen mit dem Sowjetregime erhalten hatten, zurückgekauft. Dieser hier gehörte zu den vierzig Prozent, von deren Verbleib nichts bekannt war.
    Der Afghane schob die Gaskartusche mit dem Kühlmittel in die Halterung und drückte auf einen Knopf. Nichts passierte. Er fluchte, wenn auch nicht besonders überrascht, holte die Kartusche wieder heraus und ließ sich die nächste geben – der zweite Mann hatte mehrere Ersatzkartuschen zur Verfügung. Wieder gab es keine Reaktion, als er auf den Knopf drückte. Die Stinger und die Abschussvorrichtung waren jahrzehntealt, und viele der Kühlkartuschen funktionierten nicht mehr. Der Afghane schob eine dritte, neuere Kartusche in die Halterung, und jetzt klappte es. Das Argon wurde zischend in das Abschussrohr geleitet, um den Zielsuchkopf der Rakete zu kühlen. Erst dadurch war sie in der Lage, ihr Ziel per Infrarotstrahlung selbstständig anzusteuern.
    Die Antonov kam immer näher und wurde immer größer.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Kreiselkompass und die Elektronik vollständig aktiviert waren. Während dieser Zeit nahm der Schütze die Schutzkappe vom Ende des Abschussrohrs und legte das Auge an das Zielfernrohr. Das Sichtfeld war sehr schmal, und er schwenkte auf der Suche nach dem Flugzeug kreuz und quer über den Himmel.
    »Weiter rechts«, unterstützte ihn der zweite Afghane, »und höher.«
    Der ältere der beiden Männer tat, wie ihm gesagt wurde. »Ich hab sie.«
    Eine Sekunde später hörte er den charakteristischen Signalton und wusste, dass der Sucher das Ziel eingespeichert hatte.
    Der Afghane konnte den Schweiß auf seinen Lippen schmecken, während er die Waffe fast senkrecht nach oben richtete. Dadurch wollte er sicherstellen, dass die gestartete Rakete genügend Höhe gewann, bevor der Raketenmotor ansprang. Wenn nicht, dann bestand die Gefahr, dass der Rückstoß ihm das ganze Gesicht abfackelte.
    Er drückte den Abzug, und keine zwei Sekunden später schleuderte die Gasladung das Geschoss aus dem Rohr. Der Startantrieb fiel von der höhersteigenden Rakete ab, während die vorderen Steuerflügel und die Schwanzflossen ausklappten. In einer Höhe von sechs bis sieben Metern zündete der Festbrennstoffmotor.
    Die Stinger stieß ein gewaltiges Brüllen und eine dichte Rauchwolke aus. Zwei Sekunden später hatte sie bereits auf doppelte Schallgeschwindigkeit

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