Zero Option: Thriller
Roland. Es ist bloß so, dass wir zu diametral entgegengesetzten Schlussfolgerungen kommen.«
»In diesem Punkt täuschen Sie sich, mein Freund. Wir ziehen genau die gleichen Schlussfolgerungen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Sie sich deswegen Sorgen machen, während ich mich darüber freue.«
»Sie freuen sich also darüber, dass irgendwo da draußen ein wutschnaubender Profikiller unterwegs ist, der möglicherweise tut, was man ihm sagt, aber möglicherweise auch nicht?«
Procter wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich kann gut damit leben.«
»Dann verraten Sie mir doch mal, was wir machen sollen, wenn seine Wut größer ist, als wir glauben.«
»Dann ziehe ich die Notbremse.«
Clarke seufzte. »Ich glaube, so langsam ist es an der Zeit, dass Sie mir verraten, wie diese Notbremse aussehen soll.«
»Das kann ich nicht.«
Clarke lief knallrot an. »Und warum nicht, verdammt noch mal?«
»Wir stehen bei dieser Sache zwar auf einer Seite, aber manche Dinge sollte man besser für sich behalten, und zwar zur beiderseitigen Sicherheit. Was Ihnen ja sehr wohl bewusst sein dürfte.«
»In diesem Fall finde ich dieses Argument nicht stichhaltig, Roland.«
»Na gut, wenn wir schon alle Karten auf den Tisch legen müssen, dann will ich wissen, wer diese Operation von Ihrer Seite aus finanziert.«
Clarke verstummte kurz. »Sie wissen, dass ich das nicht verraten darf. Wir haben uns doch auf absolute Anonymität verständigt, zum Schutz aller beteiligten Parteien, für den Fall, dass etwas schiefgehen sollte. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich kann.«
»Verschonen Sie mich mit Ihren Vorträgen. Wer?«
»Ich werde diese Frage nicht beantworten«, erwiderte Clarke. »Also verschonen Sie mich mit Ihren Fragen. Und, wenn ich Sie daran erinnern darf: Unser Sponsor weiß auch nicht, wer Sie sind.«
»Na gut, dann verraten Sie’s mir eben nicht«, lenkte Procter ein. »Aber dann habe ich ebenso das Recht zu schweigen.«
»Das ist aber nicht dasselbe«, protestierte Clarke. »Wenn ich weiß, was Sie mit Tesseract vorhaben, falls er sich zum Problem entwickeln sollte, stellt das noch keine Gefährdung für mich dar.«
»Vielleicht nicht«, gestand Procter ein und lächelte. »Aber ich will Ihnen die Überraschung nicht verderben.«
Clarke schwieg für einen Augenblick. »Warum habe ich bloß das Gefühl, dass Sie mich genauso an der Nase herumführen wie diesen Tesseract?«
»Weil Sie schon zu lange in diesem Geschäft sind, Peter. So wie ich. Aber wir stehen auf derselben Seite. Wir wollen beide diesen abscheulichen Waffenschiebern das Handwerk legen, und das, was wir vorhaben, ist der Weg – der einzige Weg –, wie wir dieses Ziel tatsächlich erreichen können.«
Clarke schien beschwichtigt zu sein, zumindest für den Augenblick.
Procter sagte: »Sie haben noch gar nichts zu Kasakov gesagt. Tappt er immer noch im Dunkeln, was das Farkas-Attentat angeht?«
»Das berichten mir meine Quellen«, begann Clarke und ließ sich gegen die Lehne sinken, »aber ich gehe davon aus, dass das Licht der Erkenntnis nicht mehr lange auf sich warten lässt.«
Kapitel 19
Moskau, Russland
Auf den kurzen Jab folgte eine rechte Gerade, die Vladimir Kasakov knapp oberhalb der linken Schläfe traf. Der Schlag streifte ihn kaum, aber Kasakov hatte ihn nicht kommen sehen, und das waren immer die, die am meisten wehtaten. Der Boxer, der den Schlag ausgeführt hatte, wog gut und gerne hundertfünfzehn Kilogramm. Er war Schwergewichts-Profi und bekannt für seine Knock-out-Qualitäten. Die sechzehn Unzen beziehungsweise 453,6 Gramm schweren Boxhandschuhe dämpften den Schlag, der die Sinne des ukrainischen Waffenhändlers erschütterte, auch nicht wesentlich ab. Er verschanzte sich hinter einer dichten Deckung, während sein Gegner eine ganze Serie harter Haken und rechter Geraden auf ihn niederprasseln ließ.
Kasakov wich zurück und hielt den Russen mit der Führhand auf Distanz. Sein Gegner war genau zwei Meter groß und damit sieben Zentimeter größer als er, aber sie verfügten über dieselbe Armlänge. So konnte Kasakov seinen kurzen, explosiven Jab oft und effektiv einsetzen. Es war sein Lieblingsschlag, hart und zielgenau, und auch wenn er damit niemanden k. o. schlagen konnte, war er eine sehr gute Vorbereitung für andere, wirkungsvollere Treffer. Außerdem – jeder, der pro Runde zehn solche Schläge ins Gesicht bekam, zeigte irgendwann Wirkung und wurde gleichzeitig in die Defensive gedrängt.
Der Russe
Weitere Kostenlose Bücher