Zero Option: Thriller
Wohnsitz aus seiner ukrainischen Heimat nach Russland. Da er dem russischen Staat durch die Vermittlung von Waffengeschäften Milliarden eingebracht hatte, bekam er problemlos die russische Staatsbürgerschaft. Und da Moskau niemals einen russischen Bürger auslieferte, war er in Sicherheit.
Doch diese Sicherheit erstreckte sich nicht bis in den Ring, wo der russische Riese gerade eine Lücke in Kasakovs Deckung gefunden und eine mächtige Rechte hindurchgeschickt hatte. Kasakov sah sie kommen, aber trotzdem knickte sein Kopf nach hinten weg, und er bekam für einen Augenblick weiche Knie. Es war sein erster Sparringskampf gegen den Russen, und jetzt wusste er auch, weshalb seine Leute immer versucht hatten, ihn davon abzuhalten. Der Kampf war härter als erwartet. Viel härter. Kasakov wünschte, er hätte in den vergangenen Wochen mehr Zeit auf das Training verwendet, doch das fehlgeschlagene Attentat in Bukarest und das abflauende Geschäft hatten seine ganze Aufmerksamkeit erfordert. Er schüttelte diesen Gedanken ab. Na gut, dann würde es eben heute zur Abwechslung mal kein Spaziergang werden.
Hartes Training und Kämpfe waren für Kasakov eine ziemlich einsame Angelegenheit geworden, nachdem er viele Jahre lang zusammen mit seinem Neffen Illarion geboxt hatte. Der Junge hatte zwar nicht Kasakovs Leidenschaft für den Sport geteilt, aber er hatte immer alles gegeben. Als er der Pubertät entwachsen war, hatten sie öfter gegeneinander gekämpft. Illarion war zwar deutlich kleiner als sein Onkel, aber aufgrund seiner Schnelligkeit, seiner Jugend und seiner natürlichen Athletik immer ein fast gleichwertiger Gegner gewesen, sodass Kasakov sich nicht ständig hatte zurückhalten müssen. Wie Illarion sich wohl zu seinem Kampf gegen den Russen geäußert hätte? Garantiert nicht anerkennend, da war Kasakov sich sicher.
Er konnte sich aus den Seilen befreien und gelangte in die Mitte des Rings, wo er sich daranmachen wollte, den Kampf zu drehen. Der Ukrainer ließ bei seinen Kämpfen keine Punktrichter am Ring sitzen, weil ihm klar war, dass seine Untergebenen sowieso jeden Kampf zugunsten ihres Chefs gewertet hätten, aber er zählte sehr wohl mit, für sich selbst, zu seiner eigenen Befriedigung. In der ersten Runde hatte keiner einen nennenswerten Treffer landen können, darum wertete er sie unentschieden, aber die letzten beiden waren an den Russen gegangen, weil er jeweils die klareren Treffer gehabt hatte. 30 : 28 gegen Kasakov. Drei Runden noch. Er würde sie alle gewinnen müssen, um nach dem Sechs-Runden-Kampf den Ring als Sieger zu verlassen. Vielleicht hätte er mithilfe seiner Jabs auch ein Unentschieden erreichen können, aber Kasakov kämpfte, um zu gewinnen.
Er attackierte vorsichtig, stieß immer wieder die Führhand vor und setzte durchaus den einen oder anderen Treffer, allerdings ohne große Wirkung, abgesehen davon, dass er den riesigen Russen damit auf Distanz hielt. Dessen Gesicht glitzerte vom Schweiß, und seine Nase war durch die vielen Jabs gerötet, aber ansonsten hatte der Kampf bei ihm keine Spuren hinterlassen. Was Kasakov von sich nicht behaupten konnte.
Der Russe verblüffte Kasakov jetzt ebenfalls mit einer Serie von Jabs. Kasakov hatte nichts gegen einen kleinen Jabbing-Wettbewerb einzuwenden, da er wusste, dass er über die bessere Technik verfügte. Der Waffenhändler setzte noch einmal vier Treffer am Kopf und einen am Körper seines Gegners. Vielleicht wurde das Ganze ja doch noch ein Spaziergang. Doch die mächtige Überhand-Rechte, die auf seiner linken Augenhöhle landete, zerstörte in einem einzigen, demütigenden Augenblick jeden Gedanken an einen leichten Kampf. Der Schlag tat verdammt weh und saugte sämtliche Kraft aus Kasakovs Beinen.
Er konnte nicht mehr klar sehen und stolperte, hielt sich aber auf den Beinen und riss die Deckung hoch, während er versuchte, die Wirkung des schweren Treffers abzuschütteln. Der Russe deckte ihn jetzt mit einem Hagel an Schlägen ein, und mit jeder Sekunde, die verging, vermehrten sich die stechenden Schmerzen an Kasakovs Armen, Schultern und am Kopf.
Der Russe nützte Kasakovs hohe Deckung aus und landete ein paar schwere Körpertreffer auf seinen ungeschützten Rippen. Kasakov reagierte, indem er sich nach vorn warf und seinen Gegner umklammerte, ihm die Arme festhielt, damit er nicht mehr schlagen konnte, versuchte, Zeit zu schinden, bis er wieder klar sehen und denken konnte.
Er lehnte sich gegen den Russen, damit sein
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