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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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nicht gleich wegliefen, falls es dazu kam.
    Darüber hinaus registrierte Victor einen einzelnen Mann, der in der Nähe der Fahrstühle auf einem Sessel saß. Er hielt eine gefaltete Zeitung in der Hand, ohne darin zu lesen, und offenbarte ungewöhnlich großes Interesse an den Gästen, die die Fahrstühle verließen und betraten. Er trug eine braune Lederjacke und eine dunkle Hose. Billige Schuhe. Haut- und Haarfarbe waren für einen Weißrussen zu dunkel. Also ein Tourist, nur dass ein Tourist nicht so getan hätte, als würde er eine weißrussische Zeitung lesen. Interessant. Vielleicht einer von Yamouts Männern, der vor dessen Eintreffen das Hotel auskundschaften sollte.
    Der Mann schenkte Victor keine Beachtung, aber es war klar, dass Victor vorsichtig sein musste. Der Beobachter hatte vermutlich Anweisung, nur Petrenkos Leute im Auge zu behalten, aber wenn Victor ihm zu oft über den Weg lief, dann dämmerte ihm womöglich, dass auch Victor ein wenig Aufmerksamkeit verdient hatte.
    Dank der Universalschlüsselkarte, die in seiner Tasche steckte, hatte Victor zu jedem Bereich des Hotels Zugang. Er war auf der Hut vor den Überwachungskameras, aber da er schon zahllose Hotels überall auf der Welt gesehen hatte, wusste er ziemlich genau, wo sie in der Regel angebracht wurden, und hielt den Kopf möglichst so, dass er nicht zu erkennen war. Das klappte zwar nicht immer, aber lieber bekamen sie ihn jetzt vor die Linse als irgendwann anders, wenn es wirklich darauf ankam.
    Im Erdgeschoss befanden sich keine Gästezimmer, sondern nur die verschiedenen Serviceeinrichtungen des Hotels. Das Europe verfügte über siebenundsechzig Zimmer, die üblichen Angebote eines Luxushotels sowie über einen Friseur- und einen Schönheitssalon, fünf Bars, einen Nachtklub und ein türkisches Bad. Das alles interessierte Victor jedoch nur am Rande. Er hatte vor, Yamout in der Präsidentensuite zu erschießen, aber er war lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass jeder noch so sorgfältig geplante Anschlag auch schiefgehen konnte. Improvisationsgabe war eine wichtige Eigenschaft für einen Auftragskiller. Und sollte er tatsächlich gezwungen sein zu improvisieren, dann wollte er seine Umgebung möglichst genau kennen. Darum ließ er sich Zeit, sah nach, wo sich die einzelnen Ausgänge befanden und wie nützlich sie sein konnten, falls er fliehen musste. Ganz egal, wie er diesen Auftrag ausführte, danach würde er auf jeden Fall in höchster Eile verschwinden müssen. Etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen. Selbst mit Schalldämpfer war es unmöglich, unbemerkt zwölf Menschen umzubringen.
    Irgendwann würde es laut werden, und dann blieben ihm nur noch wenige Minuten bis zum Eintreffen der Polizei. Die nächste U-Bahn-Station lag gemütliche zehn, gehetzte fünf oder gesprintete zwei Minuten entfernt. Die nächste Bushaltestelle war zwar deutlich näher, aber er musste zusehen, dass er so schnell wie möglich von der Straße verschwand, und da war es nicht besonders sinnvoll, auf den Bus zu warten. Am besten nahm er sich ein Taxi und ließ sich aus dem Stadtzentrum bringen, bevor die Polizei alles absperren konnte. Aber dann musste er auf ein vorbeikommendes Taxi hoffen und etwas, das für seine erfolgreiche Flucht so notwendig war, wollte er nur äußerst ungern dem Zufall überlassen.
    Natürlich konnte er auch ein Auto stehlen, aber wenn die Polizei danach suchte, dann brachte er sie dadurch unter Umständen nur noch schneller auf seine Spur. Und bevor er sich keine saubere Identität beschafft hatte, wollte er auch keinen Mietwagen nehmen und damit eine Fährte aus irgendwelchen Papieren legen. Außerdem kannte er sich in Minsk gar nicht gut genug aus, um so einfach mit dem Auto entkommen zu können, und er hatte auch keine Zeit mehr, sich mit den Straßen vertraut zu machen. Lieber begann er erst einmal zu Fuß, um dann die U-Bahn, den Bus oder ein Taxi zu nutzen, je nach Bedarf.
    Er nahm den Fahrstuhl in den sechsten Stock und streifte auf dem Flur umher, stellte sich an das Balkongeländer und schaute nach rechts hinunter ins Foyer. Dann warf er einen Blick hinauf zu der Glaskuppel. Der Himmel dahinter war tiefblau und brachte so viel Helligkeit in das Hotel, dass nur wenige künstliche Lichtquellen erforderlich waren. Er stellte sich vor, wie die Kuppel bei Nacht wirken würde, und zählte die Schritte bis zur Tür der Präsidentensuite und von dort bis zum Treppenhaus.
    Dann schaute er auf seine Armbanduhr. Es war

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