Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
Vom Netzwerk:
der Gegenrichtung entlangschlenderte, um sich dann auf der Internacyjanainaja nach Südwesten zu wenden. Eine Stunde später wiederholte er das Ganze noch einmal. Er wollte so viel wie möglich über das Gebäude und die unmittelbare Umgebung in Erfahrung bringen und nahm sämtliche umliegenden Straßenzüge genau unter die Lupe.
    Das Hotel befand sich mitten im kulturellen Zentrum von Minsk. Überall schienen Gotteshäuser zu stehen. Zwei Querstraßen weiter westlich überragten die Türme der aus dem 18. Jahrhundert stammenden russisch-orthodoxen Kathedrale die umliegenden Häuser, und ein Stück weiter nördlich an der Lenina war die römisch-katholische Kathedrale der Heiligen Jungfrau Maria zu erkennen. Diagonal über der Kreuzung befand sich das Rathaus der Stadt und auf der anderen Seite der Leninstraße eine Filiale des berühmten Kaufhauses GUM. Victor kam am Nationalen Akademischen Yanka-Kupala-Theater vorbei, an der Nationalgalerie der Republik Weißrussland, an der Staatlichen Musikakademie und an dem gewaltigen, stalinistisch anmutenden Palast der Republik. Wie nicht anders zu erwarten, wimmelte es überall nur so von Touristen.
    Die zahlreichen Besucher aus Weißrussland und anderen Ländern waren sehr vielfältig gekleidet, aber dennoch waren genügend Männer im Anzug unterwegs, um ihn in der Menge untertauchen zu lassen. Die Temperatur lag bei angenehmen zweiundzwanzig Grad, und Victor ließ sein Jackett offen. Obwohl eine Sonnenbrille nicht zwingend notwendig war, fiel man damit auch nicht weiter auf.
    Die Informationen, die sein Auftraggeber ihm geliefert hatte, besagten, dass das Treffen in der Präsidentensuite im sechsten Stock stattfinden sollte. Petrenko hatte die Suite für eine einzige Nacht gebucht, und zwar für maximal fünf Personen einschließlich seiner selbst. Yamout reiste üblicherweise mit fünf bis sechs Begleitern. Das ergab also für Yamout sechs bis sieben und für Petrenko drei bis fünf. Im besten Fall neun Personen, im schlechtesten zwölf.
    Bei solchen Voraussetzungen hätte Victor normalerweise mindestens zwei Wochen Vorbereitungszeit veranschlagt, um einen vernünftigen Plan auszuarbeiten. In dieser Zeit hätte er jedes nur denkbare Szenario durchgespielt, jede Möglichkeit sorgfältig analysiert, sich durch ein Dutzend unterschiedlicher Ansätze gearbeitet. Dann hätte er den erfolgversprechendsten Plan zum bestmöglichen Zeitpunkt in die Tat umgesetzt. Aber dieses Mal war alles anders. Er hatte nur einen Abend, nur eine einzige Möglichkeit, um Yamout zu töten.
    Wenn es schnell gehen musste, dann blieben ihm eigentlich nur zwei Optionen: aus großer Nähe oder aus großer Entfernung. Aber er hatte nur sehr wenige Standorte gesehen, die für einen Scharfschützen geeignet waren, und keiner davon garantierte freie Sicht auf Yamout. Die aktuellste Aufnahme, die die CIA von ihm hatte, war zehn Jahre alt, und Victor schloss daraus, dass Yamout auf einer solchen Reise garantiert Vorsichtsmaßnahmen ergreifen würde. Eine relativ einfache Maßnahme konnte zum Beispiel sein, das Hotel nicht durch den Haupteingang zu betreten und zu verlassen. Es besaß verschiedene Eingänge, also woher sollte Victor wissen, welchen Yamout benutzen würde? Ein Distanzschuss beim Betreten oder Verlassen des Hotels kam also nicht infrage, daher blieb höchstens noch die Möglichkeit, Yamout durch die Fenster der Präsidentensuite hindurch zu erschießen. Es gab etliche Häuser, die einen geeigneten Blick auf den sechsten Stock des Hotels boten, aber im Augenblick waren sämtliche Vorhänge zugezogen. Wenn es dabei blieb, dann hatte Victor keine Chance. Selbst, wenn Petrenkos Leute die Vorhänge öffnen sollten – was ausgesprochen unwahrscheinlich war –, gab es keine Garantie, dass sie nicht vor dem Treffen wieder geschlossen wurden. Und ob Yamout überhaupt so hilfsbereit wäre und sich gut sichtbar ans Fenster stellte, war ebenfalls mehr als zweifelhaft.
    Ihm blieb nur ein Attentat aus nächster Nähe. Also musste er sich an den Leibwächtern vorbei bis zu Yamout durchkämpfen. Wenn sie auch nur die geringste Ahnung von Gefechtstaktik hatten, dann würden sie eine Einheit vor der Tür postieren, als erste Verteidigungslinie und Frühwarnsystem, wahrscheinlich zwei Mann, einer von Yamout und einer von Petrenko. Dann würden ein paar Leute mehr, vielleicht fünf insgesamt, die zweite Schicht bilden, vermutlich im Wohnzimmer der Suite, und erst dahinter würden Yamout, Petrenko und ihre

Weitere Kostenlose Bücher