Zero Option: Thriller
groß. Kein Licht, nur fahlgraue Schatten. Dicke Vorhänge verdeckten die Fensterfront. Sie hatten zwar einen Distanzschuss mit dem Scharfschützengewehr verhindert, aber jetzt waren sie ihm eine Hilfe. Nur ein winziges bisschen Licht drang aus dem abendlichen Minsk herein, sodass die anderen höchstens ein paar Zentimeter weit sehen konnten. Victor ließ den Blick nach unten gleiten, sah, dass das fünfzigschüssige Magazin immer noch ungefähr sechs Patronen enthielt, und ließ es trotzdem zu Boden fallen.
Gerade, als er sich ein neues nehmen wollte, flog eine Tür zu seiner Linken auf, und ein Mann kam herausgestürmt. Er trug eine Anzughose und eine Weste, seine nackten Arme waren schwarz, genau wie sein Gesicht. Die Mitte der Weste war ebenfalls dunkel, vom Schweiß. Er war bewaffnet, hielt eine schwere Pistole in beiden Händen, bewegte sie ruckartig in alle Richtungen, genau wie den Kopf, versuchte mit Blicken die Dunkelheit zu durchdringen und sah Victor nicht, der keine drei Meter von ihm entfernt auf dem Boden kauerte.
Mit der linken Hand zog Victor die USP aus dem Halfter und schoss zweimal kurz hintereinander. Die Kugeln durchschlugen den Schädel des Mannes und schleuderten schwarz glühende Gehirnmasse auf die dahinterliegende Wand. Victor steckte die H & K wieder ins Halfter und schob ein zweites Magazin in die P90.
Er trat über die Leiche, durchquerte den Essbereich und betrat das Haupt-Schlafzimmer. Hier ließ ein fünf Zentimeter breiter Streifen zwischen den beiden Vorhanghälften mehr Licht von draußen eindringen. Das Zimmer war leer. Victor blieb vor der Tür zum angrenzenden Badezimmer stehen, blies eine Salve hindurch, riss sie auf und trat sofort ein. Niemand da, weder in der Duschkabine noch in der Badewanne.
Zwei Typen vor der Suite, vier im Inneren. Sechs erledigt. Blieben noch fünf. Yamout, Petrenko und drei Leibwächter. Er schaute auf seine Armbanduhr. Zwanzig Sekunden waren seit dem ersten Schuss vergangen. Es kam ihm sehr viel länger vor. So war es immer.
Er hörte ein Geräusch – irgendetwas klapperte in seinem Rücken, am anderen Ende der Suite. Er drehte sich um, verließ das Badezimmer und das Schlafzimmer, trat wieder in den Wohnbereich. Ohne Schuhe machte er auf dem dicken Teppich keinerlei Geräusch. Er hastete hinüber, dorthin, wo der Fernseher stand, und hörte ein Flüstern aus dem zweiten Schlafzimmer, dann eine geflüsterte Antwort. Was geflüstert wurde, konnte er nicht verstehen. Victor stellte sich links neben die Tür, drückte den Abzug voll durch und jagte einen hüfthohen Feuerstoß in einem Abwärtswinkel von zehn Grad durch die Türöffnung, rechts an der Wand entlang. Dann wechselte er seine Position und feuerte noch eine Salve, diesmal von der anderen Seite.
Erst erklang ein Stöhnen, dann stieß etwas Metallisches gegen Holz. In solchen Situationen stellten oder knieten sich die Leute immer neben die Türen.
Wieder schoss er Klinke und Schloss entzwei, bevor er sich auf den Bauch fallen ließ. Er rutschte nach vorn, bis er mit der linken Schulter die Sockelleiste berührte, den Körper parallel zur Wand, den Kopf auf Höhe des Türrahmens. Mit dem Lauf der P90 stieß er die Tür einen Spalt weit auf. Sie quietschte leise.
Mehrere Löcher platzten in Brusthöhe durch das Türblatt. Kugeln bohrten sich in die gegenüberliegende Wand, manche in Kopfhöhe, andere noch höher. Zwei Schützen also, der eine sehr tief – liegend oder auf Knien –, der andere geduckt.
Victor lag immer noch auf dem Bauch. Er trat mit dem Fuß gegen einen Stuhl, der mit einem dumpfen Schlag auf dem Teppich landete. Die Schüsse verstummten, und er ließ zusätzlich noch ein pfeifendes Stöhnen hören, während er auf die Tür zukroch, sie mit dem Ellbogen aufstieß und den ersten Schützen – denjenigen, den er durch die Tür hindurch angeschossen hatte – vor sich auf dem Boden sitzen sah. Er lehnte mit dem Rücken am Bett, die Beine ausgestreckt, von einer schwarzen Blutlache umgeben. Er erblickte Victor, und einen Sekundenbruchteil später wurden sein Herz, seine Lunge und seine Wirbelsäule von 5,7-Millimeter-Geschossen durchbohrt.
Schnell kam Victor auf die Knie, erfasste den zweiten Mann, der hinter dem Bett kauerte und verblüfft das Gesicht verzog, als Victor anscheinend aus dem Nichts vor ihm auftauchte. Victor schoss ihm zweimal in den Kopf, stand auf, schwenkte die Waffe einmal durch das Zimmer, sah aber niemanden mehr. Damit blieb nur noch das angrenzende
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