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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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seiner antimikrobischen Wirkung dafür sorgen, dass es auch so blieb. Und falls doch, dann würde der Zucker hoffentlich die Bakterien abtöten oder zumindest ihren Ausbreitungsprozess verlangsamen. Anschließend umwickelte er den Arm mit einem frischen T-Shirt-Streifen, trank zwei Wodkaflaschen aus der Minibar leer und ließ sich in die Badewanne sinken, den rechten Arm immer in gebührendem Abstand zum Wasser.
    Jetzt, da die Wunde sauber und die Blutung gestillt war, konnte die Heilung beginnen. Es würde eine neue Narbe zurückbleiben, aber davon hatte er schon so viele, dass es auf eine mehr oder weniger nicht mehr ankam. Er war nicht der Typ, der in der Öffentlichkeit das Hemd auszog, und sollte die Narbe sich dennoch als zu auffällig erweisen, dann würde eben noch mehr von seinem Geld in die Taschen irgendwelcher Schönheitschirurgen fließen. Abgesehen von reichen Frauen waren Profikiller vermutlich deren beste Kundschaft.
    So gut sich Teebeutel und Zucker auch zur Erstversorgung von Verletzungen eigneten, eine richtige Erste-Hilfe-Ausstattung wäre natürlich besser gewesen. Er hatte jedoch so kurz nach den Geschehnissen keine Suche nach einer Nachtapotheke riskieren wollen, da die Polizei jetzt ganz besonders aufmerksam war. Victor glaubte zwar kaum, dass ihnen klar war, dass sie nach einem einzelnen Mann Ausschau halten mussten – zumindest noch nicht –, aber wenn er auf der Straße herumlief, dann konnte er jederzeit angehalten werden. Und vermutlich waren sie schlau genug, um Krankenhäuser und Apotheken unter Beobachtung zu stellen.
    Das Polizeiaufgebot in dieser Nacht würde gewaltig sein, in der Hoffnung, die Schuldigen auf der Flucht zu stellen. Alle würden sie davon ausgehen, dass die Täter zu flüchten versuchten. Genau das taten Verbrecher in einer solchen Situation. Und Victor musste zugeben, dass die Flucht durchaus das richtige Mittel sein konnte. Wenn ein Aufenthaltsort vergiftet war, dann war Rückzug angesagt. Sobald man dann die unmittelbare Gefahrenzone hinter sich gelassen hatte, musste man innehalten, sich sammeln, einen Plan ausarbeiten. Aber in diesem Fall wäre ein überhasteter Rückzug zu riskant gewesen. Bei Nacht waren nur wenige Menschen auf der Straße, sodass man nicht gut in der Menge untertauchen konnte, und es gab weniger Möglichkeiten, schnell vom Fleck zu kommen. Außerdem war er verletzt, was er nur schwer verbergen konnte und was ihn, falls er entdeckt wurde, zusätzlich behindern würde.
    Er war müde. Der Adrenalin-Kater war auf dem Höhepunkt angelangt, und er musste sich regelrecht zwingen, die Augen offen zu halten. Bilder des Erlebten flackerten durch seinen Geist. Es hätte gar nicht schlimmer kommen können: Yamout war entkommen, Victor war gezwungen gewesen, ein Überwachungsteam einer unbekannten Organisation zu töten und war dabei auch noch verletzt worden.
    Er wusste nicht allzu viel über diese Leute, außer dass sie gekommen waren, um das Treffen zwischen Yamout und Petrenko zu dokumentieren. Sie hatten weder zu dem einen noch zu dem anderen gehört, hatten sich aber eingemischt, nachdem Victor begonnen hatte, einen nach dem anderen zu massakrieren. Wären es Verbündete von Yamout oder Petrenko gewesen, dann hätten sie auf deren Hilferufe reagiert. Und weißrussische Sicherheitsbeamte waren es auch nicht gewesen. Sonst hätten sie sich als solche ausgewiesen und versucht, Victor festzunehmen, anstatt auf ihn zu schießen. Letzter Punkt: Das Russisch des Beobachters hatte alles andere als fließend geklungen. Also handelte es sich nicht um Einheimische.
    Er schob den Gedanken zunächst einmal beiseite. Solange er in der Badewanne lag, würde er keinen klaren Gedanken mehr fassen, und wenn er Minsk nicht bald den Rücken kehren konnte, war jedes Nachdenken ohnehin überflüssig.
    Die Wasserhähne bohrten sich unangenehm in seine Schulterblätter, aber er musste mit dem Gesicht zur Badezimmertür sitzen. Sie stand offen, damit er das Hotelzimmer und den kleinen Spiegel im Blick behalten konnte, den er auf den Boden gestellt und so gedreht hatte, dass er darin die Tür sehen konnte. Er rechnete zwar nicht damit, dass irgendjemand hereinkam, aber Vorsichtsmaßnahmen waren nur dann sinnvoll, wenn sie jedes Mal getroffen wurden.
    Er verbrachte zwanzig Minuten in der Wanne, genoss die Hitze und den Alkohol in seinem Blut. Er vertrug mehr, als er getrunken hatte, darum war der berauschende Effekt nur minimal. Falls es sein musste, würde ein

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