Zero Option: Thriller
Adrenalinstoß den Alkohol mühelos überlagern, aber trotzdem half ihm die Wirkung, sich zu entspannen. Die ganze Zeit über hielt er die SIG des Beobachters in der linken Hand.
Nach dem Abtrocknen säuberte Victor das Schlafzimmer und das Badezimmer. Jeden Blutstropfen wischte er mit einem Streifen des zerrissenen T-Shirts ab, angefeuchtet mit noch etwas Wodka aus der Minibar. Das blutverschmierte Handtuch und alle Hinweise auf seine improvisierten Erste-Hilfe-Maßnahmen wanderten in seinen Aktenkoffer. Er schlüpfte in einen kompletten Satz frischer Klamotten und bestellte beim Zimmerservice etwas zu essen. Dann, nachdem er seine Energiereserven aufgefüllt und sichergestellt hatte, dass alle seine Sachen fertig gepackt waren und er von einer Sekunde zur anderen fliehen konnte, erst dann steckte er die SIG vorn in seinen Hosenbund und legte sich aufs Bett.
Wenn sein Auftraggeber bei der CIA nicht bereits wusste, was geschehen war, würde es sicher nicht mehr lange dauern. Vielleicht ging er ja nachsichtiger mit ihm um, wenn er wusste, dass er lediglich durch die Intervention einer dritten Partei daran gehindert worden war, seinen Auftrag auszuführen. Aber wer weiß … womöglich stellte sich heraus, dass die Ermordung dieser Männer seinen Brötchengeber zu sehr unter Druck setzte.
Und Victor zu einem verzichtbaren Faktor wurde.
Kapitel 27
Danil Petrenko empfand Wut und Angst gleichermaßen. Es brachte ihn in Rage, dass jemand es gewagt hatte, ihn mitten in seiner eigenen Stadt anzugreifen, um ihn umzubringen, und es erschütterte ihn bis ins Mark, dass diese Typen es um ein Haar auch geschafft hätten. Als Vorsichtsmaßnahme hielt er daher eine Desert Eagle, Kaliber 50, in der Hand, während er in seiner Wohnung auf und ab tigerte, Befehle bellte oder einfach nur seiner Frustration und seiner Nervosität freien Lauf ließ. Seine Adjutanten hatten jeden Mann, dem er etwas zu sagen hatte, angerufen und zu seiner Residenz befohlen, als Schutztruppe. Wenn die Angreifer es noch einmal versuchen sollten, dann würden sie es mit einer kleinen Armee zu tun bekommen.
Er hatte Wachen vor seinem Haus, im Foyer, vor den Fahrstühlen und vor seiner Wohnungstür postiert. Sechs seiner kräftigsten und grausamsten Männer hielten sich bei ihm in der Wohnung auf. Alle waren bewaffnet. Jedes Fenster war geschlossen, sämtliche Vorhänge, Gardinen und Jalousien zugezogen, alle Lichter waren eingeschaltet und in jedem Zimmer zusätzliche Kerzen aufgestellt worden, für den Fall, dass der Strom noch einmal ausfallen sollte. Wie Petrenko waren auch seine Männer hochgradig nervös. Sie wussten, dass vor wenigen Stunden erst drei ihrer Kumpels einer skrupellosen Attacke zum Opfer gefallen waren.
Neben all den Männern, die Petrenko bewachten, waren noch mehr Leute auf der Straße unterwegs, klopften an Wohnungstüren, brachen anderen die Finger und versuchten irgendwie herauszufinden, wer und was hinter diesem Angriff steckte. Sämtliche Kriminellen, die er kannte, und sämtliche Polizisten, die er bestochen hatte, beteiligten sich an der Suche, manche aus Furcht um ihr Leben, andere aus Furcht um ihr Einkommen, falls Petrenko getötet werden sollte. Das Motiv spielte für Petrenko keine Rolle. Ihn interessierten nur Ergebnisse.
Der libanesische Drecksack steckte jedenfalls nicht dahinter. Das war ziemlich eindeutig. Er hatte ihm in die Augen gesehen, als sie durch das Badezimmerfenster geklettert und auf dem schmalen Mauersims entlanggekrochen waren. Dieses tödliche Entsetzen konnte kein Mensch vortäuschen.
Ungefähr drei Stunden waren vergangen, seitdem er zusammen mit seinem einzigen überlebenden Mann aus dem Europe geflüchtet war. Er bewohnte das Penthouse eines zehnstöckigen Wohnblocks in einer der teuersten und begehrtesten Gegenden von Minsk. Hier lebte er mit seiner Freundin, einem glamourösen Model, die sich im Gästezimmer eingeschlossen hatte, weil sie Petrenko und seinen Leuten auf keinen Fall über den Weg laufen wollte.
Jetzt kam einer seiner Männer aus einem anderen Zimmer. Er hielt eine Schrotflinte in der einen Hand und drückte mit der anderen ein Handy an seine Brust.
»Gerade haben sie von unten angerufen«, sagte der Mann. »Er ist da.«
»Gut.« Petrenko nickte. »Schickt ihn hoch. Aber sorgt dafür, dass er und seine Männer keine Waffen haben. Und lasst sie keine Sekunde lang aus den Augen, verstanden? Keine einzige Sekunde.«
Während der Mann den Wachen im Foyer ein Zeichen gab, spritzte
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