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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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Fenster hinaus. Victor beglückwünschte sich innerlich zu seiner Vorstellung. Jetzt, da Fisher endlich still war, konnte er wieder in den Mantel der Anonymität schlüpfen.
    Die Kellnerin brachte Victor das Mineralwasser und stellte die Flasche mitsamt einem durchsichtigen Plastikbecher voller Eiswürfel auf den Tisch.
    »Ganz herzlichen Dank«, sagte Victor und schenkte ihr sein schönstes jungenhaftes Lächeln. »Sie sind ein Engel.«
    Sie lächelte erneut. Vielleicht hatte Fisher ja recht, vielleicht ging da ja wirklich was.
    »Ganz ehrlich«, sagte sie. »Das ist überhaupt kein Problem.«
    Ihr Tonfall ließ erkennen, dass er ihre professionelle Fassade durchbrochen hatte. Das war nicht schwierig gewesen. Erste-Klasse-Passagiere ließen sich in der Regel nicht einmal zu einem direkten Augenkontakt herab. Jemand, der höflich war, lobte und ihr ein Lächeln entlocken konnte, wurde da sehr schnell zum Vertrauten.
    »Können Sie mir vielleicht sagen, was es mit dieser Verzögerung auf sich hat?«, erkundigte sich Victor.
    Sie runzelte ein wenig nachdenklich die Stirn, blickte sich schnell nach beiden Seiten um und beugte sich dann zu ihm herab.
    »Eigentlich darf ich das gar nicht sagen«, gestand sie ihm, »aber wir sollen die Abfahrt absichtlich hinauszögern.«
    »Wieso denn das?«
    »Das hat man uns nicht gesagt.« Sie beugte sich noch dichter zu ihm, und er spürte ihren Atem auf seiner Wange. »Aber wenn Sie mich fragen, dann ist jemand im Zug, der hier nicht erwünscht ist, wenn Sie verstehen. Ich glaube, dass jetzt gerade ein paar Leute hergeschickt werden.«
    Victor musste ihr seine Besorgnis nicht vorgaukeln. Er wartete ab, bis sie einen anderen Fahrgast bediente, dann stand er auf. Er ging den Gang entlang in den Vorraum und betrat eine Toilette. Nach zehn Sekunden betätigte er die Spülung. Das Geräusch übertönte das Klirren, das entstand, als er mit dem Ellbogen den Spiegel über dem Waschbecken zertrümmerte.
    Er nahm eine etwa fünfzehn Zentimeter lange Glasscherbe in Form eines spitzen Dreiecks aus dem Waschbecken. Dann schob er sie mit der Spitze voraus in den linken Jackettärmel, krempelte den Hemdärmel um, damit die Scherbe nicht herausfallen konnte, und prüfte den Sitz durch ein kurzes Schütteln des Arms.
    Er verließ die Toilette und ging zur nächstgelegenen Waggontür. Sie öffnete sich, noch bevor er die Klinke gedrückt hatte. Ein kalter Wind wehte vom Bahnsteig herein. Keine zwei Meter entfernt standen ihm drei Männer gegenüber. Der erste war groß und schlank mit einem kantigen Gesicht. Er war mit einem Anzug und einem Mantel bekleidet. Die beiden anderen waren kleiner und trugen dunkle Hosen und Anoraks. Der eine hatte einen fusseligen Bart, der zweite trug eine randlose Brille. Das waren keine Polizisten, und sie sahen auch nicht aus wie Petrenkos Leute oder die Männer des Überwachungsteams. Sie zögerten, von seinem Anblick überrascht, wussten nicht so recht, was sie tun sollten. Also nicht besonders viel Erfahrung.
    Er stieg aus und trat direkt auf sie zu.
    Sie waren verwirrt und nervös angesichts des plötzlichen Rollenwechsels zwischen Jägern und Opfer. Der mit der Brille legte die Hand an die Pistole in seinem Gürtelhalfter.
    »Was wollen Sie denn machen?«, sagte Victor. »Wollen Sie mich hier erschießen, wo dreißig Augenpaare zusehen können?«
    Der Mann runzelte die Stirn. Er gab keine Antwort, doch seine Hand rückte ein wenig von der Pistole ab.
    Einen Meter vor dem Grüppchen blieb Victor stehen. »Wollen wir vielleicht irgendwo anders hingehen?«
    Die beiden kleineren Männer schauten sofort den größeren an, der sie jedoch überhaupt nicht wahrnahm. Er starrte Victor in die Augen, ohne ein einziges Mal zu blinzeln. Sein kantiges Gesicht ließ keine Regung erkennen, aber Victor spürte, wie er nachdachte, wie er das Für und Wider abwog. Sollten sie Victor an einen etwas weniger öffentlichen Ort schaffen? Oder ihn doch vor einem Zug voller Augenzeugen erschießen?
    »Es gibt doch keinen Anlass, dass wir das nicht wie zivilisierte Menschen regeln könnten«, fügte Victor hinzu.
    »Ja«, erwiderte der Mann mit schmalem Lächeln. »Benehmen wir uns also zivilisiert.«

Kapitel 32
    Reisende befanden sich keine mehr auf dem Bahnsteig, nur der Glatzkopf mit der Bahnuniform starrte in Victors Richtung. Der Mann trat einen Schritt zurück, ohne den Blick von Victor zu nehmen, und bedeutete ihm vorwärtszugehen.
    Victor gehorchte. Die beiden kleineren Männer

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