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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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der vorsichtige Griff zum Taschenmesser sorgte dafür, dass Julian zu schnell in Richtung Erde rutschte, also hielt er sofort in der Bewegung inne und versuchte, seine nächsten Schritte sorgfältig zu planen. Sich kurz vor Dienstantritt den Hals zu brechen wäre nun wirklich das Dümmste, was er tun könnte. Und Daisy … Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was das für seine Pläne mit ihr bedeuten würde, und hoffte inbrünstig, dass dieses Missgeschick kein schlechtes Omen war.
    Er erwog noch immer seine Möglichkeiten und beobachtetedas seltsame Gefühl in seinem Kopf, als er ein krachendes Geräusch irgendwo im Wald hörte. Ein paar Minuten später erschien eine kleine Gestalt in einem Overall.
    „Du bist ein verdammter Verrückter!“, tobte Sayers, seine Trainingspartnerin. Sie war ein durch nichts zu erschütterndes Mädchen aus Selma, Alabama, und erinnerte Julian an einige seiner Verwandten in Louisiana. Anders als die war Tanesha Sayers jedoch dazu verpflichtet, ihrem Kollegen zu helfen.
    „Idiot!“, wütete sie. „Du hast verdammtes Glück, dass dein Signalfeuer funktioniert hat. Ansonsten könntest du hier herumhängen, bis dein Kopf rot anläuft und du irgendwann stirbst. Ach, zum Teufel, ich sollte dich einfach hängen lassen.“
    Julian ließ sie weiterschimpfen. Er entschuldigte sich nicht; es hatte keinen Zweck, über den Scherwind zu sprechen. Außerdem war Sayers im Grunde genommen harmlos. Sie hatte die verblüffende Fähigkeit, jemanden gleichzeitig auszuschimpfen und dabei alles zu tun, was getan werden musste. Sie würde wie Julian den Rang des Second Lieutenant verliehen bekommen und würde ein guter Offizier werden. Während sie weiter vor sich hin schimpfte, kletterte sie in den Baum und fing an, Julian mithilfe ihres Messers zu befreien.
    „Du hast selber ein Messer“, sagte sie. „Wieso hast du dich nicht losgeschnitten?“
    „Das wollte ich ja. Aber ich wollte sichergehen, dass ich nicht die falsche Schnur durchschneide und auf dem …“ Er fiel hinunter und landete hart auf dem Waldboden. Trotz Helm spürte Julian den Aufprall deutlich.
    „… Kopf lande“, beendete er den Satz. „Danke, Mom.“ Sayers’ Spitzname in der Einheit war Mom. Denn obwohl sie alle herumkommandierte, kümmerte sie sich auch mit der Inbrunst einer Bärenmutter um ihre Kameraden.
    „Kein Grund, mir zu danken, Idiot“, sagte sie. „Halt einfach still, wenn ich das Pflaster auf die Wunde klebe.“
    „Was für eine Wunde?“ Vorsichtig berührte er seine Stirn und spürte eine warme Feuchtigkeit am Haaransatz. Na großartig.
    Sayers sprang vom Baum herunter und meldete über Funk, was passiert war.
    Julian wischte sich die Hand am Overall ab, und in dem Moment fiel ihm der Ring ein. Er trug ihn schon seit langer Zeit mit sich herum. Sogar während des Sprungs hatte er ihn in einer mit einem Reißverschluss gesicherten Tasche direkt an seinem Herzen.
    Wenn er Daisy dieses Mal den Ring anbot, würde es nicht wie das letzte Mal sein, nicht mitten in einem Faustkampf auf einem Bahnsteig. Dieses Mal …
    Er riss den Klettverschluss am Kragen seines Overalls auf und tastete mit der Hand darunter. Mit den Fingern berührte er den Reißverschluss seiner Hemdtasche.
    Sayers kniete sich vor ihn. „Was ist los?“
    „Ich gucke nur … ah.“ Julian sank erleichtert zusammen, als sich seine Hand um die Ringschachtel schloss. Er zog sie heraus und öffnete sie, um das Innere zu enthüllen – einen zertifizierten, in warmes Gold gefassten Diamantring, in den „Für immer“ eingraviert war. Er hielt die Schatulle so, dass Sayers den Inhalt sehen konnte.
    Sie betrachtete den Ring eingehend. „Tut mir leid, Sturkopf“, murmelte sie dann und benutzte seinen Spitznamen. „Aber ich liebe dich nicht auf diese Art.“
    „Natürlich tust du das.“ Er klappte die Box zu und steckte sie wieder weg. „Du bist diejenige, die gerade vor mir kniet, Baby.“
    „Hm.“ Sie riss die Verpackung eines sterilen Wundverbands auf. „Ich liebe deine Wunden. Ich schwöre, Sturkopf, du bist ein atmender, auf zwei Beinen gehender Crashtest-Dummy. Und das mag ich an dir so.“
    Sayers wollte irgendwann Medizin studieren. Sie war nahezu besessen von Blut und Eingeweiden. Je blutiger, desto besser. Und Julian mit seinem Hang zum Extremen hatte sie während ihrer Ausbildung mit mehr als genug Abschürfungen, Verstauchungen, blauen Flecken und blutigen Wunden versorgt.
    Nachdem sie die Schnittwunde gereinigt hatte,

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