Zerrissenes Herz (German Edition)
einander angrinsten.
Daisy hatte sich eine Familie aufgebaut. Julian machte ihr keine Vorwürfe, neidete ihr nicht das Glück, das sie gefunden hatte. Er wünschte nur, es würde nicht so verdammt wehtun. Am meisten schmerzte, dass er in ihren Augen etwas sah, was er vermutlich besser nicht sehen sollte: Sehnsucht und eine Liebe, die genauso stark war wie an jenem Tag, an dem er von ihr fortgegangen war.
30. KAPITEL
A m Samstag war Logan allein im Haus, was äußerst selten vorkam. Daisy fotografierte eine Bar-Mizwa in Phoenicia und würde dort auch übernachten, anstatt mitten in der Nacht wieder nach Hause zu fahren. Charlie war mit seiner Tiger-Cub-Truppe im Zeltlager. Zum ersten Mal seit langer Zeit war Logan ganz allein.
Irgendwie gefiel es ihm.
Sicher, er hatte mit Charlie und Daisy als Familie leben wollen, aber er war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass sie so … ständig anwesend waren. Unablässig. Er war ohne Pause und rund um die Uhr im Einsatz. Auch wenn er wusste, dass er der geborene Familienmensch war, hatte er gegen einen Tag für sich alleine doch nichts einzuwenden.
Er brauchte nicht lange, um festzustellen, dass allein zu sein auch Nachteile hatte – er fing an, zu viel zu denken. Weil er sich rastlos fühlte, arbeitete er ein wenig im Garten. Immerhin hielt er sich dadurch beschäftigt.
„Hey, Nachbar! Was macht das Leben?“ Der Mann nebenan, der erst kürzlich eingezogen war, grüßte ihn über den Zaun.
„Es schickt mir zu viel Unkraut. Wie geht’s dir, Bart? Hast du dich schon eingelebt?“
„Ja. Mir gefällt es hier. Allerdings hat meine Frau mich übers Wochenende allein gelassen. Sie ist mit ihrem Ladiesclub Antiquitäten shoppen.“ Er grinste. „Frauen scheinen für alles einen Klub zu haben.“
Logan unterdrückte ein Lachen und genoss das Gefühl der Kameradschaft mit seinem Nachbarn. Bart und Sally Jericho schienen ein nettes, fröhliches Pärchen zu sein, das sich gern mit ihm und Daisy anfreunden wollte.
„Ja, ich bin auch Strohwitwer“, erwiderte Logan. „Daisy muss arbeiten, und mein Kind ist zelten.“
„Und nun sieh uns an, zwei Trottel, die die Gartenarbeit erledigen.Wir sollten auf der Veranda die Füße hochlegen, ein kühles Bierchen zischen und uns schmutzige Witze erzählen.“
Logan hatte eine sofortige instinktive Reaktion auf die Vorstellung, ein kühles Bier zu trinken. Das Verlangen griff immer noch wie eine verführerische Geliebte nach ihm. Ohne Probleme konnte er das Knacken des Kronkorkens, gefolgt von dem luftigen Zischen hören, spürte die kalten Bläschen auf seiner Zunge tanzen und seine Kehle hinuntergleiten, um das süße Vergessen in jede Zelle seines Körpers zu transportieren.
„Keine Ruhe für die Gottlosen“, sagte er mit einem Lachen zu Bart und schaltete seinen Vertikutierer wieder ein.
Logans Familie war immer noch überrascht, dass er so etwas tat wie im Garten zu arbeiten oder im Haushalt zu helfen. Er war anders erzogen worden, von Menschen, die wussten, wie man einen perfekten Martini mixt, aber die den Hausmeister anriefen, um eine Glühbirne wechseln zu lassen.
Logan hatte sich ein anderes Leben aufgebaut. Seine Eltern verstanden nicht, wieso er sich in einer kleinen Stadt niedergelassen und eine eigene Firma aufgebaut hatte. Manchmal verstand er es selber nicht. Nachdem er den Collegeabschluss gemacht hatte und nach Avalon gezogen war, hatte er sich vollkommen darauf konzentriert, ein guter Vater zu sein. Er hatte gedacht, das würde einschließen, Charlies Mutter zu heiraten. Doch nicht lange nach der impulsiven Hochzeit in Las Vegas hatte er sich dabei ertappt, die Entscheidung zu hinterfragen. Sogar noch vor der wundersamen Auferstehung von Julian Gastineaux hatte er bemerkt, dass zwischen ihm und Daisy etwas fehlte. Er hatte nicht mit diesen gemischten Gefühlen gerechnet – und sie auch nicht, soweit er es beurteilen konnte.
Sie taten beide so, als wäre alles in Ordnung, aber die Distanz zwischen ihnen wurde immer größer. Langsam machte ihm das spürbar zu schaffen.
Er seufzte schwer und ging ins Haus, um den Schweiß und die Grasreste abzuduschen. Danach setzte er sich an den Computer und schaute seine E-Mails an. Der Computer war ein Mac mit allemDrum und Dran, den Daisy für ihre Fotoarbeiten brauchte. Logan fand ihn fürchterlich. Er hätte seinen Laptop aus der Firma mitbringen sollen.
Sein E-Mail-Postfach war nicht sonderlich voll. Zuerst kümmerte er sich um alle E-Mails, die mit der Arbeit
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