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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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ausgebildet worden, in Spezialteams zu arbeiten – einehöchst ungewöhnliche Ehre für jemanden, der so wenig Erfahrung hatte wie er.
    Auch wenn er seinen Auftrag in Grundzügen kannte, durfte er gegenüber Nichteingeweihten lediglich sagen, dass er in den aktiven Dienst berufen worden war.
    Ernst schüttelte er seinem Freund die Hand, und Davenport setzte wieder sein Grinsen auf. „Ich würde dir gerne empfehlen, einen kurzen Spaziergang zu machen, um den Kopf freizubekommen, aber das wäre ein schlechter Rat.“
    „Wieso?“
    „In deiner Ausgehuniform siehst du viel zu gut aus. Da läufst du nur Gefahr, mit einer Horde sabbernder Frauen im Schlepptau bei der Zeremonie zu erscheinen.“
    „Ja, genau. Und wie viele Frauen kennst du, die auf Messingknöpfe und Epauletten stehen?“
    „Ich schätze, das wirst du gleich herausfinden.“
    Julian überprüfte seine Ausgehuniform noch einmal, um sicherzugehen, dass jedes Detail stimmte. Schleifen, Marken, Abzeichen – alles da und wohlverdient. Am Spiegel steckte ein fünf Jahre altes Foto von ihm und Daisy. Sie hatten gemeinsam am See gestanden und in die Kamera gelacht. Er erinnerte sich an den genauen Zeitpunkt, in dem sie das Bild mit Selbstauslöser geschossen hatten. Sie hatte ihn zum Lachen gebracht, indem sie gesagt hatte: „Okay, tu so, als ob du mich magst!“ – obwohl sie genau gewusst hatte, wie verknallt sie beide gewesen waren.
    Julian war froh, dass er sich daran erinnerte. Ansonsten würde er vielleicht nicht mehr glauben, dass der Junge auf dem Bild jemals existiert hatte. Der schlanke, dünne Teenager mit den hüftlangen Dreadlocks, verschiedenen Tattoos und Piercings in der schlechten Haltung war für den adretten Offizier im Spiegel ein Fremder. Julian war ein Punk gewesen – ein Adrenalinjunkie, für den nicht viel gesprochen hatte außer außergewöhnlich guten Noten und Prüfungsergebnissen. Und natürlich, dass er einer Minderheit angehörte. Julian hatte aber nicht gewollt, dass die Leute seine Hautfarbe für den Zulassungsgrund am Ivy-League-Collegeund zum Elite-Trainingsprogramm hielten. Darum hatte er sich erfolgreich bemüht, besser zu sein als alle anderen.
    Ganz vorsichtig, um die Uniform nicht zu zerknittern, steckte er eine Hand in die Innentasche und berührte den Ring, damit er ihm Glück brachte.
    Als in diesem Moment sein Telefon summte, nahm er das Gespräch schnell an. „Gastineaux.“
    „Hey, Mister Fast-Offizier“, sagte sein Bruder Connor. „Wir sind draußen. Komm runter!“
    „Ich bin gleich da.“
    Connor und Olivia waren zusammen mit Daisy aus Avalon angereist. Jetzt spürte Julian seine Nervosität stärker. Als er sich Davenport zuwandte, war er überrascht, alle seine fünf Zimmerkollegen an der Tür zu sehen. Ein Jahr lang hatten sie das Zimmer geteilt. Sie hatten sich gestritten, gelacht, gefeiert, einander zu übertreffen versucht und sich gegenseitig geholfen. Jetzt bildeten die fünf ein Spalier an der Tür.
    „Viel Glück, Sturkopf“, rief Williams. „Wir wünschen dir nur das Beste.“
    Der Augenblick wurde weniger ernst, als Del Rio die Air-Force-Hymne auf einem Kazoo spielte.
    Dennoch salutierte Julian mit dem gleichen feierlichen Respekt, den er einem höhergestellten Offizier erweisen würde. „Danke, Jungs!“
    Noch ein letztes Mal überprüfte er alles. Krawatte – perfekt geknotet. Schuhe – glänzend. Mütze – wohlplatziert auf seinem kurz geschorenen Haar.
    Er war bereit. Er war so was von bereit.
    Weil das Treppenhaus immer ein wenig staubig war, nahm Julian den Lift. Im Erdgeschoss angekommen, durchquerte er die kleine Lobby und trat durch die Tür, die in einen schattigen Innenhof hinausführte. Mit klopfendem Herzen hielt er nach seinen Besuchern Ausschau.
    Als er Daisy erblickte, spürte er, wie er aus jeder Pore seines Körpers zu strahlen anfing. Sie trug ein gelbes Kleid mit weißenPunkten, dazu weiße Sandalen mit kleinem Absatz. Die Zehennägel hatte sie pinkfarben angemalt. Und sie lächelte das Lächeln, das er jede Nacht in seinen Träumen sah.
    „Julian!“ Sie rannte auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht – war es Unsicherheit, Verlegenheit? „Darf ich dich in den Arm nehmen? Ich will deine Uniform nicht zerknittern.“
    Lachend hob er die Arme. Ihm war es egal, selbst wenn sie Lippenstiftflecken auf seinem blauen gestärkten Hemd hinterlassen würde. Sie sah aus wie ein Traum – sie anzuschauen war, wie zu lange in die

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