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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Sonne zu schauen. So blendend, dass es in den Augen wehtat.
    „Schätzchen, du kannst alles zerknittern, was du willst“, flüsterte er an ihrem blonden, seidigen Haar.
    „Darauf komme ich vielleicht irgendwann noch mal zurück“, erwiderte sie und trat einen Schritt nach hinten. Mit beiden Händen strich sie ihm über die Jackettärmel. „Du siehst unglaublich aus. Nur damit du es weißt.“
    Er spürte das Herzklopfen dicht an dem Ring, der in seiner Innentasche steckte. Beinahe hätte er ihr jetzt auf der Stelle den Antrag gemacht. Doch Julian zwang sich, zu warten, tief durchzuatmen und zu versuchen, klar zu denken.
    Er begrüßte Connor, Olivia und Zoe, die in ihrer Kinderkarre saß. Connor war nicht nur Julians Halbbruder, sondern auch sein bester Freund. Wäre er nicht da gewesen, als Julian als Teenager fast den falschen Weg eingeschlagen hätte, wäre für Julian alles ganz anders gekommen.
    Olivia und Daisy waren Cousinen, sahen sich aber so ähnlich, dass sie auch als Schwestern durchgehen konnten. Ganz eindeutig das Erbe der Bellamys – blond, klassische Gesichtszüge, aber nicht zu sehr von sich eingenommen. Mehr noch, sie schienen beide Frauen zu sein, die in Männern den Wunsch weckten, für immer bei ihnen zu bleiben.
    „Wir haben eine Überraschung für dich“, sagte Daisy und ging voran zu dem gepflasterten Weg, auf dem sich schon die Gästedrängten, die in Richtung Auditorium unterwegs waren.
    „Was für eine Überraschung?“ Er erwartete nichts.
    „Diese!“ Sie führte ihn um eine Ecke.
    Im Schatten eines blühenden Kastanienbaums stand eine schlanke Frau in einem blauen Kleid und hochhackigen Sandalen. „Mom!“ Julian traute seinen Augen nicht. Seine Mutter? Hier?
    Sie hatte ihm vor einigen Wochen mit Bedauern mitgeteilt, dass sie dieses Wochenende leider arbeiten müsse und nicht kommen könne. Sie hatte derzeit eine Rolle in einer Serie im Kabelfernsehen, die in L.A. gedreht wurde, und steckte mitten in den Dreharbeiten zur neuen Staffel.
    Aber jetzt war sie doch hier und lächelte ihn strahlend an. „Meine Güte, sieh dich an“, sagte sie. „Du machst mich wirklich stolz.“
    „Mich auch“, sagte eine tiefe, sonore Stimme, die Julian seit Jahren nicht gehört hatte. Drei weitere Menschen kamen vom Parkplatz aus auf ihn zu.
    „Onkel Claude! Und Tante Mimi. Remy!“ Julian lachte laut. „Ist das eine Fata Morgana, oder seid ihr wirklich da?“
    Onkel Claude war der Bruder von Julians verstorbenem Vater. Nach seinem Tod hatten Claude und Mimi angeboten, Julian bei sich aufzunehmen, aber in ihrem winzigen Haus in Südlouisiana hatte es weder genügend Platz gegeben, noch hatten sie die finanziellen Mittel gehabt. Remy war der Jüngste von vier Kindern und in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung zurückgeblieben.
    Er und Julian waren gleich alt. Als Kinder waren sie dicke Freunde gewesen. „Hey, Remy“, rief Julian beschwingt. „Erinnerst du dich an mich?“
    „’türlich“, sagte Remy. „Ich habe ein ganzes Buch mit Fotos von uns.“ Er klang immer noch wie der Cousin, den Julian in Erinnerung hatte. Er sprach genauso langsam und zögernd wie früher. Seine Sprachstörung war allerdings nicht mehr zu hören, und seine Stimme klang so tief und dröhnend wie die seines Vaters.
    Als sie jünger gewesen waren, hatte Julian seinen Cousin oftmit Fäusten verteidigt, wenn andere Kinder ihn geärgert hatten. Jetzt, als Erwachsener, sah Remy aus wie ein Footballspieler, und Julian bezweifelte, dass es irgendjemand wagte, sich über ihn lustig zu machen.
    „Ich freue mich, dass ihr hier seid.“ Julian wandte sich an seinen Bruder. „Hast du das arrangiert?“
    „Dafür darfst du dich bei meiner zauberhaften Frau bedanken. Sie hat das alles eingefädelt. Ich glaube, sie ist in einem früheren Leben mal ein Flaschengeist gewesen.“
    Julian zog Olivia in eine feste Umarmung. „Du bist die Beste.“
    Unwillkürlich schaute er zu Daisy und fing ihren Blick auf. Abgesehen von Connor hatte sie noch niemanden aus seiner Familie kennengelernt. Sie kannte die Welt, aus der er stammte, nicht. Sie wusste nicht, wie anders seine Kindheit gewesen war. Und dennoch schien sie sich wohlzufühlen. Entspannt hielt sie sich neben Remy, als sich nun alle auf den Weg ins Auditorium machten.
    „Du musst mir ganz viele Geschichten aus der Zeit erzählen, als du und Julian noch Kinder wart“, sagte sie zu ihm.
    „Ich weiß Geschichten.“ Remy schenkte ihr ein verlegenes Lächeln.

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