Zerrissenes Herz (German Edition)
dass du das kannst. Aber du bist gerade von einem Dach gefallen. Du bist nicht Superman.“
Er nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. „Natürlich bin ich das.“ Er bot ihr einen Schluck an.
Sie schüttelte den Kopf. „Okay. Statt einen zusätzlichen Babysitter zu organisieren, könnte ich meine Reise auch absagen.“ Was wieder einmal bewies, wie leicht sich das Leben in ihre und Julians Pläne einmischte.
„Nein“, widersprach Logan schnell. „Auf gar keinen Fall.“
Das überraschte sie. Logan wusste, dass sie auf die Feier wollte, und er konnte Julian nicht ausstehen. Für Logan war Julian das Einzige, was zwischen ihnen stand und sie davon abhielt, eine tiefer gehende Beziehung zu haben. Was gar nicht stimmte, aber das war ein anderes Thema. Dennoch verstand Daisy nicht, warum Logan wollte, dass sie nach Ithaca fuhr.
Er schien ihre Gedanken zu erraten. „Du musst dabei sein, wenn er offiziell in den Dienst genommen wird. Vielleicht, ich weiß nicht, kann das eine Art Schlussstrich für dich sein.“
„Schlussstrich?“ Sie hasste den Klang dieses Wortes.
„Du musst mit eigenen Augen sehen, dass die Air Force sein Leben ist.“ Logan sagte das sehr liebevoll. „Bei ihm wirst du nie an erster Stelle stehen. Vielleicht wird dir das nach dem Wochenende, an dem er nach Timbuktu geschickt wird, endlich klar.“
Es störte sie, wie stark Logan davon überzeugt war, dass es so laufen würde. Er redete ja, als hätte er eine Kristallkugel und könnte in die Zukunft sehen!
„Oh, jetzt bist du also auch noch Beziehungsanalytiker!“ Mein Gott, wie bin ich nur hier hereingeraten, fragte sie sich. Manchmal schaute sie sich in ihrem Leben um und wunderte sich. Wie kam es, dass sie vom Vater ihres Kindes Beziehungstipps bekam, von einem Typen, der nur aufgrund mangelnden Urteilsvermögens in ihr Leben getreten war und sich dort dank unbeirrbarer Entschlossenheit hielt?
„Logan …“
„Du sollst wissen, dass ich hier bin. Ich gehe nirgendwohin. Nicht nach Timbuktu oder ins Pentagon oder nach North Dakota oder Kapstadt. Ich bin hier, Daisy. Du weißt, was du mir bedeutest.“
Das wusste sie tatsächlich. Sollte sie jemals daran zweifeln, müsste sie sich nur an das vorletzte Weihnachten erinnern. Der Tag hatte ganz unschuldig angefangen. Sie und Charlie waren bei den O’Donnells eingeladen gewesen, was bedeutet hatte, gemeinsam mit Logan mit dem Zug von Avalon in die Stadt zu fahren. Daisy erinnerte sich gut daran, wie zerrissen sie sich an dem Tag gefühlt hatte. Ihr war bewusst gewesen, wie wichtig es für Charlie war, gleich viel Zeit mit allen Großeltern zu verbringen. Dennoch hatte sie nur schmerzlich darauf verzichtet, ihre Familie an Heiligabend zu sehen. Um Charlies willen hatte sie ein fröhliches Gesicht aufgesetzt, ihre Tasche gepackt und sich mit Logan am Bahnhof getroffen.
In der letzten Minute war Julian gekommen, um sie zu überraschen. Sein Zug war gerade angekommen – kurz bevor ihrer abfahren sollte. Mit der ihm eigenen Ausgelassenheit war Julian auf ihren Bahnsteig gekommen – doch der Anblick von Logan hatte ihn sehr schnell ernüchtert. Sie hatte nicht gewusst, dass beide da sein würden. Es war auch nie besonders angenehm, Logan und Julian gleichzeitig zu treffen.
Zu ihrer großen Demütigung waren schon bald böse Worteund Anschuldigungen gefallen. Kurz darauf waren Julian und Logan wie brünstige Hirsche mit den Fäusten aufeinander losgegangen. Zwei Männer, die beide behaupteten, dass ihnen alles an Daisy lag, hatten sich auf dem Bahnsteig geprügelt . Logan, der leidenschaftliche Familienmensch, den sie schon ihr ganzes Leben lang kannte und der der Vater ihres Sohnes war. Und Julian, der Mann, den sie sich seit ihrem ersten Treffen nicht aus dem Herzen reißen konnte.
Im Lauf der Auseinandersetzung waren verschiedene Gegenstände aus den Jackentaschen auf den Bahnsteig gefallen – Kleingeld, ein Schweizer Taschenmesser, Schlüssel … und eine kleine, samtene Schmuckschatulle. Sie war auf dem Betonboden aufgeschlagen und hatte sich geöffnet, um das unmissverständliche Glitzern eines Diamanten zu enthüllen. Daisy war so schockiert gewesen, dass sie kaum hatte denken können, und so war es ihr einfach herausgerutscht: „Oh. Ihr habt was verloren.“
Und so wahr ihr Gott helfe, sie hatte keine Ahnung, wer den Ring gekauft hatte.
Die meisten Frauen träumten von einem romantischen Heiratsantrag, bei dem der Mann auf die Knie fiel und im Hintergrund sanfte
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