Zerrissenes Herz (German Edition)
gefragt, ob sie Mitglied der Pfingstgemeinde sei. Nicht, dass es verwerflich gewesen wäre, Pfingstler zu sein, aber die Frage hatte Daisy schon erschreckt. Sie war sich wie ein Blendervorgekommen. Wie jemand, der vorgab, ein anderes Leben zu führen.
Der Twisted Scissors Salon gehörte den drei Dombrowski-Schwestern, die ihn auch gemeinsam betrieben. Ihr Glaube an die Macht des Verwöhnens war unerschütterlich. Vielleicht, dachte Daisy, ist das der Grund, warum ich dort so lange nicht hingegangen bin. Verwöhnt und hübsch gemacht zu werden hatte nicht zu ihrer Trauer gepasst.
Als sie zur Tür hineintrat und ihr der fruchtige Geruch der Haarpflegeprodukte in die Nase stieg, erkannte sie, was für ein Dummkopf sie gewesen war.
Das hier war ein Ort der Heilung. Warum war ihr das nicht eher aufgefallen?
Die Twisted-Scissors-Schwestern machten mehr als nur Haare. Tina, die Jüngste, bot die zauberhaftesten Maniküren und Pediküren an. Die mittlere Schwester, Leah, war auf die Kosmetikschule gegangen und ein Genie an den Schminktöpfen. Jede Frau aus der Umgebung, die heiraten wollte, ging zu ihr. Und die Älteste, Maxine, war die Friseurmeisterin.
Maxine war gerade mit einer Kundin beschäftigt, als Olivia und Daisy an den Tresen traten. „Ich kann euch beide in einer halben Stunde drannehmen“, bot sie an. „Gönnt euch doch in der Zwischenzeit eine Mani- oder eine Pediküre!“
„Warum nicht?“ Daisy hatte Lust darauf. So etwas hätte sie schon vor langer Zeit tun sollen. „Äh, also falls du die Zeit hast …“ Fragend sah sie Olivia an.
„Klar hab ich die. Die Jungs können die Kinder ruhig auch baden und ins Bett bringen.“
Daisy wusste, dass Logan sich niemals beschweren würde, wenn er sich um Charlie kümmern musste. Als er Charlie abgeholt und mit ins Camp Kioga genommen hatte, hatte alles danach ausgesehen, als sei er mit dem vorgeschlagenen Plan sehr einverstanden. Die Väter wollten mit den Kindern eine Wanderung machen und eventuell schwimmen gehen, wenn es warm genug würde. Danach sollte es bei Connor ein paar Filme undein Nickerchen geben.
Daisy nickte ihrer Cousine zu. „Ich frage mich, ob Logan sich komisch fühlt, weil er den Tag mit Connor verbringt.“
„Wieso sollte er sich komisch fühlen?“
„Mal sehen, da wäre der Vater meines Kindes, der den Tag mit dem Bruder meines gestorbenen Verlobten verbringt“, sagte sie. „Ich frage mich, worüber sie sich unterhalten.“
„Über die Kinder. Und Sport. Über die Arbeit. Zum Mittag werden sie ein gigantisches Clubsandwich machen. Wir können nur hoffen, dass sie den Kindern keine Schimpfwörter beibringen oder wie man auf Kommando rülpst.“
Maxine hob die Trockenhaube ihrer Kundin an.
„Hey, Daphne“, sagte Daisy, überrascht darüber, die Empfangsdame aus der Kanzlei ihrer Mutter hier zu sehen. „Schön, dich zu sehen! Das hier ist meine Cousine Olivia.“
Maxine ließ Daphne in dem Friseurstuhl Platz nehmen und fing an, die Strähnchenfolien aus ihren Haaren zu entfernen. Die Farbe der Wahl schien dieses Mal ein elektrisierendes Magenta zu sein, das in starkem Kontrast zu Daphnes pechschwarzem Haar stand. Außerdem hatte sie eine interessante Auswahl an Tätowierungen, die Anime-Charaktere zeigten.
„Wie geht es dir?“ Daphnes Frage klang eher höflich als freundlich. Aus irgendeinem Grund schien sie Daisy nicht sonderlich zu mögen. Daisy hatte keine Ahnung, warum.
„Besser, danke. Olivia und ich haben eine kleine Shopping-Therapie hinter uns, und jetzt bin ich für ein Umstyling hier. Ich bin bereit, mit meinem Leben weiterzumachen.“
„War mit deinem alten Leben etwas nicht in Ordnung?“, fragte Tina, die gerade ihren kleinen Rollhocker auf der anderen Seite des Maniküretischs auf die richtige Höhe einstellte.
Daisy nickte und atmete tief durch. Inzwischen war sie daran gewöhnt, ihre Geschichte zu erzählen. In der Trauergruppe, die sie besucht hatte, war sie ermutigt worden, es zu üben. Es war ganz eigenartig, den verstörendsten Vorfall in seinem Leben so zu erklären, dass sich das Gegenüber nicht unwohl fühlte.
„Mein Verlobter ist letzten September gestorben“, erklärte sie. „Er hat in der Air Force gedient und ist im Einsatz getötet worden.“
„Oh nein.“ Tina packte Daisys Hand und rieb sie mit angewärmter Lotion ein. „Meine Güte, das ist ja fürchterlich. Habt ihr das gehört, Mädels?“, fragte sie. „Der Verlobte von diesem armen Mädchen ist getötet worden. Honey,
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