Zerrissenes Herz (German Edition)
mich darum, weiterzugehen. Ich werde dich niemals vergessen. Ich werde nie aufhören, dich zu lieben. Aber mit dem heutigen Tag werde ich aufhören, mir ein Leben zu wünschen, das ich nicht haben kann. Ich muss ein anderes Leben finden. Und ich bin ziemlich sicher, das bedeutet, eine andere Liebe zu finden.“ Tief atmete sie ein. „Vielleicht geht es auch darum, die Liebe zu akzeptieren, die bereitsin meinem Leben ist. Ich weiß es nicht. Das ist alles so neu und fürchterlich. Ich weiß nur, dass es an der Zeit ist, Lebewohl zu sagen und weiterzumachen. Wenn du hier wärst, würdest du es verstehen. Du warst so voller Leben wie sonst niemand. Ich habe so viel von dir gelernt. Ich habe mein Leben nicht geliebt, aber ich habe vor, jetzt damit anzufangen. Und zwar genau jetzt.“
Sie nahm sich ein Kanu und paddelte zu der Stelle, wo er ihr den Antrag gemacht hatte. Einige Gäste des Resorts gingen auf der Insel spazieren, aber das war ihr egal. Für das Foto, das die Geschichte erzählte, beugte sie sich auf die Kanukante nieder. Zwei Bäume, die von einem Bogen des Pavillons eingerahmt wurden, dahinter der weite Himmel als Hintergrund. Daisy drückte den Auslöser, als sich ein Vogel in die Luft erhob.
Den Rest des Tages über nahm sie sich Zeit, fuhr auf Nebenstraßen durch die Landschaft und hielt an allen Orten, zu denen Julian sie am Tag seines Antrags geführt hatte. Sie besuchte alle Erinnerungsorte, machte Fotos und Zeichnungen, und mit jeder Meile, die Daisy reiste, fühlte sie sich leichter. Es war, als lade sie an jedem Halt schwere Felsbrocken und Relikte ihrer Trauer ab.
Das Notizbuch füllte sich mit Gedanken, die aus ihrem Herzen kamen. Die Fotos waren Abbilder der Natur und erzählten eine tiefere Geschichte. Daisy hoffte, dass sie die Nuance einfangen konnte, nach der sie suchte. Aber sie glaubte schon, dass ihr das gelang. Sie konnte die Fotos fühlen; sie brachten etwas in ihr zum Vorschein. Es fühlte sich neu und irgendwie aufregend an, als hätte sie eine Tür zu einer verborgenen Welt geöffnet.
Erst spät am Nachmittag kehrte sie in ihr kleines Reihenhaus in der Oak Street zurück. Sie fühlte sich … nicht wie ein neuer Mensch, aber vielleicht wie eine bessere Version ihrer selbst.
„Ich hoffe, das ist nicht nur vorübergehend“, murmelte sie.
Das war es nicht. Es fühlte sich echt an. Mit dem Daumen strich sie über die Stelle an ihrem Finger, wo der Verlobungsring immer gesessen hatte. Sie hatte ihn endlich abgenommen. Denn ihn zu spüren, ihn zu sehen, war eine konstante Erinnerung daran, dass Julian fehlte. Er hatte nur zwei kleine Worte in den Ringeingravieren lassen: Für immer.
Was hatte er noch einst gesagt? Für immer sage ich nur zu dir.
Sie schloss die Tür auf und rief nach Charlie und Sonnet.
„Mom!“ Ihr kleiner Junge kam in den Flur gerannt, die schwanzwedelnde Blake gleich hinterher. Charlie warf sich Daisy in die Arme und sagte: „Du bist zu Hause.“
Sie knuddelte ihn, atmete seinen Duft nach Ahornsirup und kleinem Jungen ein. „Das stimmt, mein Schatz. Ich bin zu Hause.“
13. KAPITEL
D aisy verspürte eine leichte Aufregung, als sie vor der schönsten Boutique des Ortes stand: Zuzu’s Petals. Sie war in einer Boutique gewesen – im Brautmodenladen –, als sie die Nachricht von Julians Tod erhalten hatte, und hatte seitdem keinen Fuß mehr in ein solches Geschäft gesetzt. Ihrem Trauerberater gegenüber hatte Daisy versucht, einen Witz darüber zu machen. „Anscheinend drehe ich langsam wirklich durch. Hat es in der Geschichte der Psychologie jemals eine Patientin gegeben, die Angst davor hatte, shoppen zu gehen?“
„Sie wären überrascht“, hatte er erwidert und Daisy ermutigt, sich dieser Angst zu stellen.
Jetzt wollte Daisy sich hier mit ihrer Cousine Olivia treffen. Denn der Laden war sehr gut. Die Besitzerin hatte neben einem ausgezeichneten Geschmack auch einen guten Geschäftssinn. Ihre Auswahl umfasste eine vielseitige Mischung verschiedener Stile, von teuren Vena-Cava-Seidenkleidern über handgestrickte Pullover von Künstlern aus der Region und einfache, aber schicke Oberteile, die perfekt zu einer Jeans aussahen.
Es war ein idyllischer Tag, mild, aber kühl. Der Himmel war leicht wolkenverhangen. Genau das Wetter, das in einem nicht den Wunsch weckte, irgendetwas draußen zu unternehmen. Als Daisy in die einladende, angenehm überladene Boutique trat, atmete sie das wohlriechende Aroma von Potpourri und neuer Kleidung ein.
Der
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