Zerrissenes Herz (German Edition)
das tut uns so leid.“
„Danke“, sagte Daisy, erleichtert, weil sie es hatte sagen können, ohne einen Zusammenbruch zu erleiden. „Es hat Tage gegeben, an denen ich wirklich gedacht habe, mein Leben wäre auch vorbei. Aber so kann man nicht leben, richtig? Ich habe einen wunderschönen kleinen Sohn, großartige Freunde und eine tolle Familie.“
„Oh, Süße, du hast sein Baby?“
„Äh, das ist ein wenig kompliziert. Mein Sohn ist nicht von meinem Verlobten.“ Während sie das sagte, spürte sie genau, dass Daphne ihr von der anderen Seite des Raumes aus sehr aufmerksam zuhörte. „Guter Gott, das klingt ja wie in einer Telenovela.“
„Also, wer ist der Vater des Kindes?“, wollte Leah wissen.
„Ein Junge, den ich schon mein ganzes Leben lang kenne. Auf der Highschool hatten wir ein wildes Wochenende, und dabei ist Charlie herausgekommen.“ Sie war selber überrascht, dass sie so intime Einzelheiten mit Frauen teilte, die sie kaum kannte. Das war jedoch die Natur eines Schönheitssalons. Ein Ort, an dem eine Frau sich sicher genug fühlte, um ihre Geheimnisse zu offenbaren.
„Der Scheißkerl! Hat dich angebufft und dann …“
„Logan ist toll“, beeilte Daisy sich zu sagen. „Er kümmert sich großartig um Charlie. Heute passt er zum Beispiel auch auf ihn auf, damit ich hier sitzen kann.“
„Na, das klingt doch gut“, erwiderte Tina. „Dann gibt es also doch ein Happy End für dich.“
„Hey, Maxine, ich muss los. Ich treffe jemanden auf der Matinee“, sagte Daphne. „Ich muss das Auskämmen heute ausfallen lassen.“
„Bist du sicher?“
„Ja, alles gut.“ Sie sprang aus dem Stuhl und legte den Friseurumhang ab. Am Tresen schrieb sie einen Scheck aus, bevor sie zur Tür eilte. „Wir sehen uns, Daisy. Und viel Glück mit allem. Schön, dich kennengelernt zu haben, Olivia.“
„Hab ich irgendwas Falsches gesagt?“, fragte Daisy, nachdem die Tür hinter Daphne zugefallen war.
„Sie hat sich Sailor Moon tätowieren lassen“, antwortete Maxine. „Du weißt schon, die Anime-Figur. Daphne ist ein wenig seltsam, aber nett.“
Während ihr perlmuttfarbener Nagellack noch trocknete, ging schon die Behandlung von Daisys Haaren los. Waschen, Spülung, Schnitt, Föhnen. Sie war seit der Frisurenprobe für die Hochzeit nicht mehr beim Friseur gewesen. Ihre Cousine Dare, die ihre Hochzeitsplanerin gewesen war, hatte sie zu einem ganz besonderen Salon nach Albany mitgenommen. Der Tag war unglaublich lustig gewesen. Sie hatten gelacht, geträumt und sich vorgestellt, wie die Hochzeit verlaufen würde, was Julian sehen sollte, wenn er das erste Mal einen Blick auf sie warf. Die Stylistin hatte eine Hochsteckfrisur gezaubert, in der frische Blumen steckten und die mit der aus Silber und Perlmutt bestehenden Klammer von Daisys Großmutter gehalten wurde. Daisy hatte in den Spiegel geschaut und die Braut gesehen, die sie sein würde.
Jetzt lehnte sie sich über dem Waschbecken zurück, schloss die Augen und stellte sich vor, dass der Schmerz dieser Erinnerung von ihr abgewaschen wurde und den Abfluss hinunterfloss. Genug, dachte sie. Genug der Schmerzen.
„Mach sie kurz“, sagte sie nach dem Waschen zu Maxine.
„Wie kurz?“
„Vielleicht ein Bob?“
Maxine fuhr mit einem weitzinkigen Kamm durch das taillenlange Haar. „Bist du sicher?“
„Im Moment schon. Mach schnell, bevor ich meine Meinung ändere.“
„Du wirst es nicht bereuen“, meinte Olivia. „Ich hab schonimmer gedacht, dass du mit kurzem Haar toll aussehen würdest.“
Die Schere schnitt mit schlichter Präzision; ein Geräusch, das in Daisys Ohren kratzte. Sie sah, wie ihre langen Locken in feuchten Strähnen fielen und mit einem sanften Klatschen auf dem Boden landeten.
„Das ist wie eine rituelle Schur“, murmelte sie und tat so, als wäre sie nicht nervös.
„Es ist eine rituelle Schur“, bestätigte Olivia. „Das Ritual ist, dass du, meine liebste Cousine, diesen Salon als neue Frau verlassen wirst.“
„Ich habe nichts dagegen“, erwiderte Daisy. „Es gibt nur ein Problem.“
„Und das wäre?“
„Die neue Frau wird in ihr altes Leben zurückkehren. Gleicher Job, gleicher Alltag …“
„Vielleicht, aber du hast jetzt eine neue Einstellung. Den Männern wird das auffallen, und du fängst an, wieder auszugehen.“
„Ich bin noch nie richtig ausgegangen. Ich habe die Highschool verlassen und bin Mutter geworden. Ich habe keine Ahnung, wie man das macht.“
„Honey, wenn wir hier
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