Zerrissenes Herz (German Edition)
heutige Ausflug war Daisys Idee gewesen. Sowohl sie als auch Olivia hatten ihr Kind beim jeweiligen Vater gelassen.
„Gibt es einen besonderen Anlass?“, fragte Olivia. „Irgendetwas sagt mir, dass es nicht darum geht, uns einfach nur einen Mädelsnachmittag zu machen.“
„Das stimmt.“ Daisy war es ein wenig peinlich, den Grund für dieses Treffen zu verraten. „Es gibt mehrere Gründe. Zum einen habe ich einen netten Bonus für meinen letzten Hochzeitsauftrag bekommen, der mir ein Loch in die Tasche brennt.“
„Ausgezeichnet. Dieser Laden wird dir mit Sicherheit aus dem Dilemma helfen.“ Olivia zupfte einen leichten Seidenschal von einem Regal und schlang ihn Daisy um den Hals.
„Außerdem bin ich auf dein untrügliches Stilempfinden angewiesen“, fügte Daisy hinzu.
„Oh. Ich fühle mich geschmeichelt.“
„Musst du nicht. Es ist die Wahrheit, und ich brauche dich.“ Olivia hatte früher als „Aufhübscherin“ gearbeitet, wie sie es nannte. Sie hatte Häuser und Wohnungen, die zum Verkauf standen, so hergerichtet, dass sie den bestmöglichen Eindruck auf zukünftige Käufer machten. Von allen Leuten, die Daisy kannte, hatte Olivia schon immer das beste Gespür für Mode und Stil gehabt. Und genau das brauchte Daisy jetzt.
„Ich bin so weit. Ich möchte wieder gut aussehen“, sagte sie.
„Du siehst immer gut aus. Du bist umwerfend.“
„Ich weiß deine Loyalität zu schätzen, aber ich fühle mich nicht umwerfend. Ich habe das Gefühl, seit der Nachricht von Julians Tod nichts mehr für mich gemacht zu haben. Das will ich jetzt ändern. Nicht nur für Charlie, sondern auch für mich. Es ist an der Zeit, damit aufzuhören, mich durch den Tag zu schleppen, als wäre die Zeit tonnenschwer. Und Gott steh mir bei, es ist auch an der Zeit, neue Leute kennenzulernen. Du weißt schon: Männer . Ich bin es so leid, allein zu sein. Ich meine, ich habe tolle Freunde und eine großartige Familie, aber ich will wieder etwas Besonderes für jemanden sein.“
Olivia umarmte sie. „Das ist so schön zu hören. Wirklich.“ Sie hatte Tränen in den Augen. Daisy fragte sich, ob Olivia an Connor dachte. Nach dem Tod seines Bruders war Connor in ein so tiefes Loch, in große Wut und tiefe Depression gefallen, dass es allen Angst gemacht hatte – einschließlich Connor. Er kämpfte dagegen an wie ein Krieger, nutzte jede Waffe, die ihm zur Verfügung stand – Therapie, Selbsthilfegruppen, Medikamente, Meditation, Atemtechniken, sogar Yoga. Es war schwer, sich vorzustellen, wie Olivias Mann, dieser eindrucksvolle Naturbursche, versuchte, sich in Yogapositionen zu verknoten und auf Sanskritzu chanten. Aber er war entschlossen, nichts unversucht zu lassen, um aus der Trauer herauszukommen.
Und seine Bemühungen hatten Früchte getragen. Er hatte zu einer Art Frieden und Akzeptanz gefunden.
Daisy hatte einen anderen, längeren Weg gewählt. An dem Tag, an dem sie all jene Plätze aufgesucht hatte, die ihr und Julian so viel bedeutet hatten, hatte sie viele unglaubliche Fotos gemacht. Es war schmerzhaft, sie anzusehen, aber es war die beste Arbeit, die ihr je gelungen war.
Endlich war sie bereit, sich auf sich zu konzentrieren.
Olivia stürzte sich mit Feuereifer in ihre Aufgabe. Daisy spürte, wie sehr ihre Cousine es liebte, das perfekte Outfit zusammenzustellen. Am Ende verließen sie den Laden mit drei kompletten Ensembles, inklusive einiger großartiger Stücke, die den Beginn einer neuen, verbesserten Garderobe kennzeichneten. Als Daisy eine Bemerkung darüber fallen ließ, wie viel Geld sie ausgeben musste, sprang Olivia ein und kaufte ihr einige Accessoires, ohne auf Daisys Widerstand zu achten.
„Du wirst super aussehen“, versicherte Olivia ihr. „Mal sehen, ob wir noch einen Termin im Salon kriegen.“
„Au ja!“ Der Vorschlag gefiel Daisy sofort. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal beim Friseur gewesen war. „Tolle Idee.“
Sie hatte schon oft daran gedacht, sich das Haar kürzer schneiden zu lassen, es jedoch immer wieder aufgeschoben. Sie wusste auch nicht, warum. Halt, sie wusste genau, warum. Julian hatte ihr langes Haar geliebt. Doch jetzt war alles anders, und genau darum ging es heute ja.
Haare, die bis zur Taille reichten, waren in Werbespots für Shampoos prima, aber im echten Leben sagten sie nur: „Ich vernachlässige mich.“ Vor nicht allzu langer Zeit war Daisy nach Windham gefahren, um dort eine Hochzeit zu fotografieren. Jemand hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher