Zerrissenes Herz (German Edition)
der Stadt – ein professionelles Team der kanadisch-amerikanischen Can-Am-Liga. Die Saison war bisher für sie großartig gelaufen, und der Klub hatte einen neuen, heißen Pitcher namens Danny Alvarado. Die Zuschauermenge war dementsprechend groß, die Parkplatzauswahl gering.
„Schau mal!“, sagte Logan mit einem Blick auf einige Sitzreihen in der Nähe der dritten Baseline. „Sieht aus wie ein Familientreffen der Bellamys.“
„Wow, ich bin froh, dass du mich daran erinnert hast, heute herzukommen“, erwiderte Daisy. „Danke, Logan.“
„Kein Problem.“ Er legte ihr den Arm um die Schulter und zog Daisy an sich.
Ihr Dad und ihr Bruder waren da, genauso wie ihre Großeltern und diverse Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. Innerhalb weniger Minuten saßen sie inmitten der Menschen, die sie liebte.
„Hey, du hast es geschafft.“ Ihr Vater strahlte. „Komm hierher in die Jubelecke!“
Daisy versuchte, den Frust über ihre vergebliche Arbeit abzuschütteln, und setzte sich. Sie war fest entschlossen, den Nachmittag und das Spiel zu genießen.
„Meine Güte“, murmelte ihre Großmutter Jane, die neben ihr saß. „Ihr zwei seid in letzter Zeit aber ganz schön vernarrt ineinander, was?“ Sie zeigte auf Logan, der Charlie gerade beibrachte,wie man ein Popcorn in die Luft warf und mit dem Mund auffing.
„Ja, das kann man wohl so sagen“, stimmte Daisy zu.
Ihre Großmutter drückte ihr die Hand. „Du wirkst glücklich, und das macht mich glücklich.“
Daisy lernte von Tag zu Tag, Glücklichsein für sich neu zu definieren. Es war für sie nicht länger die sorglose Umarmung eines jeden neuen Tages, sondern eine gezielte Anstrengung.
Sie versuchte, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Es wurde von Kim Crutcher kommentiert, einer einigermaßen bekannten Sportkommentatorin, deren Ehemann Pitcher bei den Yankees war. Aber Daisys Gedanken schweiften immer wieder zu Logan ab. Sie sah, wie natürlich er sich in ihre Familie einfügte, so als wäre er bereits ein Familienmitglied. Er beugte sich zu ihrem Dad vor, sagte etwas, das ihn zum Lachen brachte.
Ein Verkäufer kam mit einem Tablett voller Bierbecher vorbei. Vermutlich sah nur Daisy den wehmütigen und sehnsuchtsvollen Ausdruck in Logans Blick. Er hatte seine Dämonen, doch er hielt sie unter Kontrolle. Sie wusste, dass es nicht leicht war; noch schwieriger war es nur auf dem College gewesen, als die nächste Party immer nur eine Tür entfernt gewesen war.
Seine Hauptmotivation saß neben ihm, schlenkerte mit den Beinen und aß Popcorn. Charlie himmelte seinen Dad an. Daisy beobachtete sie eine Weile, wie sie völlig simultan ihre Dose mit Rootbeer an den Mund führten, tranken und gleichzeitig rülpsten, ein Erfolg, für den sie sogleich laut abklatschen mussten.
„Die beiden sind schon ein Pärchen“, merkte Jane an.
„Oh ja, das sind sie.“ Daisy lachte. „Wer hätte je gedacht, dass Logan und ich mal miteinander gehen würden?“
„Was stimmt daran nicht?“
„Wir haben alles in der verkehrten Reihenfolge gemacht – erst ein Kind, dann geteiltes Sorgerecht und jetzt … jetzt das hier.“ Es fiel ihr immer noch schwer, eine Bezeichnung für das zu finden, was sie und Logan hatten. Die kleine Familie, die sie gemeinsam geschaffen hatten, schenkte ihr ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Und nach allem, was passiert war, wusste sie dassehr zu schätzen.
Ihre Großmutter lächelte. „Das Leben ist so unterschiedlich wie die Menschen, die es führen. Wichtig ist nur, dass es gelebt wird.“
„Charlie ist so verrückt nach seinem Dad. Ich liebe es, wie die beiden miteinander umgehen.“
„Und du?“
„Was soll mit mir sein?“
„Welche Gefühle hast du für Charlies Dad?“
„Ich …“ Es war das erste Mal, dass jemand ihr diese Frage stellte. „Er ist wundervoll. Ich empfinde es als Glück, mit ihm zusammen zu sein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es so sein sollte.“
Olivia, die auf Daisys anderer Seite saß, beugte sich vor. „Bedeutet das das, was ich denke?“
Daisy errötete. „Vielleicht.“ Es fühlte sich gut an, endlich die schwere Last der Trauer abzulegen und in einer im Schatten liegenden Ecke zu verstauen, wo sie sie nicht ständig fühlen musste. Herzschmerz war kein guter Begleiter auf dem Weg durchs Leben. Sie war Logan dankbar, weil er sie aus der Dunkelheit gezogen hatte.
Manchmal, überlegte sie, passiert Liebe auf ganz eigene Weise, wie ein Regenbogen … oder ein Zufall. Oder wie Julian.
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