Zerrissenes Herz
akzeptiert. Klar, auch verdauen müssen, aber anders. Vielleicht wären wir sogar Kumpel geworden.“
„Du warst ihm eben nichts mehr wert. Keinen Cent. Hast du Geld, wenn ich fragen darf?“
„Ja. Mir geht es finanziell nicht schlecht. Warum?“
„Okay. Sorry, aber so was mag Stefan. Darauf fährt er voll ab.“
„Hm. Du, ich hab ihm keine großen Geschenke gemacht. Leb normal, eher sogar bescheiden.“
„Sei froh. Jeder Cent wäre zuviel gewesen.“
Oli dachte an die Präsente für Stefan, die immer noch auf seinem Kleiderschrank lagen.
Lange dauerte ihr Telefonat.
Über zwei Stunden.
Hendrik hatte längst gesimst, dass sie in der X-Bar waren.
Doch dieses Telefonat war Oliver wichtig.
Danach drehte sich für einen Moment alles.
Puh, Patrick hatte ihm da ja Dinge erzählt!
Oli fühlte, jedes Wort hatte der Wahrheit entsprochen und längst hatte er immer noch nicht die volle Wahrheit über Stefans plötzliche Mail erfahren.
In der Tat, lange wäre das mit ihm und Stefan ganz sicher nicht gut gegangen. Patrick schien da ja einiges durchgemacht zu haben und wesentlich mehr Geduld als er zu haben. Er, Oli, hätte sicher spätestens nach sechs Wochen die Reißleine gezogen.
Dennoch, ein bittersüßer Stich im Herz blieb.
Was hatte Patrick gesagt? Stefan habe Charme, könne Menschen für sich gewinnen. So war es. Und leider auch ihn. Patrick hatte recht. Eigentlich konnte ihm der Ex nur leid tun. Oliver aber musste nun ganz schnell mit einem Freund über das grad Gehörte reden. Da war Hendrik genau der Richtige.
Und Hendrik gab Patrick zwei Stunden später beim Cocktail vollkommen recht.
„Was willst du hören? Sei einfach froh, dass du den Knaller los bist. Mach drei Kreuze und schau nach vorne. So Typen gibt es leider. Und auch du bist nicht gegen sie gefeit.“
„Leider. Aber nach dem Telefonat geht es mir echt besser. Das Gespräch war Gold wert.“
„Ach. Schnappst du dir jetzt den Kleinen?“
„Lach. Nein. Erstens hab ich die Nase grad voll von Beziehungen, wäre auch sicher nicht reif für etwas Neues und mit Patrick, das würde nicht passen. Aber als Kumpel, da mag ich ihn jetzt schon.“
Auch als Oli später ins Bett fiel, dachte er noch an das lange Telefonat mit Patrick.
Stefan erschien ihm nun in einem ganz anderen Licht. Dinge, die ihm schon von Anfang an merkwürdig vorkamen, machten nun Sinn.
Dennoch, all die Neuigkeiten waren schwer zu verarbeiten.
Stefan sollte ihm einmal noch die Wahrheit ins Gesicht sagen.
Wenn er dazu fähig war.
Was hatte Stefan ihm bei ihrem letzten kurzen Telefonat gesagt, frage mich, wenn du etwas wissen willst, nicht andere Leute.
Vier Personen hatten ihm nun schon bestätigt, dass Stefan kiffte, wohl diverse Drogen nahm, sein Leben nicht im Griff hatte.
Auch an den kommenden Tagen gingen Oli die Fragen nicht aus dem Kopf.
Mit Patrick chattete er weiter.
Am Donnerstag vor Weihnachten, abends beim Geschenke einpacken, wollte er es dann wissen.
Immer noch hatte er die Handy Nummer von Stefan nicht ge löscht.
-Hallo Stefan. Können wir kurz telefonieren? Du hast doch gemeint, ich soll dich selber fragen, wenn ich was von dir wissen will. Dich und nicht andere Leute.-
Oli hatte kaum das nächste Geschenk verpackt, als sein Handy piepte.
-Telefonieren geht heut nicht. Aber frag ruhig, was du wissen willst?-
Sein Lover ist bei ihm, überlegte Oli. Klar, da hat er keine Zeit für ein kurzes Gespräch, geschweige denn Lust noch mit mir zu reden.
Okay dann per SMS.
-Sag mal, kann es sein, dass du zwei Leben führst, zwei Gesichter hast, und ich nur eins kennenlernen durfte?-
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
-Blödsinn. Ich bin immer ich. Warum meinst du? Wir können uns aber gern in den nächsten Tagen treffen und reden.-
In Oli keimte erneut Hoffnung auf. Auch wenn sein Verstand sagte, dazu würde es nie mehr kommen.
-Hast du die Flasche noch, die ich dir von Spanien mitgebracht habe? Die können wir ja mal zusammen trinken.-
Fehlinvestition, dachte Oli beim simsen und blickte dann auf seinen Kleiderschrank. Dort lagen immer noch die weiteren Präsente für Stefan.
Wegwerfen, wäre eine logische Konsequenz gewesen. Aber nicht seine Mentalität.
-Ja, hab ich noch.-
Typisch Stefan, dachte Oli beim lesen. Unverfänglich und ohne einfach zu sagen, lass uns dann und dann locker zum quatschen sehen.
Und das alles vor Weihnachten.
Wütend geworden, antwortete er.
-Können wir uns denn wirklich mal sehen, wie
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