Zerrissenes Herz
langsam wurde ihm wirklich klar, außer Sex hatte es wohl überhaupt keine Gemeinsamkeiten gegeben, die sie beide gemocht hätten.
Um 23 Uhr blickte Patrick auf sein I-Phone.
„Wir wollen gleich mal rüber die Brennerei. Da kommst du aber mit.“
Oli zuckte unwillkürlich zusammen.
Okay, Stefan war ja nicht dort. Immer noch kannte er dessen Dienstplan für den gesamten Dezember. Und vielleicht war es am besten, wenn schon Brennerei, dann mit seinen neuen Freunden.
„Gut, gehen wir rüber“, zog er seine Lederjacke an, um gut gelaunt mit Patrick und Manuel die Location zu wechseln.
Dort, gleich hinter der Eingangstür, zuckte er erneut zusammen. Die Kneipe war fast noch leer, Stefan kellnerte, und blickte ihn und Patrick hasserfüllt an. Oli lächelte, auch wenn ihm nicht danach war. Haltung bewahren. Und schon wieder eine Lüge, fiel ihm da ein. Warum war Stefan hier? Egal.
Beruhigend legte Patrick ihm da den Arm um die Schulter.
„Kölsch?“, zog er dann seine Jacke aus.
„Hm. Du, der ist ja doch da?“
„Na und? Da kann er uns gleich drei Kölsch zapfen. Oder meinst du, die sind dann vergiftet?“
„Wenn er könnte, sicher.“
Oli entspannte sich wieder. Saublöde Situation halt, aber was sollte es.
Oli spürte auch beim zweiten Kölsch die Blicke in seinem Rücken. Aber wem war er Rechenschaft schuldig? Stefan sicher nicht. Die Partymusik gefiel ihm. Rasch wurde es voll, sehr voll. Stefan war vergessen.
Als sie drei Stunden später erneut ins Corner wechselten, hatte sogar Oli nicht einen Blick mehr Richtung Theke geworfen.
It‘s Christmas time, wurde er am nächsten Morgen wach.
Vor der Fahrt zur Familie schickte er Stefan eine Friedens SMS und wünschte Frohe Weihnachten. Auf eine Antwort wartete er vergebens.
Wutausbruch
Die Weihnachtstage bei der Familie und den Freunden taten Oli gut. Stefan rückte in den Hintergrund. War nicht mehr präsent. Auch an den Tagen zwischen den Jahren fand Oli mehr und mehr zu sich zurück.
Freitag, einen Tag vor Silvester, kam morgens eine SMS von Patrick.
-Heut Abend Jahresabschlußkölsch?-
-Gern doch. Gute Idee, wollt ich auch schon vorschlagen.-
Oli hatte sich fest vorgenommen, mit dem Jahresabschluss auch das Kapitel Stefan zu begraben. Was nicht leicht war.
Prompt landeten er, Patrick und Manuel gegen 23 Uhr wieder in der Brennerei. Diesmal hatte Oli sich schon drauf eingerichtet, den Ex hinter der Theke zu sehen.
Das mache ich nur Freunden zu Liebe gelegentlich, hatte Stefan ihm Anfang November gesagt. Und maximal bis Anfang Dezember wegen dem neuen Job. Oli hatte diese Sätze noch im Ohr, als wäre es gestern gewesen.
Momentan schaute das eher nach einem Fulltimejob hinter der Theke aus. Egal, hatte Patrick ihm da auch schon das erste Kölsch in die Hand gedrückt.
„Der Laden ist ja schon echt voll“, wunderte Manuel sich.
„Ich dachte, die Jungs schonen sich alle für morgen.“
„Wir sind ja auch da“, lachte Patrick.
„Trinkt leer, ich hol Nachschub.“
„Bei Stefan?“, wunderte Oli sich.
„Warum nicht? Das ist sein Job. Thekenschlampe.“
Oli dachte daran, dass er das damals schon Hendrik gesagt hatte. Irgendwann danach musste er seinen Verstand verloren haben.
Später standen sie sogar direkt an der Theke. Manuel verschwand zur Toilette, als Patrick drei Kurze orderte.
„Trink mit“, befahl er dabei seinem Ex und als der das Glas in die Hand nahm, hatte Oli nun nach fast einem Monat den ersten Blickkontakt mit seinem Ex.
Undefinierbar. Stefan schien beinahe Angst zu haben.
Verdammt, warum nur hatte es kein klärendes Gespräch gegeben? Dann wäre doch vieles anders gelaufen.
Ihre Stimmung stieg, Oli vergaß seine Thekenschlampe und sorgte dafür, dass sie nachts um drei erneut im Corner landeten.
Um fünf Uhr in der Früh, bei sternenklarem Himmel, nicht mehr nüchtern, verabschiedete Oli sich vor der Kneipe von Patrick.
„Bis heute Abend oder im neuen Jahr dann“, drückte er den neuen Kumpel kurz an sich, der der Richtung U-Bahn verschwand.
Einem seltsamen Gefühl nachgehend, bummelte Oli an der Brennerei vorbei heim. Hier waren die Lichter schon erloschen. Gleich daneben, in einem Hauseingang, stand Stefan mit Jens, seinem Kumpel. Fast aneinander gedrückt. Oder schien das nur so? Wie ein Liebespaar, überlegte Oli, als er die beiden erkannte. Was machten die da?
Kiffen? Oder hatten sie noch was miteinander?
Wieder ein Fragezeichen.
„Guten Morgen“, ging Oli an ihnen vorbei, um
Weitere Kostenlose Bücher