Zerrissenes Herz
den Rhein.
Oli hatte das Gefühl, sich anlehnen zu wollen, während Sven seinen Wildfang am liebsten sofort in die Arme genommen hätte.
Jetzt nur nichts Falsches machen, dachte er dabei.
„Oliver, ich hab mich in dich verguckt. Vom CSD an und auch heute noch immer.“
„Ich weiß. Ich, ich hab das schon mal so erlebt. Und mich drauf eingelassen.“
„Hendrik hat mir alles erzählt. Oli, für Liebe gibt es keine Garantie. Heute kann ich dich nur bitten, mir eine Chance zu geben. Dir versprechen, ich werde immer mit dir reden. Über alles. Und dir in die Augen schauen, egal was auch immer passiert.“
„Ich weiß. Du bist nicht so wie er. Ich hab einfach Angst.“
„Das ist okay. Ist es nicht, aber es ist so. Kannst du lernen, mir zu vertrauen?“
„Ich weiß nicht, Sven. Ich weiß nicht. Du, da ist letzten Winter etwas in mir zerbrochen. Ich hab einfach Angst. Noch mal …“
„Ganz ruhig. Es gibt kein noch mal. Es gibt uns. Und was immer passiert, wir reden. Und dabei blicke ich dir in die Augen. Oliver. Magst du mich?“
„Ja. Sehr. Ach, Sven.“
Oli zitterte, als er sich in Svens Arme warf.
„Alles wird gut“, streichelte der ihm beruhigend über den Rücken.
„Sven, es geht nicht, ich kann nicht. Und ich will dir das nicht antun.“
„Ich möchte nur eins. Dich verstehen. Oli, tust du mir einen einzigen Gefallen?“
„Welchen?“
„Flieg mit mir weg. Richtung Süden. Nur wir beide. Übernächste Woche.“
„Wir zusammen? Wohin denn? Ibiza?“
„Ja, wir zusammen. Aber ganz sicher nicht nach Ibiza. Oli, ich möchte mir dir nach Gozo.“
„Wohin? Ans andere Ende der Welt?“
„Nach Gozo. Auf die kleine Nachbarinsel von Malta. Ich war dort als Kind mit meinen Eltern und später mit Freunden. Es wird dir gefallen, Kultur, leckeres Essen, Strände für uns, keine Touristen und ein traumhaftes Landhaus.“
Sven kraulte Oliver weiter über den Rücken.
„Bitte, flieg mit mir. Tu mir den Gefallen.“
„Einfach so. Gozo?“
„Ja, Gozo. Ich bin mir sicher, es wird dir gefallen. Kaum Touristen, nette Einheimische und ganz leckeres Essen. Okay, und ganz ausgezeichnete Weine.“ Sven wiederholte seine Worte.
„Hört sich cool an.“
„Dann sagst du ja?“
„Gib mir Zeit. Ich muss drüber nachdenken. Das kommt so plötzlich.“
„So viel Zeit du nur brauchst.“
Sven hatte ein -hab dich lieb- auf den Lippen. Doch er ließ es.
Sonntagmittag saß Patrick auf Olivers Terrasse. Der Kumpel berichtete von Svens Idee.
„Dann sag zu. Flieg mit dem Doc. Hört sich doch super an.“
„Ich hab aber Angst, Patrick. Ich kann es dir nicht genau erklären.“
„Wenn du ihn nicht willst, dann schnapp ich mir deinen Doc.“
„Bitte? Hallo?.“
„Ist doch wahr. Oli, der sieht super aus, hat Charakter und ist in dich verknallt. Hase, jetzt bist du am Zug.“
„Ich hab da aber immer noch eine Blockade. Warum verknallt der sich grad in mich?“
„Blödmann. Weil du sexy bist. Ausstrahlung und Charakter hast. Hey, mach dich nicht so runter. Und jetzt schnapp dir dein I-Phone und sag zu.“
Oliver gehorchte. Er schickte dem Doc eine SMS.
Noch am gleichen Abend rief Sven ihn an.
„Du hast doch übernächste Woche eh Urlaub. Wir können Sams tag, den zweiten September fliegen. Okay?“
„Okay. In Gottes Namen. Wir fliegen nach Gozo. Ich bin verrückt. Aber du auch. Mit mir und nach Gozo.“
Abends noch lag Oliver lange wach. Er musste verrückt geworden sein. Mit Sven auf eine unbekannte Insel. Aber nun hatte er ja gesagt. Und zu seinem Wort stehen, das war für Oli eine Frage der Ehre.
Schritte am Abgrund
Immer wieder machte Oliver sich in den kommenden Tagen Gedanken, ob der gemeinsame Urlaub mit Sven tatsächlich eine gute Idee gewesen war.
Bis er am Samstagmittag mit Sven im Flieger Richtung Malta saß.
„Die Woche wird dir sicher gut tun. Du hast in den letzten Wochen auch zuviel gearbeitet“, blickte Sven aus dem Fenster.
„Du aber auch. Sven, du musst verrückt sein. Mit mir nach Gozo.“
„Quatsch. Hauptsache mit dir. Da wäre ich auch nach Ibiza geflogen.“
„Und das sagst du jetzt.“
„Wärst du lieber dorthin geflogen?“
Oli schloss die Augen. Ibiza. Parties. Männer. Sex. Wollte er das? Nein, er wollte Urlaub mit Sven. Fast unbewusst ergriff er dessen Hand, um sie fest zu drücken.
„Sorry. Ist nur beim Abflug so.“
„Wer hat denn sonst deine Hand gehalten, wenn du geflogen bist?“
„Niemand. Aber wo du grad da
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