Zerrissenes Herz
Ibiza.
Plötzlich erschien Sven, schon angezogen, mit einem Tablett.
„Guten Morgen. Ich decke auf der Veranda.“
„Super. Moin. Ich spring nur kurz unter die Dusche.“
„Lass dir Zeit. Wir haben Urlaub“, lachte Sven.
Wir, hat er gesagt, überlegte Oliver unter der Dusche. Ja, wir zwei Kumpel, schwor er sich auf den Tag ein.
„Wow“, entfuhr es ihm kurz drauf, als er die Terrasse betrat. Wobei Sven nicht ganz klar war, ob er die Aussicht oder den gedeckten Frühstückstisch meinte.
„Wie kommst du denn an die frischen Brötchen?“, setzte er sich.
„Hier fährt morgens ein Wagen vorbei. Ein Service besser als in Köln. Nach dem Frühstück zeig ich dir die Insel. Danach geht es an den Strand. Ich mach uns vorher noch Baguettes fertig. Heut Abend essen wir in Victoria.“
„Hey, verwöhn mich nicht so. Und morgen früh bin ich an der Reihe mit Frühstück machen.“
„Ich mach‘s doch gerne.“
„Sollst du aber nicht“, belegte Oliver sein Brötchen mit frischem Lachs.
„Du bist mir das wert. Okay, sonst kochst du morgen Abend.“
„Mach ich. Mach ich glatt“, lachte Oli.
Eine Stunde später saß er im Auto neben Sven, um dessen Fahrstil zu bewundern. Ganz anders als Stefan, dachte er zum ersten Mal seit Tagen an den Ex und ihm fiel dessen rasanter, halsbrecherischer Fahrstil ein, den er glücklicherweise nur einmal erlebt hatte.
„Jede Straße auf der Insel führt nach Victoria. Die Hauptstadt hat 8000 Einwohner und ist das absolute Zentrum der Insel. Wenn du magst, zeig ich dir als erstes die Wallfahrtsstätte der Insel. Ta Pinu. Eine riesige Kuppelkirche auf einem freien Feld. Dort stand früher eine Kapelle, in der im 16. Jahrhundert eine Bäuerin die Stimme der Mutter Gottes gehört haben soll. Danach sind dort einige Wunder geschehen. Und vor 90 Jahren wurde die Basilika errichtet. Da hinten kannst du sie schon sehen.“
Oliver wunderte sich erneut, wie klein die Insel doch war, als er den mächtigen Barockbau eindrucksvoll vor ihnen liegen sah.
„Fast wie das Taj Mahal in Indien“, machte er große Augen.
„Dort war ich noch nicht. Vielleicht nächstes Jahr zusammen?“, nickte Sven.
Oli gefiel der Gedanke.
Noch als sie ausstiegen, musste er schmunzeln. Urlaub mit Sven, daran konnte er sich gewöhnen.
Gemeinsam knieten sie in der Kirche, zündeten eine Kerze an und Oliver dachte, das hätte es so wohl mit Stefan nie gegeben. Da wäre nur Ibiza, Party und Strand in Frage gekommen. Zum Strand fuhr auch Sven in anschließend. Vorher machten sie noch einen Abstecher zum Azure Window.
„Vor dir gleich das Wahrzeichen der Insel“, lenkte Sven den Fiesta auf einen großen Platz, der fast schon am Meer lag. Beide sprangen aus dem Auto, als Sven Oli in Richtung Wasser drehte.
„Dort, das Azure Window. Wahnsinn, oder?“ Beide blickten sie auf ein riesiges Felsplateau mit einem enormen Fenster, welches direkt ins Meer führte.
„Wie ein Torbogen, von der Natur gemacht“, staunte Oliver.
„Hey, da oben drauf sind sogar Menschen.“
„Ja. Offiziell verboten, auch nicht ganz ungefährlich. Der Sonnenuntergang von dort oben soll phänomenal sein.“
„Das ist er ganz bestimmt. Nur hätte ich da voll Höhenangst.“
„Hast du die?“
„So ein bisschen. Ich weiß auch nicht warum.“
„Dann fahren wir gleich weiter zur Ramla Bay. Schwimmen“, schlug der Doc ihm auf die Schulter.
Nur zehn Minuten später hielt er den Wagen am Rand eines endlos lang wirkenden Strandes, an dem höchstens ein Dutzend Leute lagen.
„Das gibt es nicht“, staunte Oli.
„Keine Touristen und das bei so einem Paradies?“
„Hoffentlich langweilst du dich nicht“, holte Sven ihre Rucksäcke aus dem Kofferraum.
„Iwo. Endlich Ruhe. Und für Unterhaltung hab ich ja dich“, rutschte es Oliver raus.
„Hast du. Gleich ins Wasser?“
Verdammt, ich find ihn immer noch sexy, stellte Oli kurz drauf fest, als sie ihre Badehosen anzogen. Attraktiv. Charmant.
Oli legte sich aufs Badelacken, blickte aufs Meer und verglich Sven erneut mit Stefan.
Heaven, so ging das nicht. Aber in dem Doc nur einen Kumpel sehen? Er würde sich verdammt zusammen reißen müssen, um Sven nicht mal an sich zu drücken. Oliver schloss die Augen. Was sprach dagegen, sich auf seine CSD Eroberung näher einzulassen? Die Zeit nach Stefan fiel ihm wieder ein. Nie wieder, hatte er sich geschworen. Nie wieder sollte ein Kerl ihm so wehtun. Er hatte Stefan blind vertraut. Aber hatte nicht sogar Patrick
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