Zerrissenes Herz
verwundert auf.
„Eher im Gegenteil. Ist halt so, dass Oli es mir angetan hat“, murmelte Sven fast verlegen.
„Dann muss der Abend ja äußerst aufschlussreich gewesen sein, wenn du heute schon hier aufkreuzt“, war es Steven, der sich zum zuhören entspannt zurück lehnte.
Sven nickte.
„Das war es. Ich bin echt froh, auf euch gehört zu haben.“
„Meine Neugierde wächst“, blickte auch Tom den Kumpel an, um gleichzeitig in ein Gurken-Käse Häppchen zu beißen.
Der Doc aber berichtete vom Vorabend.
„Das also steckt dahinter“, griff auch Steven beim zuhören zu.
„Schatz, dann hattest du recht. Olis Oberflächlichkeit. Nur ist das wohl nicht der wahre Oliver. Ein Stück weit hast du ihn aber wohl kennengelernt“, wandte er sich dann an den Kumpel.
Sven verdrehte die Augen.
„Aber was kann ich machen? Wie sein Vertrauen gewinnen?“
„Vertrauen braucht Zeit. Wenn Oliver sie dir gibt“, grübelte auch Tom.
Steven füllte erneut die Weingläser.
„Dein letztes“, grinste er Sven dabei an.
„Zeit ja. Aber noch etwas anderes. Ich überleg grad. Kleine Kinder, die bauen ein Grundvertrauen zur Mutter auf.“
„Das bin ich aber nicht. Will auch nicht seine Mutter sein.“
„Sollst du auch nicht. Aber, wie baut man Vertrauen zu seinem Lover auf?“
Tom lachte.
„Schatz, weißt du noch, als wir uns kennenlernten? Nach sechs Wochen hatte ich diese blöde Blindarm OP. Nicht dramatisch. Aber ich hatte Angst. Du warst da. Vor und nach der OP und auch danach jeden Tag. Das war gut.“
Sven grinste.
„Oli hat aber leider grade keine OP vor sich.“
„Das nicht. Aber Toms Idee hat was. Hat Oliver irgendwelche Schwächen?“
„Dazu kenn ich ihn nicht gut genug. Er fliegt nicht gern allein, hat er neulich erzählt. Da hätte er gerne wen, der ihm beim Ab- und Anflug die Hand hält.“
„Schon besser. Dann fliegt zusammen in Urlaub.“
Alle drei lachten.
Wirklich weiter kamen sie an dem Abend nicht mehr. Sven grübelte jedoch weiter. Bis ihm Donnerstag eine Idee kam. Erst jetzt schickte er Oliver eine SMS. Die erste seit ihrem Date, was so unglücklich geendet war.
-Hallo Oli. Ich habe nachgedacht. Hast du Samstagmittag Zeit, um mich zu treffen?-
Der Beamte las die Message in der Mittagspause.
Nur ungern gestand er sich ein, dass er darauf gehofft hatte.
Eine Woche hatte es gedauert. Er vermisste den Doc. Die Gespräche. Sex hatte er seitdem auch keinen mehr gehabt. Tief in ihm erwachte ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr kannte.
-Hallo Doc. Gerne. Wie wäre es um drei Uhr im Eiscafe auf dem Alter Markt?-
Diesmal war es Oliver, der als erster nach einem Platz suchte, als auch Sven auftauchte.
„Hallo, Oli. Grüß dich.“
Kurzentschlossen nahm er seinen Wildfang in die Arme, um ihm einen Kuss auf den Mund zu drücken.
„Hallo, Doc“, ließ der es geschehen.
„Gut schaust du aus. Wie war deine Woche?“
„Ruhig. Und bei dir? Eis?“
„Immer.“
Belanglos ihr Gespräch, als sie Mitte August bei zwei riesigen Eisbechern in der Sonne saßen.
Sven grübelte dabei, mit welchen Worten er Oli auf dessen Vergangenheit ansprechen konnte. Doch er fand nicht den richtigen Ansatz.
Bis Oliver vorschlug, „Du, lass uns an der Rheinpromenade spazieren gehen, okay?“
„Gerne. Ich hab Zeit.“
„Super. Ich auch.“
Oliver winkte nach der Kellnerin, bezahlte für sie beide, um dann mit Sven über die Domplatte zu bummeln.
Vorbei am Bahnhof, den Dom hinter sich lassend, erreichten sie die Hohenzollernbrücke. Sven dachte an den Spaziergang mit den Freunden, Oliver an all die Tränen, die er im vergangenen Winter auf dieser Brücke vergossen hatte.
Anschließend ging es am RTL-Gebäude vorbei in den Rheinpark.
„Ich bin froh, dass du dich gemeldet hast“, war es plötzlich Oli, der Sven eine Steilvorlage gab.
„Das hätte ich eh. Vielleicht schon eher. Aber ich musste nachdenken.“
„Ich wollte dir nicht wehtun. Ich, ganz sicher nicht.“
„Ist schon gut. Ich weiß warum.“
Abrupt blieb Oliver stehen.
„Was weißt du?“
„Sorry, bitte sei nicht böse. Dir hat jemand sehr wehgetan. Ich war am Montagabend in der X-Bar.“
Oliver blickte Sven immer noch leicht versteinert an.
„Hendrik …“
„Und Ilja. Sei ihnen nicht böse. Du kannst stolz auf deine Freunde sein. Bitte sei nicht böse, weder ihnen noch mir.“
„Bin ich nicht. Ist schon gut. Setzen wir uns?“
„Unten im Sand. Komm.“
Direkt am Wasser blickten beide Männer auf
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