Zersetzt - Thriller (German Edition)
Lagermitarbeiter kam ihrem Unterschlupf immer näher. Das Klacken der Schuhsolen verstummte kurz vor ihrem Versteck.
»Kommen Sie raus da!«
Felix sprang auf und stieß den Mann mit voller Wucht in einen hohen Stapel Kartons. Die Kistenkonstruktion stürzte in sich zusammen und begrub den Lagermitarbeiter unter sich. Im gleichen Augenblick hastete Julia zum Rolltor und betätigte den Schalter. Das Tor bewegte sich nach oben, Julia und Felix krochen unter der Öffnung nach draußen und sahen einen Wachmann auf sie zukommen, der etwas in sein Walkie Talkie brabbelte. Mist, jetzt konnte ich keine Prothesenteile einpacken. Sie rannten über den Hof, duckten sich unter der Schranke durch und spurteten los. Julia konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so schnell gerannt war. Das aufkommende Seitenstechen ignorierte sie, den immer näher kommenden Wachmann auch. Sie kannte nur noch ein Ziel und blendete alles aus. Das Auto war in Sichtweite und Julia hörte von Weitem:
»Prinz, fass!«
Mist, der dreht sonst nur jede volle Stunde seine Runden auf dem Gelände. Jetzt ist klar, wen der Wachmann zur Verstärkung gerufen hat. Sie zog den Autoschlüssel aus ihrer Jackentasche und schloss den Golf auf. Mit einem Satz sprang sie auf den Fahrersitz und öffnete Felix die Beifahrertür. Genau in dem Augenblick, als Julia die Tür zuknallte und den Wagen von innen verriegelte, sprang der Hund zähnefletschend an das Seitenfenster. Julia zuckte zusammen und ließ den Schlüssel fallen.
»Herrgott noch mal, blöder Köter!« Der Verfolger hatte das Auto fast erreicht und schrie
»Stehen bleiben!“ Na klar, was für ein blöder Spruch. Ist jemals ein Verfolgter stehen geblieben, nur weil ihn jemand dazu aufforderte?
Nachdem Julia den Schlüssel von der Fußmatte gefischt hatte, werkelte sie aufgeregt damit am Zündschloss.
»Nicht jetzt … spring an!« Just in dem Moment, als der Wachmann den Griff der Autotür zu fassen bekam, reagierte die Zündung und Julia trat aufs Gas. Der Hund sprang zur Seite, und der uniformierte Mann wurde einige Meter vom Wagen mitgeschleift, bevor er auf die Straße purzelte. Der Blick in den Rückspiegel verriet ihr, dass er sich schnell wieder aufrappelte und zum Handy griff.
***
Bettina kam, wie immer mit einem Ausschnitt, der die Sicht fast bis zum Bauchnabel erlaubte, aus dem Büro von Dr. Lehmann.
»Na, ist das Dream-Team wieder unterwegs? Der Chef hat keine Zeit für euch.«
Felix schob Bettina zur Seite.
»Das kann er uns auch s-s-selbst s-s-s-sagen«, erwiderte er bestimmt.
»Die Psychotante und der Stotterer, was für ein Gespann, da passt das Thema Prothesen wie die Faust aufs Auge«, murrte Bettina und verschwand den Gang hinunter.
Der Chefredakteur hörte den Schilderungen des "Dream-Teams" geduldig zu.
»Ich will jetzt gar nicht so genau wissen, wie ihr an diese Informationen gelangen konntet, aber passt auf euch auf. Im medizinischen Bereich ist viel Geld zu machen, das ist ein heißes Eisen.« Er stockte einen Moment, räusperte sich und fuhr fort: »Aber eine gute Story ... «
»Hongkong«, sagte Felix, nachdem er die Fotos aus der Lagerhalle vergrößert hatte und sie die Adresse des Absenders auf den Kartons entziffern konnten.
»Deutsche Wertarbeit aus Asien?« Julia schüttelte den Kopf, nahm eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Tasche und ging nach nebenan auf die Dachterrasse. Felix folgte ihr mit den Fotos in der Hand.
»Schau dir das mal an.« Julia zündete sich einen Glimmstängel an und deutete auf das Bild.
»Justinus GmbH ist eigentlich der Empfänger der Ware. Warum wird das dann zu Prothes geliefert?«
Felix wedelte mit den Prospekten der Firma Prothes.
»Die Justinus GmbH ist ein Tochterunternehmen von Prothes. Dr. Lehmann hat recht, hier geht es um Milliarden – weltweit, hier ...« Er zeigte auf das Kleingedruckte.
»Die stellen Brustimplantate und Stents her?«
»Ach«, sagte Julia erstaunt,
»jetzt passt auch das Brustimplantat von Katis Mutter ins Bild. Aber was sind Stents?«
»Eine Gefäßstütze, also ein Implantat, das in Hohlorgane eingesetzt wird, um diese offen zu halten. S-s-sie werden unter anderem in Blut- und Herzkranzgefäßen verwendet«, erklärte Felix.
Julia zog aus ihrer Hosentasche einen Zettel hervor:
»Das europäische CE-Prüfsiegel wurde von Echecon (einem polnischen Unternehmen) für die Implantate DE-H2-NikChro der Firma Prothes vergeben. Das steht auf dem Blatt, das ich aus einer
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