Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zersetzt - Thriller (German Edition)

Zersetzt - Thriller (German Edition)

Titel: Zersetzt - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sander
Vom Netzwerk:
der Zimmertür weg, in die Mitte des Ganges. Julia hörte ein quietschendes Geräusch, wie es Gummisohlen auf einem gebohnerten Linoleumboden verursachen. So schnell sie konnten, sammelten sie die Papierbögen wieder ein. Die Schritte kamen näher, jeden Augenblick musste der Unbekannte vor ihnen stehen. Die Oberschwester riss blitzschnell die Nebentür auf, sprang hindurch und zog Julia am Arm hinterher. Die Schritte hielten direkt vor der Putzkammer, in die sie Kati gezogen hatte. Julia hielt die Luft an. Die Klinke bewegte sich langsam nach unten. Geistesgegenwärtig drückte Kati Julia das Aktenchaos in die Hand, schubste Julia hinter die Tür und riss diese hastig auf. Nach einem kurzen Schreckmoment sagte Kati:
    »Guten Abend Herr Jordan, kann ich Ihnen behilflich sein?« Der junge, blonde Assistenzarzt wurde blass um die Nase.
    »Ich wollte nur…, haben Sie mich erschreckt… ich konnte keine Schwester finden und Frau Gruber in Zimmer 276 hat sich übergeben… also ich wollte selbst...«
    »Kein Problem, ich kümmere mich darum«, erwiderte Kati. Das Zittern in Julias Händen übertrug sich auf die Mappe, ein Blatt löste sich aus dem Stapel, fiel herunter und rutsche unter dem Türspalt hindurch direkt vor die Füße des Arztes.
    »Wo kommt das jetzt her?« Der Mediziner bückte sich und hob den Zettel auf.
    Julia konnte hinter dem Spalt beobachten, wie Kati immer nervöser wurde, sie zupfte an ihrem Kittel und griff nach der Papierkante.
    »Ich habe nur eine Akte abgelegt, als ich eine Vase holen wollte, da ist wohl…«
    In dem Moment, als der Assistenzarzt den Bogen umdrehte, piepste es in seiner Tasche. Er reichte Kati das Blatt und wandte sich ab.
    »Mein Pieper, ich muss zurückrufen. Sie kümmern sich um Frau Gruber, ja?«
    Kati bestätigte und atmete tief durch. Julia hörte das Quietschen der Schritte, die sich wieder entfernten.
    »Puhhh das war knapp.« Kati fasste sich an den Kopf.
    »Ich bin alleinerziehende Mutter von drei Kindern, mein Exmann zahlt nicht. Wenn ich meinen Job verlieren würde, wäre das eine Katastrophe. So, jetzt muss ich die Akten wieder ordnen und zurücklegen, bevor wir doch noch erwischt werden.« Julias Atmung fuhr langsam wieder auf den normalen Rhythmus runter.
    »Ich habe einiges fotografiert. Können wir uns morgen in der Redaktion treffen und die Bilder auswerten?« Die Oberschwester bestätigte, brachte Julia zurück zum Hintereingang und verabschiedete sich.
     
    ***
     
    »Zersetzt?«, Julias Stimme war so laut, dass die Hälfte der Mitarbeiter in der Redaktion, gespannt auf weitere Informationen, innehielt. Schwester Kati sah sie erschrocken an und Felix nickte zustimmend.
    »Als ich die Fotos vergrößert habe, musste ich natürlich alles durchlesen. Wir s-s-sollten in unseren Konferenzsaal gehen«, sagte Felix zu Julia gewandt, die sofort eine Schachtel Zigaretten aus der Handtasche zog und ihm mit Kati im Schlepptau folgte. Die Dachterrasse war ihr eigener kleiner Konferenzsaal, in dem Julia auch ihrem Laster frönen durfte. Sie setzte sich auf die Bank, zündete sich eine an und las weiter.
    »Implantate – alle Patienten mit übereinstimmenden Symptomen hatten Hüftimplantate.«
    »Das kann nicht sein, meine Mutter hat kein …«, Kati stockte. »... aber nach ihrer Krebsoperation hat man ihr Brustimplantate eingesetzt.« Sie schüttelte den Kopf und nahm dankend die Zigarette, die Julia ihr anbot.
    »Zersetzt. Die Endoprothesen haben sich zersetzt, durch Metallabrieb?« Karl hatte erst seit dem Unfall vor eineinhalb Jahren eine Hüftprothese – nach eineinhalb Jahren, zersetzt? Julia machte einen tiefen Zug und fuhr mit zittriger Stimme fort:
    »Vergiftung durch Abrieb der Kobalt-Chrom-Legierung. Bei allen Patienten ist das Implantat völlig zerstört.« Julia musste husten und Kati nutzte die kleine Pause.
    »Das gibt es doch gar nicht. Heute werden höchste Ansprüche an die verwendeten Materialien gestellt, um die Haltbarkeit der künstlichen Gelenke zu erhöhen. Ein Hüftimplantat hat eine durchschnittliche Haltbarkeit von fünfzehn bis zwanzig Jahren. Zersetzt? Wie kann so etwas passieren?«
    »Aber warum konnte keines der fünf besuchten Krankenhäuser dies feststellen?«, fragte Julia und zog aufgeregt an ihrem Glimmstängel.
    »Das lässt sich nicht am normalen Blutbild ablesen. Ich helfe immer wieder auf der Orthopädie aus, daher weiß ich, dass diese Analyse deutschlandweit nur in drei Laboren durchgeführt wird – und das auch nur, wenn ein

Weitere Kostenlose Bücher