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Zersetzt - Thriller (German Edition)

Zersetzt - Thriller (German Edition)

Titel: Zersetzt - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sander
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weißen, farbbespritzten Overall, der mit Leiter und Eimer vor dem aufgebrochenen Transporter stand.
    »Hey, du End-Spacko…«, setzte Timo wütend an. Lehmann, der neben den drei wild Gestikulierenden angekommen war, mischte sich ein:
    »Entschuldigen Sie bitte, die Herren haben damit nichts zu tun. Das waren wir.«
    »Uffbasse, sag isch doch.«
    »Das tut mir leid, dass Sie zu unrecht verdächtigt wurden. Sie haben uns sehr geholfen, danke.« Nachdem Lehmann Timo und seinen Freund verabschiedet hatte, drehten diese auf dem Absatz um und verließen mit einigen Flaschen Bier in der Hand das Parkhaus.
     
    Julia ging mit Felix zum Mercedes zurück. Sie holte den Verbandskasten und versorgte notdürftig die Kopfwunde, während Lehmann sich mit dem aufgebrachten Maler auseinandersetzte.
    »Nur weil ich die blöde Leiter vergessen hatte … ich war ja fast schon am Auto … und Sie hätten nicht … das kommt davon, wenn man ...« Der zornige Gesichtsausdruck des Transporterbesitzers spiegelten seinen Ärger über das aufgebrochene Schloss wieder.
    »Na gut, es ist ja jetzt nicht mehr zu ändern. Also Sie bezahlen den Schaden und ich sehe von einer Anzeige ab. Dafür sagen Sie aber auch keinem, dass ich so spät … privat, Sie wissen schon. Abgemacht?«
    »Abgemacht«, erwiderte der Chefredakteur und drückte ihm seine Visitenkarte in die Hand.
     
    Lehmann ging mit schnellen und dennoch wackligen Schritten zu seinem Auto.
    »Mensch, Leute, ich fühle mich in alte Zeiten zurückversetzt, aber früher war das doch alles etwas einfacher für mich.« Er schnaufte lauthals durch, startete den Wagen und fuhr in Richtung Krankenhaus. Julia und Felix saßen auf der Rückbank.
    »Aber den S-S-Schließfachschlüssel haben sie nicht«, sagte Felix und presste seine Hand gegen den Kopf.
    »Wie jetzt? Wo ist denn der Schlüssel?«
    Felix grinste leidlich und sagte:
    »Der kommt in ein bis zwei Tagen auf natürlichem Weg wieder zum Vorschein.«

Kapitel 13
     
    D ie Regentropfen, die an diesem frühen Septembermorgen an Julias Dachfenster prasselten, klopften sie aus ihren wirren Träumen wach. Wieder eine Nacht, die von Albträumen begleitet worden war, wieder das Reißen und Zerren in ihrem Unterbewusstsein. Irreale Fesseln, die ihre Seele zuschnürten und sie strangulierten, bis sie nach Luft japsend aufwachte. Ihre Kehle war ausgetrocknet, als wäre sie gerade von einer Nachtwanderung in der Wüste zurückgekommen. Wahrscheinlich hatte sie im Schlaf gesprochen oder geschrien. Sie streckte ihre Gliedmaßen, schob die Decke zur Seite und schlurfte barfuß ins Badezimmer. Schlaftrunken ließ sie ihr langes T-Shirt fallen und betrat die Dusche, deren Schiebetür sich nur mit einem geräuschvollen Quietschen öffnen ließ. Das kühle Nass am frühen Morgen und das angenehm duftende Duschgel belebten ihre Sinne. Wenn man all seine Erlebnisse und Gedanken einfach so abwaschen könnte . Sie würden sich auf dem Emaille sammeln und durch den Abfluss im Nirwana verschwinden. Gerade als Julia sich den restlichen Schaum aus den Haaren spülte, sah sie einen Schatten vor der geriffelten Glastür der Duschkabine. Ach was, das war der Schaum in den Augen. Kurz darauf hörte sie die Wohnungstür ins Schloss fallen. Was war jetzt das? Habe ich mich getäuscht? Nein, das war so laut . Sie zog die Schiebetür auf und suchte nach einem Gegenstand, mit dem sie sich bewaffnen konnte. Das einzige, was sie im Badezimmer fand, war der Föhn. Mit diesem in der Hand schlich sie zögerlich, ohne sich abzutrocknen, nur mit dem Duschtuch umwickelt aus dem Bad.
     
    »Hallo?«
    Keine Antwort. Wenn die Wohnungstür zugefallen ist, dann ist derjenige ja auch wieder weg – oder? Julia hielt den Griff des Föhns fest umklammert und trug ihn wie einen Revolver vor sich her . Ja klar, da hat gleich jeder einen Riesenrespekt vor dir, wenn er dich mit Handtuch und Föhn hier herumschleichen sieht. Sie ging in alle Räume, sah unter dem Bett und in allen Ecken nach. Da war niemand. Natürlich nicht. Die Wohnung war still, wie immer. Es muss wohl eine Sinnestäuschung gewesen sein. Sie ging zurück ins Bad und öffnete das Fenster, damit der Dunst, der die heiße Dusche verursacht hatte, abziehen konnte. Fassungslos starrte sie auf den Spiegel.
    »Verpiss dich aus Berlin, sonst passiert was«, drohte ihr die rote Schrift, die durch die Wärme schon leicht verwischt war. Sie trat vor den Spiegel und inspizierte mit dem Finger die Farbe. Lippenstift? Was…? Wer…?

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