Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zersetzt - Thriller (German Edition)

Zersetzt - Thriller (German Edition)

Titel: Zersetzt - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sander
Vom Netzwerk:
weiter unter einen weißen Lieferwagen.
    »Mist, das war die letzte.«
     
    »Und?«, fragte Lehmann, der wieder neben seinem Wagen stand.
    »Ich habe Empfang, Moment.« Julia drückte auf Wahlwiederholung. Täusche ich mich? Ist es das Hämmern in meinem Kopf? In einiger Entfernung konnte Julia fast zeitgleich mit dem Klang in ihrem Handy einen Klingelton ausmachen. Auflegen. Anrufen. Auflegen. Anrufen – kein Zweifel, es handelte sich um das Handy von Felix – aber wo? Julia ging einige Schritte in die Richtung, aus der sie das Klingeln vermutete, doch ihr Smartphone signalisierte sofort das nächste Funkloch. Das müssen die Betonwände sein .
    »Dr. Lehmann, hier in der Tiefgarage ist der Empfang alle paar Meter unterbrochen. Könnten Sie bitte hier her kommen und auf Wahlwiederholung drücken?«
     
    Julia ging an einem dunkelroten Audi vorbei in Richtung des Transporters, unter dem sich auch ihre Migränetablette ein ruhiges Plätzchen gesucht hatte. Sie bückte sich und sah unter den Lieferwagen. Direkt neben dem rechten Hinterrad lag die Pille und das Handy von Felix. »Herr Lehmann, hierher, schnell.« Der Chefredakteur schob Julias Smartphone in seine Tasche und eilte zum Lieferwagen.
    »Felix wäre nie so nachlässig mit seinem Handy. Da muss etwas passiert sein.« Lehmann überlegte kurz und ging dann um den Wagen herum. Er überprüfte alle Türen – verschlossen.
    »Was wenn er da … Was war das?« Julia stockte. Sie konnte in näherer Umgebung ein undefinierbares Geräusch ausmachen. Ihr Blick schweifte zu einer Tür mit der Aufschrift »Nur für Personal.« Sie ging hinüber, hielt, an der grünlackierten Tür angekommen, ihr Ohr dagegen und konnte so etwas wie ein Knistern hören. Das Knistern entwickelte sich zu einem Rascheln, und kurz danach ertönte ein gedämpftes Poltern.
    »Da drin?«, fragte Lehmann, den sie mit einer Abwehrbewegung wieder zur Stille aufforderte. Ein Scheppern, wie es eine Schranktür aus Blech verursachen würde. Im gleichen Augenblick konnte man das Klacken eines Schlüssels hören. Julia sprang einen Schritt zurück und wollte Deckung suchen, doch der nächste Pfeiler war zu weit von ihr entfernt. Der Schlüssel schnappte ins Schloss, die Tür ging auf.
    »Was machen Sie denn so spät hier? Möchten Sie zu mir? Ist etwas mit Ihrem Auto?« Ein junger Mann im Blaumann stand vor ihr. In der einen Hand hatte er eine Vesperdose und in der anderen seinen Schlüsselbund.
    »Ähm… ja. Entschuldigung. Mein Vater und ich haben den Schlüssel verbummelt. Wir besitzen nur noch den einen und müssten jetzt ans Handschuhfach. Dort liegen die Papiere des Transporters, und nur mit denen können wir einen Zweitschlüssel anfertigen lassen.« Lehmann sah Julia skeptisch an.
    »Also… so etwas darf ich nicht machen. Tut mir leid, da könnte ja jeder kommen.«
    »Es ist aber sehr wichtig, und um diese Uhrzeit können wir doch auch keine Werkstatt erreichen. Bitte.« Julia setzte ihr charmantestes Lächeln auf, und Lehmann schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    »Ich kann Sie gut verstehen«, mischte sich der Chefredakteur ein, »wir machen das anders. Sie verkaufen mir einen Schraubendreher und gehen dann in Ihren wohlverdienten Feierabend.«
    Der junge Mann überlegte kurz:
    »Was wäre Ihnen denn dieses Werkzeug wert?«
    Lehmann zückte sein Portemonnaie und wedelte sogleich mit einem Fünfzig-Euro-Schein.
    »Wenn Sie noch einen drauflegen …«, sagte der Parkhausmitarbeiter, ging zurück zur Tür und kam gleich darauf mit dem verlangten Schraubenzieher in der Hand zurück.
     
    Ein alter Hase wie Lehmann reagiert in solchen Situationen immer souverän, während seiner aktiven Zeit als Starreporter hat er bestimmt schon kniffligere Lagen gemeistert. Doch Julia hatte nicht viel Zeit für Bewunderung. Als der junge Mann mit seinem Nebenverdienst von 100 Euro in der Tasche verschwunden war, klopfte Lehmann an die Seitenwand des alten Lieferwagens und rief nach Felix, doch auf eine Antwort wartete er vergebens.
    »Mensch Julia, jetzt entwickeln wir schon eine kriminelle Ader… aber ich sehe das jetzt mal so: Hier ist Gefahr im Verzug.« Er visierte das Schloss der Hecktüren an und drehte den glänzenden Metallstab einige Male in der Öffnung.
    »Haben Sie eventuell mehr technisches Geschick als ich?«
    »Ich glaube nicht, aber ein Versuch ist es wert. In Filmen sieht das immer so einfach aus.« Als Julia den Schraubenzieher gegen das Schloss rammte, war ihr so, als hörte sie ein

Weitere Kostenlose Bücher