Zersetzt - Thriller (German Edition)
man gerne zuhörte, dessen Gegenwart Behaglichkeit ausstrahlte.
»Natürlich geht es dann auch um Sie, Herr Zacher. Aber was ich mich frage: Ohne eine einheitliche Prüfstelle können doch immer weitere schadhafte Implantate zugelassen werden.«
Der Patientenbeauftragte wurde blass um die Nase.
»Sie sind schon sehr in das Thema involviert…. Mmhh, irgendwie kommt mir Ihr Gesicht bekannt vor, kennen wir uns?«
»Nicht dass ich wüsste«, erwiderte Julia und zuckte mit den Schultern.
Über drei Wände erstreckte sich ein bis an die Decke reichendes und mit Aktenordnern befülltes Regal, aus dem Herr Zacher einen herauszog und auf den Tisch legte.
»Das BfA ist unter anderem für die Zulassung, Registrierung und Risikoüberwachung bei Medikamenten zuständig. Hier wird der Nachweis der Wirksamkeit, die Unbedenklichkeit und die pharmazeutische Qualität geprüft. Das ist auch gut so. Leider gibt es das nicht für Implantate, diese werden ja auch lediglich in einen menschlichen Körper verpflanzt und können nicht, wie ein unverträgliches Arzneimittel einfach abgesetzt werden.«
»Aber wenn dieser Missstand schon lange bekannt ist, warum reagiert oder besser gesagt agiert dann niemand?«, fragte Julia.
»Wie Sie sich denken können, ist das Thema ein Steckenpferd von mir, es betrifft ja nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa, und einige Implantate werden auch weltweit exportiert. Hier, schauen Sie mal …« Er zog weitere Ordner aus dem Regal, schob einige andere zur Seite und blätterte um.
»Mangelhafte Brustimplantate in Frankreich – fehlerhafte Hochrisikoprodukte in England: Die Zulassung von Hochrisikoprodukten, dazu gehören Implantate, Herzschrittmacher und Gefäßstützen, bedarf lediglich des CE-Kennzeichens. Bei den Prüfstellen handelt es sich um akkreditierte Unternehmen.« Zacher klappte den Aktenordner zu und stellte ihn zu den anderen ins Regal zurück.
»Dann muss es wohl einflussreiche Personen geben, die eine prüfende Stelle zu verhindern wissen – warum auch immer.« Hermann Zacher stand auf, ging um seinen Stuhl und trat vor Julia.
»Ich werde mich weiterhin mit einem ganz besonderen Augenmerk der Sache annehmen, das kann ich Ihnen versprechen. Hand auf´s Herz ... So wie Sie wahrscheinlich auch, Frau Hoven, Starreporterin des Berliner Anzeigers ...« Zwinkernd und mit einem kräftigen Händedruck verabschiedete er Julia.
Kapitel 14
»Jetzt stell dich nicht so an! Los, aufstehen. Du kannst deine Klamotten selbst einpacken. Der Arzt sagt, du bist wieder fit.« Julia kniff Felix in den Arm. Das hatte er sich durch sein breites Zahnpastawerbegrinsen mehr als verdient.
»Aua, hey ich dachte du könntest mich noch ein bisschen pflegen. Ich bin doch ein armer, kranker Mann, guck …« Felix legte sich mit seiner Outdoorbekleidung auf das Krankenbett und verzog sein Gesicht zu einer leidenden Miene.
»Quatsch keine Opern, du armer Kerl, wir haben viel Arbeit vor uns. Ach ja, ist der Schlüssel wieder, ähm … zum Vorschein gekommen?« Felix erhob sich widerwillig, ging in Richtung Badezimmer und sagte:
»Bei dem Essen hier? Nö, aber das wird s-s-s-schon.«
Julia ging voraus auf den Krankenhausflur. Als sie an einer Tür vorbei kam, die ein Stück weit geöffnet war, hörte sie:
»… das fällt nicht in Ihr Ressort.« Julia versuchte, die Personen auszumachen, doch der Schreibtisch und die Stühle standen verdeckt hinter der Tür.
»Denken Sie dran, Sie haben sich auf den Chefarztposten beworben.« Julia rückte näher.
»Schon, aber nicht um jeden Preis.« Robert? Julia erkannte sofort seine Stimme.
»Preis? Ha«, lachte der Gesprächspartner höhnisch,
»Sie haben doch in dieses dubiose Börsengeschäft investiert und wollten mir das noch als Geheimtipp unterjubeln, oder?«
»Daraus können Sie mir keinen Strick drehen, es geht schließlich um die Hüftimplantate und nicht darum, ob ich finanziell abgesichert bin.«
»Wenn ich Sie daran erinnern darf, haben Sie auch unterschrieben.«
Was zur Hölle?… Chefarztposten? Verspekuliert? Unterschrieben? Julia schüttelte den Kopf, es durfte einfach nicht wahr sein. Sie versuchte sich ihre eigenen Gedanken auszureden, zu widerlegen, Erklärungen zu finden.
Die Hand auf Julias Schulter versetzte sie dermaßen in Schrecken, dass sie sich umdrehte und Felix einen Hieb in die Seite verpasste.
»Herrgott noch mal«, rief er perplex.
»Entschuldigung, das war Reflex, du hast mich zu Tode erschreckt.« Julia
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