Zersetzt - Thriller (German Edition)
feststellen«, mischte sich Lehmann ein und zündete sich eine dicke Havanna an.
»Als Sie, Frau Hoven, dann noch mit ihrem Bruder zusammengekommen sind, war das Maß voll. Sie hatten all das, was Frau Bettina Berger immer wollte. Berger wusste um Ihr Trauma, und dass Sie in medikamentöser Behandlung waren. Sie wollte Ihnen Angst einjagen, sodass Sie, Frau Hoven, freiwillig Berlin, die Wohnung, Ihren Arbeitsplatz und Robert Bach verlassen«, erklärte Lenz und nahm die Zigarre, die ihm Lehmann anbot, dankend entgegen.
»Aber warum haben Sie im Keller auf Robert geschossen, wenn Bettina mir dieses ominösen Mittel gespritzt hatte?«
»Da Frau Berger in seiner Villa ein- und ausging, dachten wir zu diesem Zeitpunkt noch, dass Dr. Robert Bach mit ihr gemeinsame Sache macht. Sie hatte einen Sauberkeitsfimmel und die Villa ständig auf Hochglanz poliert. Anscheinend durfte sie nur sein Büro nicht betreten. Wir haben das Haus beobachtet. Sie, Frau Hoven, waren verschwunden – bei ihrer Psychologin Frau Dr. Seifert, aber das wussten wir ja nicht. Plötzlich standen Sie vor der Villa, und wenn ich das nebenbei bemerken darf, in einem augenscheinlich desolaten Zustand. Wir diskutierten darüber, ob wir Sie überhaupt alleine zu Dr. Bach gehen lassen konnten, da wir ja, wie gesagt, nicht wussten ob die Geschwister unter einer Decke stecken. Als einige Zeit später Frau Berger die Villa betrat, wollten wir nichts mehr riskieren und haben daraufhin gestürmt. Dr. Bach stand im Keller direkt vor Ihnen und Sie lagen leblos auf dieser Trage. Für uns hat es so ausgesehen, als würde er Ihnen Schaden zufügen. Wir haben nicht bemerkt, dass er Sie nur befreien wollte. Als mein Kollege eine Spritze in Dr. Bachs Hand entdeckte, hat er ihm ins Bein geschossen. Er wird aber wieder vollständig genesen.« Lenz stand auf und öffnete ein Fenster in dem jetzt vernebelten Raum.
»Warum hat sich Robert überhaupt mit seiner Schwester getroffen, wenn sie doch auch zu ihm kein gutes Verhältnis hatte?«, fragte Julia. Lenz ging zurück, setzte sich hinter den Schreibtisch und zog eine Kopie aus der Akte.
»Ja, das haben wir uns auch gefragt. Als wir die Wohnung von Frau Berger durchsuchten, ist uns ein Schriftstück in die Hände gefallen. Schauen Sie mal.« Lenz legte das Blatt vor Julia auf den Tisch.
»Sie muss Dr. Robert Bach erpresst haben. Hier ist ein von ihm gefälschter OP-Bericht.«
Julia senkte den Kopf.
»Haben Sie die Waffe auch bei Bettina gefunden?«
»Ja, der verstorbene Vater von Frau Berger war Jäger. Sie hatte den Waffenschrank in ihrem Keller deponiert. Die Spuren waren eindeutig. Sie hat auf Sie geschossen. Felix von Westheim hat die Kugel abgefangen und Ihnen somit das Leben gerettet. Wir gehen davon aus, dass Frau Berger gestört wurde, oder die Flinte Ladehemmung hatte. Als sie dann vermummt vor Ihnen stand, hat sie Ihnen das Gewehr über den Schädel gezogen.«
Ein Klopfen unterbrach die Ausführungen von Lenz.
»Ja bitte?« Die Tür wurde mit Schwung aufgerissen.
»Bin ich zu s-s-spät? Mist, aber ich habe keinen Parkplatz gefunden. S-S-Schatz, der neue Wagen ist klasse.« Felix nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Julia.
»Schön, dass Sie auch zu uns stoßen, Herr von Westheim, geht es Ihnen besser?«
»Ja, danke – ab und zu hab ich noch s-s-so ein Ziehen in der Brust. Aber ob das von der Kugel s-s-stammt …« Felix stupste Julia an, »kann ich m-m-momentan nicht genau beantworten.«
»Bettina Berger hatte wohl an diesem Tag auch ihre Brille vergessen«, fügte Lenz noch hinzu.
«Ich s-s-sags ja, ein blindes Huhn. Aber in dem Fall war es besser s-s-so.« Felix streichelte Julias Hand und hielt sie dann fest umklammert.
»Jetzt wissen wir ja, dass Sie noch bevor Frau Berger Sie niedergeschlagen hatte, den Notruf absetzten konnten, Frau Hoven. Es war uns ein Rätsel, dass Felix schwer verwundet und dennoch reanimiert, alleine unter der Brücke lag. Sein Handy war auf der Wiese, aber von Ihnen weit und breit keine Spur.«
»Dazu kann ich Ihnen auch nichts sagen Herr Lenz. Ich habe bis heute nicht die leiseste Ahnung, wie ich auf diese Parkbank gelangen konnte«, erwiderte Julia.
»Und nachdem klar war, dass auf Felix geschossen worden war und Sie, Frau Hoven, verschwunden waren, haben wir Herrn von Westheim unter Verschwiegenheitspflicht in ein Krankenhaus eingewiesen. Außer Dr. Lehmann, der während der OP auf dem Gang wartete, durfte keinem Auskunft erteilt
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