Zersetzt - Thriller (German Edition)
Männer hier im Studio verteilt und alle Ausgänge gesichert. Diesmal kann uns nichts passieren.«
Nach dem Fernsehduell der beiden Kanzlerkandidaten fand die Pressekonferenz statt. Die Journalisten stellten ihre Fragen, und die Fotografen knipsten im Sekundentakt.
»Frau Schweiger-Lennardt, in unserem letzten Interview hatten Sie erwähnt, dass Sie den Hauptaugenmerk auf die Gesundheitspolitik legen. Sie bekommen Informationen direkt von der Basis. Sie halten einen ganz besonders guten Kontakt zu dem Klinikverbandsvorsitzenden Dr. Pupescu, ist das richtig?« Die zwei Herren am Rand des Bühneneinganges machten eine kleine Vorwärtsbewegung. Julia sah die abwehrende Handbewegung der Politikerin.
»Selbstverständlich halte ich diese Kontakte für sehr wichtig. Nur so ist es möglich, die Probleme an der Basis zu erkennen und gesetzgeberisch tätig zu werden.« Die Ministerin erteilte den journalistischen Kollegen das Wort, doch so oft sich Julia auch meldete, wurde sie wieder abgewiesen.
»Warum verhindern Sie dann zum Beispiel in Ihrer Position eine einheitliche Prüfstelle für Implantate in Deutschland? Warum können Tausende schadhafter Prothesen auf dem Markt zugelassen werden?« Hermann Zacher hatte sich aus seinem Rollstuhl erhoben und krallte sich mit letzter Kraft an den nahegelegenen Pfosten. Es ging ein Raunen durch die Menge. Julia nutzte die Chance und stellte gleich die nächste Frage:
»Und warum, Frau Schweiger-Lennardt, werden Sie durch horrende Wahlspenden der Firma Echecon, die das CE-Prüfsiegel vergibt, unterstützt?« Jetzt ging alles sehr schnell. Die Anwesenden riefen wild durcheinander. Die Gesundheitsministerin verließ in Begleitung ihrer Bodyguards fluchtartig den Saal. Julia quetschte sich durch das Gedränge zu Hermann Zacher, der sich wieder in seinen Rollstuhl gesetzt hatte.
»Ich wusste doch, dass ich mich auf Sie verlassen kann, Frau Hoven. Das war Timing. Mein gesundheitlicher Zustand erlaubt es mir nicht mehr, große Taten zu vollbringen, aber ich hatte mir geschworen, dieses Thema nicht auf sich beruhen zu lassen. Ich konnte Ihnen bei unserem ersten Zusammentreffen nicht erzählen, dass Frau Schweiger-Lennardt gerade in den Aufzug gestiegen war, als Sie die Treppen erklommen hatten. Das Thema Prothesen stand zur Diskussion, allerdings musste ich selbst erst einiges in Erfahrung bringen. Können Sie die Wahlspenden belegen?«
»Ja, das können wir. Es war zwar etwas mühsam, an die Informationen zu gelangen«, zwinkerte Julia,
»dennoch haben wir alle Beweise auf einem Datenstick gesammelt.«
»Die bekommt keinen Fuß mehr auf den politischen Boden.« Ein freundlicher junger Mann trat neben Zachers Rollstuhl.
»Das ist mein Sohn Dietmar, er kümmert sich um mich. Ich habe mich nun doch von einer weiteren Operation überzeugen lassen. Es wird ein Kardiologe anwesend sein, der direkt eingreifen kann, falls mein Herz Probleme macht. So habe ich wenigstens noch eine Chance.«
»Ich wünsche Ihnen alles Gute, Herr Zacher, und vor allem Gesundheit.«
Julia drehte sich um und hielt nach Felix und Bettina Ausschau. Da sie keinen der beiden entdecken konnte, wartete sie einen Moment und ging, nachdem sich der größte Tumult aufgelöst hatte, zu einem der Ausgänge. Vor dem Gebäude blieb sie an der hohen Treppe stehen und atmete tief durch. Auf der anderen Straßenseite sah sie Kriminalhauptkommissar Lenz. Er stand vor seinem zivilen Fahrzeug und hielt der Gesundheitsministerin die Hintertür auf. Bevor er in den Wagen stieg, drehte er sich um, und grüßte Julia lächelnd in alter Kapitänsmanier. Das war`s, wir haben es tatsächlich geschafft. Ich kann den Artikel schreiben. Pupescu und sein Stiefsohn Jordan bekommen ihre Strafen genauso wie die Schweiger-Lennardt und deren Anhänger. In der Gesundheitspolitik wird sich einiges ändern und bei dem Krawall, den jetzt alle Journalisten nach der Pressekonferenz veranstalten, muss eine einheitliche Prüfstelle benannt werden. Es bleibt nur noch eine Frage …
Kapitel 21
»Jetzt m-m-muss ich schon wieder mit dieser alten Rostlaube fahren.«
»Ich bin ja schon froh, dass du überhaupt einen Führerschein hast«, erwiderte Julia.
»Aber s-s-sobald deine Verletzung verheilt ist, steige ich nicht m-m-mehr auf der Fahrerseite ein«, stellte Felix fest und öffnete Julia die Tür.
»Wo ist denn Bettina hin? Fährt die mit uns mit?«
»Keine Ahnung, aber s-s-sie ist ja auch alleine hier hergekommen.« Felix stieg in
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