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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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Todesurteil.
    »Haben wir denn eine Chance? Können wir gegen die Lorder gewinnen?«
    »Ja. Diesmal schaffen wir es. Wir sind so gut organisiert wie nie zuvor.«
    »Wirklich?«
    »Überall im Land sind Anschläge geplant. Gezielte Attentate, alle zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung, mit der die Zentralkoalition an die Macht kam. Trotzdem sind wir auf Unterstützung angewiesen. Ohne …« Katran zuckt mit den Schultern.
    Ohne Unterstützung ist die Mission zum Scheitern verurteilt.
    »Von Mums Rede hängt viel ab, sie muss unbedingt die Wahrheit sagen. Und wenn nicht, was dann?«
    Katran legt mir die Hände auf die Schultern und sieht mir tief in die Augen. »Nico will Plan B. Schneide ihnen das Herz raus, töte die Tochter ihres Helden. Zeig den Lordern, dass sie nirgends sicher sind und die Gefahr überall lauert. Aber tu’s nicht, Rain. Rette deine eigene Haut.«
    Ich schlucke schwer. »Mir bleibt doch nichts anderes übrig. Die Lorder müssen verschwinden. Dass ich nun weiß, was Nico mir angetan hat, ändert auch nichts daran.«
    Bittend sieht Katran mich mit seinen dunklen Augen an. Unwillkürlich hebe ich die Hand und streiche sanft über seine Narbe. Seinen Auslöser. Diesmal entzieht er sich mir nicht.
    »Katran, du hattest neulich recht. Ich muss wissen, was mit mir passiert ist und auch warum. Alles.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja. Nico behauptet, meine Eltern hätten mich ihm ausgehändigt. Dass sie und ich mit allem einverstanden waren. Ich möchte wissen, ob das stimmt. Muss es wissen.«
    »Da habe ich was für dich«, sagt er. »Aber bist du dir auch sicher? Willst du dich wirklich an alles erinnern?«
    »Ja, ganz sicher.«
    Katran zieht das Lederband, das er um den Hals trägt, unter seinem Pulli hervor. Daran hängt etwas.
    »Was ist das?«
    Er nimmt es ab und reicht es mir. »Das hast du mir vor Jahren mal gegeben.«
    Im trüben Licht ertaste ich den Anhänger. Ein geschnitztes Holzstück, noch warm von seiner Haut, ein paar Zentimeter lang. Ein Turm. Meine Hände erkennen ihn wieder und nicht nur als irgendeinen Turm, sondern als den Turm. Meinen Turm. Daddys. Mir bleibt die Luft weg.
    »Erinnerst du dich daran?«
    »Ich glaube schon. Aus meiner Kindheit. Ich kapiere das nicht. Warum habe ich ihn dir gegeben?«
    »Deine Albträume waren so schlimm. Und obwohl du nicht noch mehr von deinen Erinnerungen verlieren wolltest, musstest du schließlich loslassen, vergessen. Irgendwie waren die Erinnerungen mit diesem Turm verknüpft. Ich sollte ihn eigentlich für dich wegwerfen, weil du es selbst nicht konntest. Aber ich habe ihn behalten. Als Andenken an die Rain, die du mit mir zusammen warst. Vielleicht hilft er dir ja.«
    Verwundert sehe ich ihn an. Er trägt etwas von mir an seinem Herzen? »Danke«, sage ich und hänge mir das Band um, lasse es unter meinen Kleidern verschwinden. Als ich den Turm auf der Haut spüre, überkommt mich ein Grauen, das ich nicht benennen kann.
    »Wir müssen gehen«, sagt er, macht aber keine Anstalten und ich auch nicht.
    »Sei vorsichtig morgen«, sage ich leise. »Kämpf ehrenvoll.« Sogleich habe ich Nicos Stimme im Ohr: Stirb ehrenvoll. Mir läuft eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Wir schaffen das schon, wir beide«, sagt Katran. Zögerlich streckt er die Hände nach mir aus. Hände eines Killers, Hände, die so sanft und beschützend sein können. Ich mache einen Schritt auf ihn zu und er drückt mich an sich. Sein Herz schlägt wie verrückt in seiner Brust. »Geh jetzt«, flüstert er mir ins Ohr und gibt mir einen Schubs. »Und mach nicht wieder so einen Krach.«
    Ich wende mich zum Gehen ab und kurz darauf höre ich auch schon das ferne Röhren seines Motorrads.
    Später im Bett halte ich den Turm fest in der Hand. Habe auch ich die Hände eines Killers? Was hat das mit dem Turm auf sich? Bislang verbinde ich damit nur schöne Erinnerungen an das Schachspiel mit meinem Vater.
    Wir rennen. Er hält meine Hand so fest, als würde er diesmal nicht wieder loslassen.
    Meine Knie geben nach, die Lungen bersten fast, doch ich bekom me kaum Luft. Der Sand unter meinen Füßen rutscht weg, doch ich renne, renne immer weiter.
    Bis ich stürze. Ich gerate ins Stolpern, schlage der Länge nach hart auf und bleibe keuchend liegen. Ich habe keine Kraft mehr.
    »Lauf weiter!« Ich will ihn abwimmeln, aber er kommt zurück und nimmt mich in den Arm.
    »Vergiss es nie«, sagt er. »Vergiss nie, wer du bist!«
    Das Grauen kommt näher. Ich höre es, kann aber nicht

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