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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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Entscheidung ringt.
    Stumm flehe ich sie an, doch die Wahrheit zu sagen. Bitte!
    Zwing mich nicht, dich umzubringen.
    Wir nähern uns Chequers, neben den Eingangstoren parkt ein schwarzer Van. Die Wachmannschaft der Lorder. Vor Angst ist meine Kehle ganz zugeschnürt, vielleicht ist hier schon alles vorbei. Die zerren mich in ihren Van, durchsuchen mich, finden die Waffe und nehmen mich fest. Coulson würde mich bestimmt nie und nimmer einfach durchlassen, wo er doch längst einen Verdacht hegt. Und wo er sich nicht sicher sein kann, dass ich mich auch an unsere Abmachung halte.
    Doch genau, wie Nico es vorausgesagt hat, passiert unsere Limousine samt Eskorte ungehindert die Sicherheitskontrollen und fährt direkt durch die Tore des Landsitzes. Einen Kiesweg, den Victory Drive, entlang, der sich um eine Grünfläche mit einer zerbrochenen Statue windet.
    »Seht ihr das?«, ruft Dad aus. »Die Statue der griechischen Göttin der Gesundheit. Zerstört von Aufständischen. Man hat die Vandalen aufgespürt, hergebracht und sie am Ort ihrer Schandtat hingerichtet; alles ist so geblieben, um uns daran zu erinnern, wofür wir gekämpft haben.«
    Hingerichtet, dort auf der Wiese. Weil sie eine Statue umgekippt haben? Typisch Lorder. In mir reift kalte Entschlossenheit.
    Vor dem Haupteingang halten wir. Wachmänner öffnen die Flügeltüren und wir treten in eine gemauerte Halle. Von einem Staatsdiener werden wir zum Großen Saal geleitet. Mir bleibt die Luft weg, die Decke ist so hoch, der Raum riesig und winzig unsere Schritte. An den Wänden hängen gewaltige Gemälde, Porträts von Verstorbenen, die auf uns herabsehen. In einem weißen Kamin prasselt ein Feuer, daneben stehen zwei Lehnstühle. Kameras und Mikrofone deuten darauf hin, dass die Rede hier gehalten wird.
    Man macht uns mit dem Ablauf vertraut. Erstens: Um zehn nach eins, dem Augenblick, an dem Mums Eltern der Bombe zum Opfer gefallen sind, beginnt Mums live gesendete Fernsehansprache. Nur der engste Familienkreis wird zugegen sein: Dad, Amy und ich. Zum anschließenden Tee werden dann weitere Verwandte und Freunde, darunter auch Cam, zu uns stoßen. Zweitens: Anlässlich des 25-jährigen Todestages wird sich dieses Jahr noch der derzeitige Premierminister mit einer Rede ans Volk und an eine Handvoll ausländischer Würdenträger wenden. Nur wir und der Premierminister. Diese Veranstaltung wird im Freien stattfinden, um Punkt vier Uhr, dem Moment der Unterzeichnung des Vertrages, der vor dreißig Jahren die Unruhen beendet hat. Dann verlassen Cam und ich die Feierlichkeiten, während Mum und Dad einen endlosen Empfang und später auch noch ein Essen über sich ergehen lassen müssen. Amy ist verrückt und will auch daran teilnehmen.
    Aber ist nach dem ersten Programmpunkt nicht ohnehin alles vorbei?
    Ich starre an die Decke hoch über mir. Ob der Schuss hier widerhallt?
    »Beeindruckend, nicht wahr?«, fragt Mum. »Trotzdem fühle ich mich hier immer noch zu Hause. Ich habe gerne in diesem Haus gewohnt. Die Bibliothek ist so lang, dass man dort Cricket spielen kann.«
    »Hast du?«
    Sie zwinkert mir zu. »Damals war ich nicht so eine Leseratte.«
    Wir werden auf unsere Plätze gerufen. Mum begibt sich zu dem einen, Dad zu dem anderen Lehnsessel. Amy und ich werden aufgefordert, uns hinter Mum zu stellen, eine Hand auf dem Sessel ruhend. Beleuchtung, Soundcheck. Auch ich habe eine Menge abzuchecken.
    Lorder. Sie sind überall, aber nicht nah genug, als dass sie in der Einstellung zu sehen wären. Nicht dicht genug, um sich in Mums Rede einzuschalten, aber ihr bleiben nur Sekunden, bevor die Übertragung unterbrochen würde. Suchend sehe ich mich unter den Lordern um, überzeugt, Coulson irgendwo zu entdecken, der allem ein vorzeitiges Ende bereiten würde.
    Ein Mädchen stürzt zu Mum, um ihr Gesicht abzupudern.
    Und wenn Mum nun doch nicht das sagt, was wir wollen? Was dann?
    Mir ist schwindelig. Wieder wandert mein Blick an die Decke, und mir kommt es vor, als würde ich über allem schweben. Die Sekunden kriechen nur so dahin, werden immer langsamer.
    Wenn sie nicht sagt, was wir wollen, dann muss ich mir in den Ärmel greifen und die Pistole herausziehen? Nein, ich stehe doch direkt neben ihr, zielen brauche ich auch nicht. Ich fahre mit der Hand unter den Stoff und greife nach der Waffe. Erschieße sie durch den Ärmel, niemand könnte das vorhersehen und mich aufhalten.
    Nein. Mum wird die Wahrheit sagen. Ganz bestimmt.
    Und wenn sie das tut … was dann?

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