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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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hinsehen. Er schützt mich mit seinem Körper, doch ich winde mich, um ihn zu schützen, meine Augen sind fest zusammengepresst, ich kann nicht hinsehen, nein.
    Erinnerungen aus einer anderen Zeit, einem anderen Ort. Mit ternächtliche Monsterjagd und eine sanfte Stimme: Überzeug dich selbst, Lucy. Dann weißt du es ganz sicher. Sieh der Angst ins Ge sicht, dann verliert sie ihren Schrecken.
    Ich öffne die Lider. Aber diesmal ist es kein Hirngespinst. Diese Angst ist echt.
    Aus weit auseinanderstehenden blassblauen Augen starrt sie mich an, Tod und Triumph stehen darin geschrieben.
    Ich sitze senkrecht im Bett, mein Herz schlägt bis zum Hals. Meine Angst ist so groß, dass ich das Licht anmache und mir die Bettdecke zitternd bis ans Kinn ziehe. In keinem dieser ewig wiederkehrenden Albträume habe ich mich getraut, die Augen zu öffnen, um zu sehen, wovor wir davonlaufen.
    Nur ein Mann hat solche Augen.
    Nico.
    Innerlich verfluche ich meine Angst, die mich aus dem Traum geweckt hat, wo ich doch fast erfahren hätte … was eigentlich?
    Wer bei mir war? Was dann geschehen ist?

»Wie sehe ich aus?« Cam dreht sich in seinem Anzug wie ein Model. Auch wenn er sonst eher der sportliche Typ ist, stehen ihm Anzug und Krawatte erstaunlich gut, aber mir gehen gerade andere Sachen durch den Kopf.
    »Deine Krawatte ist ganz schief. Bleib zu Hause, Cam. Du willst doch heute nicht wirklich mitkommen.« Flehend sehe ich ihn an.
    Im Flur vor unserem großen Spiegel zieht er sich die Krawatte straff. »Was ist denn, Kyla? Sag schon.«
    »Nichts. Aber es wird todlangweilig. Du musst echt nicht mitkommen, noch kannst du dich davor drücken.«
    Gedankenvoll sieht er mich an, als wüsste er, dass ich etwas zu verbergen habe. Doch als er etwas sagen will, kommt Dad aus dem Wohnzimmer.
    »Ihr zwei seht aber schick aus«, sagt er.
    Ich habe widerspruchslos angezogen, was Mum mir rausgelegt hat. Ein dunkelgrünes Kleid aus Seide, sehr extravagant, zum Glück mit langen Ärmeln. Passt wie angegossen. Schuhe mit dämlich hohen Absätzen, die ich nie gerne trage und heute schon gar nicht, denn nachher ist vielleicht Schnelligkeit gefragt, also werde ich sie später ausziehen. Unter der Achsel lauert der Tod, er schmiegt sich kalt und rund an meine Haut.
    »Ist deine Mutter schon fertig?«
    »Ich gehe mal nachsehen«, sage ich und steige die Treppe hoch. Klopfe an die Schlafzimmertür. »Mum?«
    »Komm rein«, sagt sie.
    »Alles okay?«
    Achselzuckend tupft sie sich Puder ins Gesicht. »Ich hasse diese Veranstaltungen.«
    »Warum denn? Das findet doch zu Ehren deiner Eltern statt. Das Volk trauert um deinen Verlust und den für das Land.« Wie ein Papagei plappere ich die offizielle Verlautbarung der Lorder nach. Beobachte genau, wie Mum darauf reagiert.
    »Ich vermisse meine Eltern ganz schrecklich. Aber heute bin ich nichts weiter als eine Marionette. Hier geht es doch nicht um mich oder meine Eltern. Es geht nur um sie.«
    »Die Lorder?«
    Ihre Augenbraue zuckt, sie nickt.
    »Vielleicht ist es Zeit, die Fäden zu kappen.«
    Sie sieht mich an. »Vielleicht«, sagt sie schließlich und seufzt. »Wenn das nur so einfach wäre.«
    »Kannst du nicht einfach sagen, was du davon hältst? Sag die Wahrheit. Ist das nicht immer der richtige Weg?«
    »Es reicht nicht zu wissen, was richtig und falsch ist, Kyla. Mein Leben lang habe ich mir gesagt, lass den Mist und halt dich aus der Politik raus. Stattdessen kümmere ich mich lieber um Menschen, die ich liebe und die hier und jetzt bei mir sind. Wie du.« Sie streicht mir über die Wange, doch genauso gut könnte sie mir ein Messer in den Bauch rammen. »Wenn doch alle so denken würden.«
    »Manchmal ist das Hier und Jetzt aber nicht so wichtig, wie das Richtige zu tun. Die Menschen, an denen dir liegt, werden das schon verstehen.« Ich darf nicht zu viel sagen, sonst wundert Mum sich noch. Aber ich kann nicht schweigen!
    »Vielleicht.«
    »Der Wagen ist da«, ruft Dad von unten.
    »Komm«, sagt sie. »Zeit, die Puppen tanzen zu lassen.«
    Cam begleitet uns zum Wagen. »Noch kannst du einen Rückzieher machen«, sage ich zu ihm.
    »Vergiss es! Bis nachher.«
    Unsere Limousine ist tatsächlich eine Staatskarosse mit Flaggen auf der Motorhaube. Vor und hinter uns haben wir eine Motorradeskorte der Lorder. Als wir losfahren, ist Dad in bester Stimmung und plaudert mit Amy. Mum schweigt, sie sieht müde und abgespannt aus. Ihr ist anzusehen, dass sie nicht gut geschlafen hat. Dass sie mit einer

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