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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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die Meinung über uns negativ beeinflussen. Das muss Nico doch auch klar sein.
    Nico sagt, wir müssen die Lorder überall und mit allen Mitteln angreifen, um ihre Verwundbarkeit offenzulegen …?
    Nein.
    Ich setze mich über die anderen hinweg. In diesem Moment gibt es nur mich.
    In diesem Moment entscheide ich selbst. Ich bin nicht mehr die, die ich einmal gewesen bin, oder die, die ich für Nico sein soll. Eines ist mir plötzlich klar geworden:
    Mein Tun allein bestimmt, wer ich bin.
    Genau wie Mums. Wer sie im Herzen ist, definiert sich durch all die Entscheidungen, die sie trifft. Sie hat getan, was ihr richtig erschien, mit ihrer Ansprache hat sie die Grenzen ausgereizt, ist aber nicht über sie hinausgegangen. Um uns zu schützen.
    Ich kann es nicht tun.
    Ich werde es nicht tun.
    Das Aufnahmelämpchen erlischt. Zu spät. Zu spät für Mum, um das zu sagen, was sie hätte sagen sollen.
    Zu spät für mich, um etwas zu tun, wozu ich nie imstande gewesen wäre.
    »Geht es dir nicht gut, Kyla?«, fragt Mum. »Du siehst mitgenommen aus.«
    »Ich habe Kopfschmerzen«, antworte ich wahrheitsgemäß. Die Leute strömen in den Saal, um sich am Tee und Kuchen zu bedienen. Von den vielen Gesichtern sind mir die meisten unbekannt. Und Lorder, wohin man auch blickt. Ab jetzt werden sie Mum noch mehr im Auge behalten.
    In mir ist alles in Aufruhr. Uns zuliebe hat Mum nicht mehr gesagt. Auch ich konnte ihr nicht wehtun. Bin ich ein Opfer meiner Gefühle? Sie führen bloß zu Loyalitätskonflikten, würde Nico behaupten. In mir hat er sich getäuscht: Ich habe es nicht über mich gebracht.
    »Meinetwegen kannst du gerne gehen«, sagt Mum. »Du brauchst nicht auf den zweiten Teil zu warten. Es war nur wichtig, dass du mit aufs obligatorische Familienbild kommst.« Sie verdreht die Augen. Dann winkt sie Cam heran. »Macht ihr zwei euch doch jetzt auf den Weg.«
    »Gerne«, sagt er. »Der Anzug kratzt sowieso wie verrückt. Komm, Kyla.«
    Von einem Funktionär werden wir durch lange Flure zum Ausgang begleitet. Und über den Rasen bis zum Parkplatz, wo Cams Auto steht.
    Unterwegs gehen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Was geschieht jetzt? Nico hat gesagt, die Anschläge wären zeitlich auf Mums Ansprache abgestimmt, in der sie entweder von ihrem Sohn spricht oder eben stirbt. Sind sie nun abgeblasen?
    Nico ist bestimmt außer sich über mein Versagen. Ich seufze. Er wird eine unglaubliche Wut im Bauch haben. Eine Mordswut. Ich bin so gut wie erledigt.
    Vielleicht versucht Katran noch, ihn aufzuhalten. Aber …
    Katran. Mir hat er gesagt, die Anschläge wären für den Moment der damaligen Vertragsunterzeichnung geplant, also der zweiten Feierlichkeit. Nico hat von der ersten gesprochen. Habe ich mich irgendwie verhört? Ich überlege. Nein, ganz sicher nicht. Was hat Katran gesagt? Anschläge und gezielte Attentate zur zweiten Feierlichkeit, die findet um vier Uhr statt.
    Attentate … schließt das auch Dr. Lysander mit ein? Mir versetzt das einen schmerzhaften Stich.
    Mittlerweile haben wir Cams Wagen erreicht und steigen ein. Ein Wachmann bedeutet uns zu warten. Eine weitere Staatskarosse mit Motorradeskorte nähert sich. Die Limousine hält und die Wagentür wird aufgehalten, wir können noch einen unordentlichen blonden Haarschopf ausmachen, bevor uns Sicherheitskräfte den Blick auf den Premierminister versperren. Über die Eingangstreppe verschwinden sie im Haus. Sobald die Türen hinter ihnen geschlossen sind, bekommen wir freie Fahrt.
    »Jetzt hast du die Chance verpasst, den Premierminister kennenzulernen«, sagt Cam, während wir auf die Tore zusteuern. Ich antworte nicht. »Was hast du denn?«, fragt er.
    Doch ich schüttele nur den Kopf, schließe die Augen und lehne mich zurück. Durch die ganze Aufregung habe ich gar nicht mehr an Dr. Lysander gedacht. Vielleicht wollte ich mir einfach nicht ausmalen, was mit ihr geschieht.
    Auch wenn ich es nicht immer begriffen habe, hat sie mich doch die ganze Zeit beschützt. Sogar die Krankenhausberichte hat sie gefälscht. Eine Regel nach der anderen für mich gebrochen. Und die größte dann, als sie sich mit mir außerhalb des Krankenhauses getroffen hat. Nico hat ihr vorgehalten, ich wäre das Kind, das sie nie hatte. Trotzdem gehört sie zum Lordersystem, das ich abgrundtief hasse. Aber meinetwegen ist ihr Wachmann tot und sie in Gefangenschaft.
    Dr. Lysander ist mir wichtig, sie gehört sozusagen zur Familie. Wie Mum würde auch sie alles tun, um mich zu

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