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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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etwas in den Bäumen rascheln gehört habe. Aber wenn ich verstohlen zurückschleiche, ist da nichts.
    Auf dem Weg überlege ich mir mögliche Schwachstellen. Wer bewacht Dr. Lysander? Wenn das mit den Vier-Uhr-Angriffen so stimmt, wie Katran gesagt hat, müssten eigentlich alle im Einsatz sein; vor ihrer Tür sollte höchstens eine Wache sitzen. Wie könnte ich denjenigen ablenken und aus dem Haus locken, um Dr. Lysander zu befreien? Ich mache mir nichts vor, bei einem Kampf Mann gegen Mann könnte ich jemanden nur in äußerster Notwehr ernsthaft verletzen. Wie Wayne damals. Bei dem Gedanken schüttelt es mich. Auch wenn ich Waynes Tod nicht gerade bedauere und er wohl auf Nicos Konto geht, fühle ich mich dafür verantwortlich.
    Konzentrier dich.
    Wenn Nico im Haus ist, habe ich ein echtes Problem. Eigentlich sollte er aber unterwegs sein und die Anschläge koordinieren.
    Es sei denn, er ist derjenige, der Dr. Lysander um vier Uhr erschießt.
    Noch kannst du einen Rückzieher machen, abhauen. Dich ver stecken.
    Nein. Höchste Zeit, dass ich mich den Problemen stelle, die ich verursacht habe. Im Laufschritt eile ich den Weg entlang. Mit einem Auge behalte ich meine Armbanduhr im Blick. Jetzt ist es Viertel nach drei, ich lege noch einen Zahn zu, lasse mir alle möglichen Szenarien durch den Kopf gehen und verwerfe sie wieder. Es gibt zu viele Unbekannte.
    Schon erkenne ich den Motorradunterstand, gleich bin ich beim Haus. Wieder überkommt mich das Gefühl, beobachtet zu werden. Es ist so stark, dass ich stehen bleibe und mit angehaltenem Atem lausche. Nichts zu hören. Die einzige Bewegung stammt von einem Milan, der über mir seine Kreise zieht, die Augen auf irgendeine Beute geheftet. Angst und eine lebhafte Fantasie, mehr nicht.
    Im Schutz der Bäume schleiche ich lautlos ums Haus. Kein Wagen zu sehen, also ist Nico nicht da! Vor lauter Erleichterung sacke ich gegen einen Baum. Könnte ich ihm die Stirn bieten? Auch wenn ich mir das die ganze Zeit vorzumachen versuche, bin ich mir nicht wirklich sicher. Abgesehen von den üblichen Dingen, mit denen er uns alle in der Hand hat, kommt bei mir noch etwas hinzu, das ich bis vor Kurzem vollkommen verdrängt habe. Nico ist das Grauen in mir. Der Stoff, aus dem meine Albträume gemacht sind.
    An der Tür tut sich was, schnell ducke ich mich weg. Eine dunkelhaarige Gestalt tritt aus dem Haus, kippt eine Tasse aus und geht wieder hinein. Tori. Ist sie die Wache? Und vielleicht sogar die Schützin?
    Ansonsten wirkt das Haus verlassen und leer. Doch meinem geübten Blick entgehen die spärlichen Anzeichen von Leben nicht. Ich vermeide es, auf den dünnen Stolperdraht zu treten, der sich im hohen Gras um das Haus spannt.
    Dennoch stimmt irgendetwas nicht.
    Eine Stille, die nicht vom Haus ausgeht, sondern von der Natur ringsum, als würden die Bäume die Luft anhalten. Die Vögel sind verstummt. Selbst der Wind …
    Ich gehe den Weg, den ich gekommen bin, noch einmal zurück. Neben mir knackt es leise. Mit einem Drehkick wirble ich herum, kann den Tritt gerade noch abbremsen.
    »Cam? Was zum Teufel machst du hier?«, fauche ich und zerre ihn hinter einen Baum.
    Er grinst. »Ich wollte nur sichergehen, dass du auch klarkommst. Was geht denn hier ab?«
    »Du brauchst nicht so dämlich zu grinsen. Das ist hier kein Spaß!« Ich bin stinksauer. Auf mich selbst, weil ich mich aus Bequemlichkeit von ihm habe kutschieren lassen, und auf ihn, weil er mir gefolgt ist, und wieder auf mich, dass ich ihn nicht eher gestellt habe.
    Er verbeißt sich das Lächeln, aber in den Augen blitzt es noch auf. »Sorry.«
    »Geh sofort zum Auto zurück!«
    »Auf keinen Fall. Ich gehe nirgendwohin. Da kann ich dir auch genauso gut helfen. Was hast du vor? Du wolltest doch einer Freundin helfen, aber wenn die Freundin hier wohnt, warum schleichst du dann so vorsichtig ums Haus herum? Soll ich mal klopfen, ob jemand da ist?« Als er Anstalten macht, auf das Haus zuzugehen, reiße ich ihn zurück.
    »Und du willst jetzt echt nicht gehen?«
    »Nein«, sagt er, und diesmal liegt eine Entschlossenheit in seinem Blick, die er bislang mit seinen Witzeleien überspielt hat.
    »Du hast keine Ahnung, auf was du dich da einlässt.«
    »Dann klär mich doch auf.«
    Seufzend ziehe ich ihn tiefer in den Wald. In die Enge getrieben.
    »Also, in dem Haus ist jemand eingesperrt, den ich rausholen will.«
    »Beihilfe zum Ausbruch. Klingt gut.«
    »Ich hoffe jetzt mal, dass nur eine Person Wache steht.«
    »Okay.«

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