Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)
Stimmen im Raum, aber in meinem Kopf dreht sich alles. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, will nur noch schlafen. Eine der neuen Stimmen ist eiskalt. Sie kommt mir bekannt vor und dann auch wieder nicht. Die Stimme befiehlt, mich in Ruhe zu lassen und wegzutreten. Das Geräusch sich entfernender Schritte. Stille. Mir fallen die Augen zu.
Als ich wieder zu mir komme, liege ich. Mein Kopf fühlt sich an, als hätte jemand mit einem Hammer auf ihn eingeschlagen.
Beweg dich nicht und lausche.
Aber außer dem Ticken einer Uhr gibt es nichts zu hören. Vorsichtig mache ich die Augen auf.
Ein Büro. Ein Schreibtisch. Ich liege auf einem Sofa, das an der gegenüberliegenden Wand steht. Am Schreibtisch sitzt ein Lorder in grauem Anzug vor einem Laptop. Als er aufschaut, bemerkt er, dass ich die Augen geöffnet habe.
»Wie ich sehe, bist du aufgewacht.«
Sein Gesicht hat sich mir eingebrannt. Diese dünnen Lippen, als wäre der Mund hineingeschlitzt worden. Coulson.
Also habe ich seine Stimme vorhin erkannt.
Mühsam rappele ich mich auf, um ihn anzuschauen. Zwar schmerzt mein ganzer Körper, aber zum Glück scheint noch alles zu funktionieren. Keine bleibenden Verletzungen. Ich betaste mein Gesicht, den Bereich um mein Auge. Es ist noch alles heil.
»Das heute war ein bedauerlicher Fehler.« Coulson schüttelt den Kopf. »So war das nicht geplant«, seufzt er. »Aber sei unbesorgt, das wird ein Nachspiel haben. Gegebenenfalls werden auch Strafen verhängt.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Nun, dann werde ich dich jetzt mal aufklären, Kyla. Ich beobachte dich schon eine ganze Weile. Mit dir stimmt was nicht. Du tust Dinge, die du nicht tun solltest. Für einen Slater ist das wirklich sehr besorgniserregend.« Wieder seufzt er. »Wir wollen doch unbedingt, dass du es schaffst. Dass du deine zweite Chance nutzt. Durch Ben Nix und seine Happy Pills bin ich auf dich aufmerksam geworden. Offenbar nimmst du sie ja auch, ansonsten hättest du das heute gar nicht durchgestanden. Du wärst schon längst in Ohnmacht gefallen.«
Dazu sage ich nichts. Bens Name versetzt mir einen Stich, doch ich lasse mir nichts anmerken.
»Arme Kyla, die RT haben dich doch nur benutzt, damit du das Krankenhaus zeichnest. Und eigentlich wollten wir dir nur folgen. Zu den RT und ihren Plänen. Deshalb war ich maßlos verärgert, als ich von deiner Verhaftung erfahren habe. Sie haben zu früh eingegriffen und damit ändert sich natürlich alles.«
Er hält inne und nimmt einen Schluck Tee. Ich halte seinem Blick stand, bin wie betäubt. Er weiß von den Zeichnungen . Amy ist die Einzige, die sie gesehen hat … Nein. Nie im Leben würde sie … Oder doch?
Coulsons schmale Lippen verziehen sich zu einem unnatürlichen Lächeln. »Nun müssen wir das Beste daraus machen. Ich schlage vor, wir lassen dich frei. Du arbeitest weiter mit den RT zusammen und verrätst uns, was sie vorhaben. Was hältst du davon?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Mit den Terroristen habe ich nichts zu tun.«
Bekümmert schüttelt er den Kopf. »Das wissen wir doch längst. Das Lügen kannst du dir sparen. Und was hat dieser Cameron mit all dem zu tun? Was sollen wir mit ihm anstellen?«
Ich gerate in Panik. »Nichts. Der hat damit überhaupt nichts zu tun. Wir haben nur eine Runde mit dem Rad gedreht.«
»Dein Bestreben, Freunde zu retten, ehrt dich, Kyla. Aber warum sollte ich dir glauben?«
»Weil es stimmt.«
»Und was ist mit Ben?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Willst du denn nicht wissen, wo er ist?«
Es ist also wahr: Ben lebt! Am liebsten möchte ich vor Freude schreien, gleichzeitig habe ich aber auch furchtbare Angst. Wenn Coulson weiß, wo Ben ist, verheißt das nichts Gutes.
»Wo ist er denn?«
Er schüttelt den Kopf. »Umsonst gibt es von mir gar nichts, das musst du dir schon verdienen. Doch woher soll ich wissen, wann du die Wahrheit sagst, wenn du zwischendrin immer wieder schwindelst? Also, erzähl mir von den Terroristen.«
Wenn Coulson ohnehin Bescheid weiß, bringt das Lügen auch nichts mehr.
»Ich habe keine Ahnung, was sie planen. Wirklich nicht! Ich zeichne nur für sie, mehr nicht.«
Er nickt. »Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass sie dir keine wichtigen Informationen anvertrauen, aber dir wird schon was einfallen. Streng dich ein bisschen an, dann bekommst du bestimmt mehr heraus. Und trotz all deiner Fehltritte will ich noch mal ein Auge zudrücken. Das ist keine leichte Aufgabe, die wir dir geben. Ich schlage
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