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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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und ich stürme hinaus.
    Beinahe bin ich froh, spät dran zu sein, so habe ich wenigstens einen Grund zu rennen.
    An der Klassentür lese ich meine Karte ein, setze mich und hole mein Heft heraus. Ich tue so, als würde ich den Ausführungen des Lehrers über Statistik folgen, während sich die Gedanken in meinem Kopf überschlagen.
    Dabei ist es doch erst zwei Tage her. Und Coulson ist jetzt schon ungeduldig? Irgendetwas scheint er zu wissen. Vielleicht hat er mitbekommen, dass ich gestern Nachmittag nicht in der Schule war. Nur wie? Hat er etwa einen Spitzel auf mich angesetzt?
    Wie jeden Freitag versammeln wir uns am Nachmittag in der Aula. Coulson und seine Lorder sind wieder anwesend, aber diesmal bin ich mir sicher, dass ich mir die Dinge nicht nur einbilde. Sein Blick ruht auf mir, lässt mich aus der Masse herausstechen. Als prangte an meiner Stirn ein Neonschild: Spitzel der Lorder. Ich fühle mich wie ein unter Glas aufgespießter Schmetterling, dem eine heiße Lampe die Flügel verbrennt.
    Fällt den anderen auf, wie Coulson mich fixiert? Ich sehe mich um, mit Schrecken stelle ich fest, dass Nico mit seiner Klasse nur ein paar Reihen hinter mir sitzt. Er wirft mir einen flüchtigen Blick zu. Hat Coulson es bemerkt?
    Ein gefährliches Spiel.
    Äußerlich lasse ich mir nichts anmerken, scheinbar konzentriert lausche ich der Rede des Direktors über die Schulinspektionen. Doch innerlich bin ich vollkommen aufgewühlt: Nico und Coulson zusammen im gleichen Raum, sie atmen die gleiche Luft ein. Vielleicht sollte ich sie aufeinander aufmerksam machen, dann könnten sie endlich mal alles unter sich ausmachen.
    Nein. Sie auf eine Stufe zu stellen, ist ungerecht. Die Lorder sind böse, mir dreht sich der Magen um, wenn ich daran denke, was sie mit Tori gemacht haben. Und nicht nur mit Tori, mit so vielen Slatern, die einfach spurlos verschwunden sind. Nico hat ganz recht, man muss ihnen und ihren Machenschaften ein Ende setzen.
    Dennoch ist mein Verhältnis zu Nico … kompliziert.
    Ich hätte es ihm sofort sagen sollen. Gleich als es passiert ist, hätte ich ihm den Deal mit Coulson beichten müssen. Nico wäre schon etwas eingefallen, wie man die Sache gegen sie hätte wenden können. Die alte Rain hätte bestimmt so gehandelt.
    Aber ich habe es nicht getan. Ich wollte Bens Leben nicht aufs Spiel setzen, genauso wenig wie Cams. Aber so läuft es bei Free UK nicht. Ihre eigenen Leute retten sie, wenn das Risiko nicht gerade übermäßig hoch ist. Ansonsten ist jeder entbehrlich und das wissen wir auch. Das ist Teil der Abmachung. Die Sicherheit der Gruppe – und das Ziel – sind wichtiger als das Leben eines Einzelnen, ob er nun zur Gruppe gehört oder nicht.
    Mir ist schlecht vor Angst. Es ist zu spät, Nico jetzt alles zu erzählen, der Aufschub bricht mir das Genick. Er würde sofort wissen, dass ich am Schwanken bin. Schwach.
    Ganz gleich, wofür ich mich entscheide, es kann nur falsch sein.

Jazz zwinkert mir zu und drückt mir daheim, nach der Schule, einen Umschlag in die Hand. Ich rase nach oben in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir. Er hat extra einen Moment abgepasst, als Amy nicht hingesehen hat. Was hat das zu bedeuten? Meine Hände zittern so sehr, dass ich den Umschlag kaum aufbekomme und ihn beim Öffnen fast zerreiße.
    Darin steckt ein Foto. Von einem Läufer, etwas unscharf, aufgenommen auf einer Aschenbahn aus großer Distanz. Das Haar, die Statur, der entrückte Blick beim Laufen.
    Es ist Ben.
    Auf der Rückseite steht mit dünnem Bleistift: Ist er das?
    Ich schaue noch einmal im Umschlag nach, aber dort ist ansonsten nichts, keine Erklärung, keine Anweisung.
    Ich beiße mir auf die Zunge, um nicht laut loszuschreien. Das. Reicht. Nicht. Ich muss umgehend mehr erfahren.
    Bei unserem letzten Treffen hat Aiden gesagt, dass er am Freitag bei Mac wäre, heute also. Ob er noch da ist? Wenn nicht, weiß Mac vielleicht, wo Ben steckt.
    Schon kurz darauf radle ich los.
    Ich klopfe bei Mac an die Haustür. Es macht keiner auf, dennoch könnte ich wetten, dass ich jemanden im Haus gehört habe. Vergeblich rüttle ich an der Tür. Dann klettere ich über das hohe Gartentor. Dahinter steht ein weißer Lieferwagen einer Telefongesellschaft. Aidens? Skye kommt angesprungen und schleckt mir das Gesicht ab, dabei wirft er mich fast um.
    »Wo sind denn die anderen?«, frage ich. Der Hund wedelt mit dem Schwanz.
    Ich hämmere gegen die Hintertür. »Ich bin’s, Kyla. Lasst mich rein!«, brülle

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