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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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stellt sich taub und folgt mir unbeirrt.
    »Hast du nicht gehört?« Bei den Motorrädern konfrontiere ich ihn direkt.
    Er grinst bloß. »O ja, du Besondere, aber das ist ein Befehl von oben. Damit du sicher nach Hause kommst.«
    »Ich werde auch nichts sagen. Los, hau ab und schlaf eine Runde.«
    Wieder reagiert er nicht, holt die Motorräder aus dem Versteck und übernimmt die Führung. Katran fährt viel zu schnell, eigentlich sollten wir nicht so einen Krach veranstalten, aber so war er schon immer! Mehr Mut als Verstand, hat Nico früher gerne gesagt, aber letztendlich behielt Katran immer noch gerade so die Kontrolle. Haarscharf am Abgrund, aber nie darüber. Doch schon bald gebe ich mich selbst dem Geschwindigkeitsrausch hin, vergesse, was heute geschehen ist, das Risiko ist mir egal.
    Es führt mich zurück in eine andere Zeit, in der Gefahr noch an der Tagesordnung war. Durch die Erinnerungen fühle ich mich lebendig, doch im nächsten Moment sind sie auch schon wieder verblasst.
    Und ich kann mir keinen Reim darauf machen. Ich mustere Katran vor mir. Wer ist er überhaupt? Haben wir uns damals nahegestanden? Mir brennen die Fragen auf der Zunge.
    In der Ferne ist schon das Versteck auszumachen, das nur ein paar Meilen von meinem Elternhaus entfernt liegt. Katran drosselt das Tempo und macht eine Kehrtwendung, um zurückzufahren.
    »Warte mal«, rufe ich zögerlich. »Ich möchte dich noch was fragen.«
    »Was denn? Findest du von hier nicht nach Hause?«
    Finster sehe ich ihn an und balle die Fäuste. »Warum bist du manchmal nur so ein Mistkerl?«
    »Willst du das wirklich wissen?« Hinter der Frage lauert eine Menge aufgestauter Wut.
    Ich wende mich ab, zerre das Motorrad ins Versteck zwischen die Bäume. Katran bleibt und beobachtet mich dabei, wahrscheinlich will er nur sichergehen, dass ich es auch richtig verstaue. Nachdem ich die Abdeckplane und das Tarnnetz über die Maschine gezogen habe, mache ich mich auf den Nachhauseweg.
    »Komm zurück. Es tut mir leid«, ruft er.
    Katran entschuldigt sich? Vor lauter Überraschung bleibe ich stehen und drehe mich um. Er ist abgestiegen und ich gehe auf ihn zu. Herausfordernd sieht er mich an und ich erwidere seinen Blick. Doch als sich seine dunklen Augen in meine bohren, weiß ich nicht mehr, was ich sagen wollte.
    »Und?«, fragt er schließlich.
    Ich schlucke. »Meine Erinnerungen sind ein wenig … durcheinander. Kann ich dich was fragen, was schon länger her ist?«
    »Schieß los.«
    »Ich hatte diese schlimmen Träume. Albträume. Ich habe sie immer noch«, seufze ich und senke den Blick. Eigentlich will ich es nicht laut aussprechen, aber ich muss endlich Gewissheit haben. »Ich werde gejagt. Laufe durch Sand, habe panische Angst. Und …« Ich schaue auf. »Du hast mich dann aufgeweckt und im Arm gehalten, wenn ich mich gefürchtet habe.« Ich frage gar nicht, ich sage es einfach, weil ich sicher bin, dass es stimmt.
    Und da, in seinen Augen, finde ich die Bestätigung. Er wendet den Kopf ab, sodass die rote Narbe auf seiner Wange nicht zu sehen ist. Manchmal, wenn er wie jetzt nicht so wütend ist, kommt ein anderer Mensch zum Vorschein. Einer, der den Arm um Hollys Bruder legt.
    Einer, der mich vor vielen Jahren tröstend im Arm gehalten hat.
    »Danke.«
    »Schon gut.« Ihm scheint das peinlich zu sein. »Du und ich, wir waren Freunde. Aber Dinge … ändern sich.«
    »Warum?«
    »Du hast dich verändert.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich verstehe es ja selbst nicht.« Katran seufzt. »Als du neu zu uns in die Gruppe kamst, warst du anders. Hattest Angst, hast viel geweint. Du wolltest gar nicht bei den Eulen sein, jedenfalls nicht so wie wir. Aber zwischendurch warst du wie verwandelt. Du bist zu dieser durchgeknallten Furie mutiert. Zu einer Marionette, die Nico tanzen lässt. Es hatte irgendetwas mit diesem Arzt zu tun, der dich manchmal gleich für mehrere Tage mitgenommen hat. Mit jedem Mal hast du dich mehr verändert, bis das Mädchen, das ich kennengelernt hatte, fast ganz verschwunden war.«
    Ein Arzt? Auf einmal fällt mir dieser Spezialist ein, kein gewöhnlicher Arzt, der Wunden flickt und Krankheiten heilt. Vor diesem Arzt hatte ich Angst, schreckliche Angst. Bei dem Versuch, sein Gesicht aus meinen Gedanken zu verbannen, taucht sein Name vor mir auf: Dr. Craig . In dem Albtraum kam ein Arzt vor, der mir sagte, dass ich krank werden würde.
    »Und Nico hat uns angewiesen, dich wie eine von uns zu behandeln, wenn du so verändert

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