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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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Vorstellung, ihm das Messer ins Fleisch zu rammen, Haut, Blutgefäße und Muskeln zu durchtrennen, hat mich gelähmt. Ich habe es nicht über mich gebracht.
    Wenn Katran nicht zurückgekommen wäre, wäre ich jetzt tot.
    Wütend balle ich die Fäuste. Wofür war denn all das Training mit Nico und den Eulen gut? Ich kenne unzählige Arten, einen Menschen zu töten.
    Ich bewahre Emilys Gesicht im Gedächtnis. Warum hat sie den Happy Juice nicht gewollt, der ihr Leben hätte retten können? Nun sind sowohl sie als auch das Kind tot. Und Holly … Genickbruch. Dazu zwei weitere aus ihrer Gruppe, deren Namen ich nicht einmal kenne.
    Die Lorder haben das getan.
    Wenn ich das nächste Mal einem Lorder bewaffnet gegenüberstehe, versage ich nicht.

»Hättest du das Gleiche getan wie das Mädchen?«, fragt Tori. Auf den letzten Metern zum Haus kontrolliert sie ihr Messer. Ganz offensichtlich hatte sie keine Probleme, es zu benutzen.
    »War doch sinnlos. Ihr Kind hat sie damit auch nicht retten können.«
    »Aber vielleicht hätte sie nicht damit leben können, ihr Kind auf dem Gewissen zu haben. Mir wäre es genauso gegangen, wenn ich zum Beispiel dabei gewesen wäre, als Ben gestorben ist, und ich nicht alles getan hätte, um ihn zu retten.«
    Misstrauisch betrachte ich sie aus den Augenwinkeln. Weiß sie etwas über Ben? Nein. Sie überträgt die Situation einfach nur auf sich selbst, auf den einen Menschen, für den sie ihr Leben geben würde. Ich seufze.
    Tori legt den Arm um mich. »Wenigstens wird dort in der nächsten Zeit niemand mehr liquidiert. War das heute nicht toll?«
    »Soweit ich mitbekommen habe, schon.« Und das war mehr, als mir lieb war.
    Tori schaut nach vorn, wo Katran an der Spitze läuft. Mit gesenkter Stimme sagt sie: »Das ist total unfair. Rede mit Katran, damit er dich das nächste Mal mitkämpfen lässt. Aber du bist trotzdem dabei gewesen und immerhin haben wir was erreicht.« Lauter fährt sie fort: »Hey, Leute, denen haben wir es aber gezeigt!« Hier und da kommt aus der Gruppe ein Jubelruf.
    Nico tritt aus dem Haus, der Nachmittag ist vorbei, also ist er zurück aus der Schule. Wo auch ich hätte sein sollen. Er lässt den Blick durch die Gruppe schweifen, um zu sehen, wer fehlt. »Hatten sie einen ehrenvollen Tod?«, fragt er Katran.
    »Ja.«
    Hollys Bruder kommt aus dem Haus gestürmt. Da er kaum ausgebildet ist, hat Nico ihn nicht mit auf diese Mission gelassen. »Wo ist Holly?«, fragt er.
    Niemand antwortet ihm. Katran hält den zitternden Jungen fest. Die Schweigeminute scheint sich ins Endlose zu ziehen.
    Nico hebt den Kopf und gibt ein Zeichen, woraufhin sich alle entfernen. Katran hat dabei den Arm um Hollys Bruder gelegt und spricht leise auf ihn ein. Er wirkt wie verwandelt, so sanft wie der Katran aus meinen Träumen. Hat er mich wirklich getröstet? So verrückt es mir auch erscheint, eine innere Stimme sagt mir, dass es tatsächlich so gewesen sein muss.
    »Wie schön, dass ihr euch so gut versteht«, sagt Nico und deutet auf mich und Tori, die sich immer noch bei mir untergehakt hat.
    »Warum sollten wir uns nicht gut verstehen?«, fragt Tori.
    »Selten, dass sich zwischen zwei Mädchen eine Freundschaft entwickelt, die den gleichen Freund hatten.«
    Tori sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an und stößt mich dann weg. »Ben?«, flüstert sie ungläubig. Hilflos zucke ich mit den Achseln. Was soll ich da noch sagen? Tori macht auf dem Absatz kehrt und marschiert in den Wald.
    Nico lächelt. »Ich muss kurz mit dir reden«, sagt er, zeigt auf mich und geht rein. Einen Moment stehe ich wie versteinert da.
    »Komm jetzt!«, ruft er.
    Ich folge ihm in den fensterlosen Raum, der ihm als Büro dient. Flackerndes Kerzenlicht tanzt über die feuchten Wände.
    »Warum hast du das getan?«, frage ich ungehalten.
    »Was?«
    »Ihr von mir und Ben erzählt?«
    »Du weißt doch, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben dürfen. Nur so funktioniert die Gruppe. Die Lorder lügen, wir sagen die Wahrheit.«
    »Wahrheit ist Freiheit, Freiheit ist Wahrheit.« Längst vergessene Worte brechen aus mir hervor.
    Nico lächelt. »Genau. Jetzt sag mir aber, wie es dir nach dem Anschlag heute geht? Stehst du immer noch hinter unserer Sache?« Der freundliche Ausdruck in seinem Gesicht kann nicht über den wachsamen Blick hinwegtäuschen.
    Ich verscheuche alle Gedanken an Blut und schließe die Finger fest um Emilys kalten Ring in meiner Hosentasche. Denk daran, was die Lorder ihr angetan haben,

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