Zersplittertes Herz
du heute Nacht nicht hier bei mir sitzen.«
»Oh, du denkst, ich wäre zum nächsten Rockstar in meiner langen Schlange von Rockstars weitergezogen?«
Er zuckt die Schultern.
»Du weißt, wie sehr man das Ego eines Mädchens verletzen kann, wenn man es zurückweist, nachdem es sich vor einem ausgezogen hat?« Ich lege eine Hand auf meine Brust. »Ich werde wahrscheinlich monatelang zum Psychiater gehen müssen, um den Schaden zu beseitigen.«
»Irgendwie denke ich, dass du damit zurechtkommst.«
»Spiele«, murmle ich. »Emotional gesehen, werde ich der Mann in dieser Beziehung sein müssen, oder?«
»Du bist auf jeden Fall wie keine Frau, die ich jemals getroffen habe.«
»Gott sei Dank«, sage ich, aber meine Wangen werden heiß, weil ich weiß, dass es als Kompliment gemeint ist. Ich tue verdammt noch mal mein Bestes, um sicherzustellen, dass es mich nicht kümmert, was die Leute über mich denken. Aber bei Asher kümmert es mich. Und das macht mir Sorgen.
Er bezahlt die Rechnung, und wir gehen hinaus in die Dämmerung des Abends. Als er meine Hand nimmt, ziehe ich sie nicht zurück.
»Wie denkst du über Hochzeiten?«, höre ich mich fragen.
»Machst du mir bereits einen Antrag?« Er blickt mich an. »Ich weiß nicht. Mir scheint das doch etwas schnell zu gehen.«
Ich verbeiße mir ein Lächeln. »Ich brauche einen Begleiter.«
»Für eine Hochzeit?«
»Für die Hochzeit meiner Schwester Krystal. Ich meine, wenn du dann noch in der Stadt sein wirst oder so, ich bitte dich nicht darum, extra einen Trip hierher zu machen.«
Er zieht eine Braue hoch. »Ich dachte, sie wäre bereits verheiratet.«
»Sie will es noch mal versuchen. Aber mach dir keine Sorgen, sie hat versprochen, dass es
fa-bel-haft
wird.«
Er schweigt. Kann man es ihm verübeln? Er wollte nicht mit mir schlafen, und ich denke, dass
das
ein einladenderes Angebot war.
»Klar«, sagt er schließlich. »Ich würde mich freuen, dich zu begleiten.«
»Wirklich? Die Chancen stehen gut, dass die Zwillinge beim Empfang über dich herfallen werden.«
Er lacht und blickt mich an. »Ich kann mit ein paar Fangirls umgehen. Außerdem weiß ich, du würdest mich nicht fragen, wenn du nicht denken würdest, du bräuchtest ein Date. Ich habe zu einer Frau in Not noch nie nein gesagt.«
»Hmpf«, schnaube ich. »Meine Erfahrung sagt etwas anderes.«
Einen Block entfernt, setzt sich ein Pick-up mit quietschenden Reifen an einer Ampel in Bewegung, und ein Typ mit einer Baseballmütze steckt den Kopf und den Oberkörper aus dem Fenster, dabei zeigt er auf mich. »Loooose!«, ruft er in die Nacht hinaus und zieht das Wort in die Länge. »Loooos-eeee!«
Das Wort, einst ein scharfes Messer, verkörpert jetzt das Sägen einer stumpfen Klinge an meinem schwieligen Herz. Der Truck kreischt die Straße hinunter, und Hass füllt meinen Hals, versperrt jeglicher Antwort den Weg.
»Lucy?«, fragt Asher. »Ist das nicht der Name deines Hundes?«
Plötzlich werde ich von meiner eigenen Naivität überwältigt. Dachte ich wirklich, ich könnte in diesen gottverdammten Höllenschlund von einer Stadt zurückkehren und ein normales Leben führen? New Hope wird mir niemals
Normalität
geben. Wenn ich in New Hope leben und sterben werde, meißeln sie wahrscheinlich das Wort »loose« in meinen Grabstein.
Ich schlucke meine Wut hinunter und schüttle den Kopf. »
Loose
«, erkläre ich. »Das englische Wort für locker. Eine
lockere Frau. Promiskuitiv. Eine Schlampe
.«
Asher zieht die Luft mit einem kehligen Zischen in seine Lungen, und seine Nasenflügel blähen sich. Diese blauen Augen scheinen zu brennen, als er dem Spinner nachsieht. Der ist inzwischen längst verschwunden, und ich bin froh darüber, denn der Ausdruck in Ashers Augen spricht Bände darüber, was er gerne mit ihm anstellen würde. Es sollte mir Angst machen, wenn man seinen Ruf bedenkt. Stattdessen hilft es mir, die Beleidigung abzuschütteln.
Ich kann inzwischen mit der Gehässigkeit umgehen. Dennoch wünsche ich mir, ich könnte Asher in der Zeit zurückschicken, damit er dort für mein fünfzehnjähriges Ich aufgebracht sein könnte. Jenes war nicht so abgehärtet.
»Kannst du mir einen Namen nennen?«, fragt er mich, seine Stimme leise und tödlich ruhig.
»Es sind nur dumme Städter aus meiner Highschool.« Ich drücke meine Hände in seinen Arm. »Es macht nichts.«
Er lässt meine Lüge nicht auffliegen, allerdings wissen wir beide, dass es etwas ausmacht. Was hatte er da drin noch
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