Zersplittertes Herz
hast, als du geweint hast. Ich habe dich am Fluss gefunden. Dich zum Krankenhaus gebracht.«
Asher Logan war der Fremde, der mich damals mitgenommen hat? Ist die Welt wirklich so klein? Ist das Schicksal wirklich so grausam?
Ich war an diesem Tag am Fluss ein totales Wrack. Ich erinnere mich an einen Mann. Erinnere mich daran, wie er versucht hat, mich dazu zu bringen, ins Krankenhaus zu gehen.
Ich starre auf meine Hände, beinahe überrascht, sie sauber vorzufinden. Kein Blut, keine grauenhaften Alpträume, die mich zwingen, mich meinen Sünden zu stellen.
Wie kann das alles wiederkommen? Ich bin all dem nie wirklich entkommen, nicht wahr?
»Du hast mich gehalten.«
»Ja«, flüstert er. »Habe ich.«
Ich habe an diesem Tag am Fluss gebetet. Verwirrt. Schuldig. Höllisch durcheinander. Ich war schwanger, und ich würde in zwei Tagen heiraten, ohne die geringste Ahnung, wann mein Leben derart außer Kontrolle geraten war.
Dann, als ich zu bluten anfing, war es wie eine kranke Antwort auf mein Gebet.
Lieber Gott, bitte bring’ alles wieder in Ordnung
. Und dann das Blut.
Ich höre nicht, wie Asher sich bewegt, doch als ich aufblicke, als ich meinen Blick von meinen sauberen Händen hebe, steht er neben mir und reicht mir seine Hand.
Ich könnte sie nehmen. Zweifellos würde er mich wieder halten. Zweifellos würde es sich so verdammt gut anfühlen. Er würde mein Haar streicheln und in mein Ohr murmeln. Er würde dem verheulten Geplapper einer idiotischen Frau zuhören, die nicht mit einer traumatischen Situation oder der Erinnerung an eine solche, umgehen kann, ohne die starken Arme eines Mannes, die sie zusammenhalten.
Ich bin in Versuchung. Ich bin tatsächlich in Versuchung und hasse mich dafür. Selbst nach zwölf Monaten. Selbst nach einer Therapie und endlosen Bestätigungen, mir selbst vergeben zu haben, bin ich in Versuchung. Ich will es jemandem erzählen. Will am Anfang beginnen. Mit meinem Vater anfangen. Damit, fünfzehn zu sein und das Wort BEICHTE wie ein Phantom im Badezimmerspiegel erscheinen zu sehen. Ich will meine hässliche Seele auf dem kalten, vernarbten Linoleum des Küchenbodens ausschütten.
Dann müsste ich mich wenigstens nicht um ungewollte Liebesbekundungen sorgen – denn dann würde er wissen, wie kaputt ich bin.
Asher greift nach mir, doch ich ignoriere seine Hand. Ich schlinge die Arme um meine Brust, werde nicht zulassen, das zu brauchen.
»Es tut mir leid, dass du mich so sehen musstest«, sage ich. Ich muss weg von ihm. Weg von der Erinnerung. Nach New Hope zurückzukehren, ist schwer genug mit all diesen wiederkehrenden Stücken meiner Vergangenheit, die drohen, Fragen aufzuwirbeln, die ich nicht beantworten kann. Diesen Monat jährt sich der Tag, an dem Asher mich vom Flussufer geholt und ins Krankenhaus gebracht hat. Jährt sich die Absage der Farce einer Hochzeit und der Tag, an dem ich die schwierigste Entscheidung meines Lebens getroffen habe. Dieser Monat ist der schwerste bis jetzt, und mein Leben war kein Ponyhof.
»Ich hoffe, dass du meine Privatsphäre respektieren wirst und dieser Tag zwischen dir und mir bleibt.«
Eines muss man Asher lassen – weder kommt er zu mir noch weicht er zurück. Er steht seinen Mann. »Natürlich.«
Ich nicke und bin mir so sicher, ihm vertrauen zu können, dass ich weinen möchte. »Hör zu, das hat Spaß gemacht, aber ich denke, du solltest gehen. Soll ich dich zu deinem Auto zurückfahren?«
»Nein. Ich kann laufen.« Für einen langen Moment rührt er sich nicht, und ich frage mich, ob er meine Entscheidung anfechten will. Frage mich, ob er darüber fantasiert, die Stücke, die mich ausmachen, zusammenzuhalten, während ich schlafe.
Wills Worte suchen mich heim.
»Maggie, wenn du zerbrochen bist, mach ich dich heil.«
Ich werde nicht die Frau sein, die das von einem Mann braucht. Das werde ich nicht.
Asher starrt mich an; wartet auf etwas. Doch ich kann ihm nicht in die Augen sehen.
Ich warte, bis ich das Knallen der Vordertür höre.
Ich drehe das Wasser der Spüle auf. Während ich Flüssigseife auf meine Hände pumpe, denke ich an das Lesezeichen, das ich in meiner Tasche gefunden habe.
Beichte deine Sünden, und dir sei vergeben
.
Meine Sünden? Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll.
Ich hebe den Holzhammer und zögere für einen Herzschlag, bevor ich ihn auf das glänzende, lilafarbene Tablett schlage. Das Geräusch zerbrechender Keramik vertreibt dieses stets präsente Gewicht von meinen Schultern.
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