Zersplittertes Herz
Wodka?
Dafür habe ich keine Entschuldigung.
William
Sie ist betrunken. Sie ist betrunken, und sie ist verletzt, und sie steht unter Schock. Doch das ändert nichts daran, dass ich das Gefühl von ihr in meinen Armen liebe. Ich liebe es, wenn sie mich
braucht
, so wie jetzt.
Der Arzt hat ihre Wunde genäht – ein Schnitt, der von ihrer Handfläche bis über ihr Handgelenk reichte und zwölf Stiche brauchte. Sie ist genäht und bandagiert, und jetzt wollen sie warten, bis sie nüchtern ist, bevor sie entlassen wird.
»Wie hast du mich gefunden?«, fragt Maggie. Der Alkohol verlässt langsam ihren Blutkreislauf.
Ich erkenne es daran, dass sie sich mir entzieht. Sich zusammenreißt.
»Du hast genug Lärm gemacht, um die Toten zu wecken. Ich habe nur eine Menge Glas zerbrechen hören, und dann hast du geweint.«
Sie blinzelt. »Ich habe nicht geweint.«
Ich streiche eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Da sind immer noch Blutstreifen auf ihren Wangen. Die Ärztin wollte ein psychologisches Gutachten anordnen, aber ich habe es ihr ausgeredet. Habe sie überzeugt, dass Maggie keine Gefahr für sich selbst darstellt, obwohl ich nicht mal sicher, ob ich das glaube. Als ich das viele Blut gesehen habe …
Ihr Blick liegt auf meinem Mund, und ihre Lippen sind einen Spalt geöffnet. »Du hast mich gerettet.«
»Du wärst schon noch nüchtern genug geworden, um selbst zum Krankenhaus zu fahren«, biete ich ihr einen Ausweg an. Ich tue es mehr für mich, als für sie, denn diese Sache, die mich dazu bringt, sie so fest zu halten, ist die seelenverbrennende Angst, dass sie es nicht gemacht hätte. Dass sie zu viel Blut verloren hätte, wenn sie wieder zur Besinnung gekommen und es zu spät gewesen wäre.
Sie legt ihren Kopf zurück und unterbricht den Blickkontakt, um die Decke zu betrachten. Gott sei Dank. »Du bist immer da, wenn ich jemanden brauche. Du bist immer da, um mich zu retten.«
»Nicht immer«, sage ich leise, und ihr Blick trifft meinen so schnell, dass es mir leid tut, etwas gesagt zu haben.
»Das war nicht deine Schuld.«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich war nicht da.« Mein Magen verkrampft sich bei der Erinnerung. Wie oft kann ein einziger Mann Maggie Thompson im Stich lassen?
Sie schickt mir ein nachlässiges Lächeln. »Schau, Will. Ich war zerbrochen, und du hast mich wieder heil gemacht.«
»Maggie.« Ich erinnere mich an dieses Versprechen. Es ist ein Versprechen, das ich heute einhalten würde, wenn sie mich ließe. Es gibt nichts, das ich lieber täte, als sie ganz zu sehen, nach all den Jahren, in denen sie zerbrochen, ihr Leben meistern musste.
»Warum hast du mich nicht gehasst? Danach? Jeder hat mich gehasst, aber du …«
Ich konzentriere mich auf ihre bandagierte Hand, während ich mich in der Erinnerung einer fünfzehnjährigen Maggie verliere, die unangemeldet in meinem Wohnheim in Notre Dame aufgetaucht ist. Ihre Augen waren traurig, obwohl sie mir versicherte, sie sei in Ordnung. Ihre Hände gierig, obwohl ich sie mich nicht berühren ließ.
»Zwing mich nur nicht, dorthin zurückzugehen. Ich kann das nicht mehr. Lass mich bleiben. Bitte.«
Ich habe sie zur Bushaltestelle gebracht und sie nach Hause geschickt. Einen Monat später war die Stadt wegen des Skandals in Aufruhr. Sie haben sie beschuldigt, aber ich wusste es besser. Denn, wenn sie es etwas davon gewollt hätte, wäre sie nicht bei meinem Wohnheim aufgetaucht und hätte mich nicht angefleht, sie nicht nach Hause zu schicken.
Ich lasse meine Hand auf ihrer bandagierten Handfläche ruhen. »Ich könnte dich niemals hassen, Maggie. Nicht, als du meine winzige Nachbarin warst, und nicht, als du mir das Herz gebrochen hast, als du mich verlassen hast.«
Sie hebt ihre unverletzte Hand und legt sie an meine Wange. Ihre Augen blicken in meine. »Ich war ein Idiot.« Dann beugt sie sich nach vorne, und unsere Lippen treffen sich.
Heißes, elektrisches Verlangen erfasst mich. »Würdest du mich darum bitten, sie zu verlassen?«, flüstere ich an ihre Lippen. »Würdest du es mir sagen, wenn du mich noch brauchen würdest?«
Sie zuckt zusammen, als hätte ich sie geschlagen. »Das kann ich ihr nicht antun.«
8. Kapitel
Maggie
Letzte Nacht habe ich von meinem Vater geträumt. Mit verletztem, enttäuschtem Blick starrte er mir aus dem Badezimmerspiegel entgegen und brachte mich dazu, mich schmutzig in meiner eigenen Haut zu fühlen. Wegen meiner eigenen Haut.
Dann hat er mich in eine Kirche geschoben, doch ich war nicht
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